Goldman Sachs: Brexit stärkt deutschen Standort zusätzlich - Übergangsregeln für Banken wichtig
Die US-Bank Goldman Sachs baut angesichts des Brexits auf mehr Geschäft aus Deutschland.
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In den vergangenen Monaten seien Mitarbeiter von London, aber auch von anderen Standorten nach Frankfurt gezogen, sagte der Co-Leiter des Wertpapierhandelsgeschäfts in Deutschland und Österreich, Alexandre Traub, der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. "Das wird weitergehen."
Traub zeigte sich überzeugt: "Das Geschäft der deutschen Einheit von Goldman Sachs wird weiter wachsen. Dadurch, dass wir vor Ort sind, ergeben sich neue Geschäftschancen, in meinem Bereich nehmen wir zum Beispiel die Landesbanken oder Pensionskassen noch stärker ins Visier. Wir sind für den deutschen Markt sehr zuversichtlich."
Goldman beschäftigt an seinem Frankfurter Standort aktuell etwa 250 Mitarbeiter. Für das dritte Quartal 2019 ist der Umzug in einen neuen Büroturm im Frankfurter Bankenviertel vorgesehen, wo die Investmentbank sich Räume für bis zu 700 Mitarbeiter gesichert hat.
Traub betonte, die Stärkung der regionalen Goldman-Standorte in Europa - außer Frankfurt zum Beispiel Paris und Mailand - sei schon vor der Entscheidung der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union beschlossen gewesen. "In Europa war das Brexit-Referendum sicherlich ein Katalysator." Eigentlich wollten die Briten Ende März die EU verlassen haben, doch weil es im Parlament in London keine Mehrheit für den Austrittsvertrag mit Brüssel gab, bekam Großbritannien Aufschub bis Ende Oktober.
"Goldman hat sich für Frankfurt als Sitz für die europäische Einheit entschieden", sagte Traub. "Anfang des Jahres haben wir die Goldman Sachs Bank Europe SE gegründet. Damit sind wir voll operational", sagte der Manager, der 15 Jahre in der Londoner City gearbeitet hat.
"Wir sind beim Brexit auf alles vorbereitet, aber abgehakt ist das Thema für uns und die Branche nicht", sagte Traub. "Regelungen, die uns einen möglichst glatten Übergang erlauben, halte ich unabhängig von einem letztendlichen Brexit-Datum weiterhin für erforderlich."
Banken brauchen für Dienstleistungen wie Einlagen- und Kreditgeschäft in der EU rechtlich selbstständige Tochtergesellschaften in einem EU-Staat. London wird nach Einschätzung von Fachleuten zwar auch nach dem Brexit ein wichtiger Finanzplatz bleiben. Dennoch sind Institute gezwungen, sich zumindest teilweise neu zu orientieren.
Von Brüssel erhofft sich Traub mutige Schritte bei der Schaffung eines einheitlichen europäischen Bankenmarktes. "Fakt ist: Wir haben keinen europäischen Standard. Ein einheitliches Regelwerk wäre wünschenswert, es würde unser Geschäft vereinfachen."
Wenig Hoffnungen macht er sich indes, dass die Zinsen im Euroraum bald wieder steigen werden. "Ich glaube, die grundsätzliche Politik der EZB wird sich nicht ändern, egal, wer neuer EZB-Präsident wird", sagte Traub. Der Nachfolger von Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) muss von November an die schwierige Aufgabe lösen, die Märkte wieder vom billigen Geld zu entwöhnen.
Der starke Einfluss der Zentralbanken auf die Märkte sei ein neues Phänomen. "Die Gefahr ist: Was passiert, wenn sich die Märkte zu sehr daran gewöhnt haben und die Zentralbanken sich wieder zurückziehen?", gab Traub zu bedenken. "Zu glauben, dass der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik, wenn er kommt, überhaupt keinen Einfluss auf den Markt haben wird, halte ich für Wunschdenken."
/ben/DP/zb
FRANKFURT (dpa-AFX)
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