Ernüchterung: Tesla-Marktwert wieder hinter BMW
Tesla bleibt eine Glaubensfrage.
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Während die Anhänger des Elektroauto-Unternehmens auf die Innovationskraft und das positive Image verweisen, gehen andere Marktteilnehmer wegen der hohen Bewertung auf Distanz.
Im Juni hatte Tesla an der Börse noch einmal richtig für Furore gesorgt. Mit der Euphorie um Teslas neues "Model 3" hatte der US-Autobauer in der Marktkapitalisierung sogar BMW überholt. Nun kehrt langsam Ernüchterung ein.
In den vergangenen Wochen ist Tesla bei der Marktbewertung wieder knapp hinter BMW zurückgefallen. Operativ ist das schnell nachvollziehbar. Im vergangenen Jahr hat BMW 2,26 Millionen Autos gebaut, Tesla dagegen nur 76.000, wie es bei Kames House Capital heißt.
"Alle guten Dinge sind schon eingepreist"
Der Kurs von Tesla impliziere einen Unternehmenswert, der etwa dem 96-fachen EBITDA entspreche. Bei BMW liege er beim 7,5-Fachen. "Zyniker würden behaupten, dass sämtliche guten Dinge, die diesem Unternehmen jemals widerfahren sind oder überhaupt widerfahren können, darin eingepreist sind", sagt David Ennett, zuständig für Hochzinsanleihen bei Kames Capital.
Zwar beabsichtigt Tesla mit der Einführung des Model 3 seine Produktionsrate von 90.000 Fahrzeugen im Jahr 2016 auf 500.000 im Jahr 2018 und 1 Million im Jahr 2020 zu erhöhen. Trotzdem schneide die Aktie unter verschiedenen quantitativen Bewertungsmethoden schlecht ab, heißt es auch bei den Vermögensverwaltern von Jupiter. Zudem seien die Ziele "ein ziemlich ehrgeiziger Plan für einen jungen Autohersteller, der bisher noch kein Auto gewinnbringend produziert hat, reihenweise geringere Ziele verfehlt hat und Autos in der gleichen Geschwindigkeit herstellen muss wie die effizientesten Fabriken von GM und Ford", sagt James Clunie, zuständig für Absolute-Return-Strategien bei Jupiter. Tesla passe in die Kategorie einer "Glamour-Aktie".
"Teslas Kapital reicht für drei Quartale"
Die Firma hat laut Jupiter "rasend schnell" bares Geld verbrannt. "Trotz zwei umfangreicher Kapitalaufnahmen gibt es Schätzungen, dass das Unternehmen nur so viel Kapital hat, um die nächsten drei Quartale zu überleben", sagt Clunie. Tesla habe im Mai des vergangenen Jahres 2 Milliarden Dollar über eine Aktienemission und im März dieses Jahres 1,15 Milliarden Dollar über Aktien und Wandelanleihen eingesammelt.
In den Hintergrund gedrängt würden die Probleme - wie die mangelnde Profitabilität, der scheinbar unersättliche Kapitalbedarf und der angeblich umweltschädliche Lebensstil des Tesla-Chefs Elon Musk - von der "ehrenhaften Aura" des Unternehmens. Tesla werde als Teil der Lösung der ökologischen Probleme gesehen, wegen des Produktangebots, das Elektrofahrzeuge, Batterietechnologie und Solarenergie beinhaltet.
Clunie meint, Tesla sehe zwar bisher wie der Gewinner "in der Schlacht zwischen Geschichtenerzählern und Fundamentaldaten-Liebhabern aus". Nach der Einführung des Model 3 dürfte der Markt aber relativ schnell "den Ausgang der Geschichte erleben".
Der Jupiter-Stratege setzt auf die Fundamentaldaten: Tesla ist seine größte Short-Position. Und Ennett von Kames House lehnt einen Einstieg in die Anleihen von Tesla strikt ab.
Von Herbert Rude
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