TUI: Mallorca ist 'nicht abgehakt' - Kritik an Jobabbau
TUI verspricht Urlaubern eine Wiederaufnahme des Betriebs zu wichtigen Mittelmeer-Zielen in diesem Sommer - sollte sich die regionale Lage bei den Corona-Infektionen weiter entspannen.
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"Wir werden noch diesen Sommer fliegen", sagte TUI-Deutschland-Chef Marek Andryszak der Mediengruppe RTL. Vom 1. Juli an gehe es nach Griechenland, spätestens einen Monat danach auf die Balearen: "Ich gehe nicht davon aus, dass der Mallorca-Urlaub abgehakt ist." Spanien habe "sehr große Fortschritte" im Kampf gegen die Pandemie gemacht, wenngleich es große Unterschiede der örtlichen Situation gebe.
"Ich gehe davon aus, dass die spanische Regierung und insbesondere die Regionalregierungen auf den Balearen und den Kanaren nach und nach darauf hinwirken werden, dass die Flughäfen und Hotels nach und nach aufmachen werden", sagte Andryszak. TUI-Vertreter sprechen derzeit mit politischen Entscheidungsträgern in vielen Ferienländern.
Die Fluggesellschaft Eurowings baut trotz der amtlichen Corona-Reisewarnung ihr Angebot auf die spanische Insel Mallorca ab dem kommenden Wochenende aus. Neben der nie unterbrochenen Verbindung von Düsseldorf kommen ab Freitag (15. Mai) Flüge aus Hamburg und Stuttgart hinzu, wie ein Sprecher sagte. Köln und München folgen dann am Wochenende - wie auch Flüge zu weiteren Zielen im Mittelmeer-Raum wie Neapel, Catania und Olbia in Italien oder Kavala in Nord-Griechenland. Derzeit befänden sich keine klassischen Touristen an Bord der Maschinen, sondern Residenten, Geschäftsleute oder Personal verschiedener Einrichtungen und Organisationen.
Derzeit verlangen die spanischen Behörden bei einer Einreise eine zweiwöchige Quarantäne, die aber für bestimmte Gruppen auch ausgesetzt wird. Zudem besteht eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes bis Mitte Juni. Eurowings rechnet damit, dass auch normale Reisen auf die vom Virus weitgehend verschonte Insel Mallorca sehr früh wieder möglich werden.
Wegen der kaum ausgelasteten Kapazitäten könnten Reisen "tendenziell günstiger" werden, deutete TUI-Manager Andryszak an: "Die Preise rutschen eher nach unten und nicht nach oben." Das Vertrauen der Verbraucher solle zudem mit einem umfangreichen Storno-Recht gestärkt werden. "Alle Kunden, die jetzt eine Buchung platzieren, können bis 14 Tage vor Abreise kostenlos stornieren und ihre Anzahlung zurückerhalten."
Andryszak nimmt an, dass wegen der coronabedingten Verzögerungen wohl erst im September bis Oktober das Geschäft richtig anläuft. "Der Urlaub 2020 wird sicher ein ruhigerer Urlaub", sagte er angesichts nötiger Schutzmaßnahmen. "Es wird nicht die Pool-Party geben."
In Spanien hatte die Regierung indes am Dienstag eine zweiwöchige Quarantäne für alle Einreisenden aus dem Ausland verhängt. Der Präsident der Vereinigung der Reiseagenturen (CEAV), Carlos Garrido, sprach von einer "Katastrophe". Auch Medien kritisierten dies scharf. Die Regelung soll nach Aussage von Gesundheitsminister Salvador Illa so lange gültig bleiben, bis der wegen der Corona-Krise beschlossene Alarmzustand in Spanien aufgehoben wird. Dieser wurde zuletzt bis zum 23. Mai verlängert - die Regierung plant nun aber bis Ende Juni.
Die Kanaren und die Balearen verlangen von Madrid eine Grenzöffnung für den Reiseverkehr. "Wir müssen die Märkte wieder öffnen", warnte die Vertreterin des Bündnisses Kanarische Koalition im Parlament, Ana Oramas, am Donnerstag im Fernsehen. "Leider sind (in Spanien wegen Covid-19) fast 30 000 Menschen gestorben, aber bald werden auch viele den Hungertod sterben", falls der Tourismus nicht in Gang komme.
Der TUI-Konzern ist von den Geschäftsrückgängen durch die Viruskrise schwer getroffen. Das Programm aus Pauschalreisen, Kreuzfahrten, Flügen und Hotelbetrieb ruht noch bis mindestens Mitte Juni. Die Risiken sind enorm, eine genauere Prognose für das Gesamtjahr gibt es nicht. Bis zu 8000 Stellen sollen wegen des Spardrucks wegfallen.
Weil TUI gleichzeitig einen Staatskredit über 1,8 Milliarden Euro erhält, um die Krise zu überbrücken, wurde Kritik laut. Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, appellierte an unterstützte Firmen, möglichst viel Beschäftigung zu sichern. "Wenn der Staat hilft, müssen unterm Strich mehr Arbeitsplätze erhalten bleiben", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag).
Auch TUI-Betriebsratschef Frank Jakobi sorgt sich. Die schrittweise beschlossenen Grenzöffnungen in der EU müssten nun Erleichterung für die Branche bringen. "Wir haben in Deutschland schon die Diskussion in den Urlaubsregionen, dass Hoteliers und andere Player sagen: Es ist ganz wichtig, wir müssen wieder Tourismus haben", sagte er dem NDR. "Das potenziert sich in Ländern, die vom Tourismus leben."
Aktuell verliert TUI nach einem bereits verlustreichen Winter pro Monat eine dreistellige Millionensumme wegen der Corona-Folgen. Die Lage bleibe einstweilen unsicher, hatte Vorstandschef Fritz Joussen am Mittwoch zur Vorlage der Geschäftszahlen gesagt. Außenminister Heiko Maas erklärte, eine schrittweise Aufhebung der weltweiten Reisewarnung für Touristen mit den europäischen Ländern könnte bald beginnen. Einen Zeitpunkt dafür nannte er aber noch nicht.
/jap/DP/mis
HANNOVER/MADRID (dpa-AFX)
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