"Faire" Lösung angestrebt

Commerzbank-Chef: "Es führt kein Weg an dem Stellenabbau vorbei" - Commerzbank-Aktie fällt

29.01.21 16:31 Uhr

Commerzbank-Chef: "Es führt kein Weg an dem Stellenabbau vorbei" - Commerzbank-Aktie fällt | finanzen.net

Commerzbank-Chef Manfred Knof will bei dem Abbau von 10.000 Stellen betriebsbedingte Kündigungen vermeiden.

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"Wir streben faire und - soweit möglich - sozialverträgliche Lösungen an, und wir werden alles dafür tun, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden", schrieb Knof in einem Mitarbeiterbrief, der Reuters am Freitag vorlag. "Aber es führt eben kein Weg daran vorbei, dass in erheblichem Umfang Arbeitsplätze wegfallen werden." Alle Einheiten der Bank müssten einen Beitrag leisten.

Durch den Umbau schaffe das Institut die Voraussetzungen, künftig auf eigenen Beinen sicher zu stehen. "Wir haben jetzt die Chance, die Zukunft der Commerzbank selbst zu gestalten und eigenständig zu bleiben", schrieb Knof. Dafür sei erforderlich, dass sich die Bank kulturell verändere. "Eine neue Strategie zu entwickeln, ist nicht genug. Wir müssen sie konsequent und diszipliniert umsetzen."

Verdi: Härten für Belegschaft bei Commerzbank-Stellenabbau vermeiden

Der geplante Abbau Tausender Stellen bei der Commerzbank alarmiert die Gewerkschaft Verdi. Allein in Deutschland befürchtet Verdi den Wegfall von 7000 Vollzeitjobs bei dem Institut. "Jetzt muss es darum gehen, die richtigen Instrumente auszuhandeln, damit Härten für die Belegschaft vermieden werden", forderte Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann am Freitag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Betriebsbedingte Kündigungen müssten ausgeschlossen werden.

Unverständnis äußerte Wittmann darüber, dass sich der Vorstand durch Medienberichte gezwungen sah, die Eckpunkte der künftigen Strategie am Donnerstag vorzeitig zu veröffentlichen. "Man hat den Eindruck, es ist diesem Vorstand völlig egal, was das mit den Beschäftigten macht", kritisierte der Gewerkschaftsvertreter, der Mitglied des Commerzbank-Aufsichtsrates ist.

Der Commerzbank-Vorstand mit dem seit Januar amtierenden Konzernchef Manfred Knof will von den zuletzt knapp 40 000 Vollzeitstellen (Stand Ende September) bis 2024 weltweit rund 10 000 streichen. Kurz nach Weihnachten hatten sich Management und Betriebsräte bereits auf den Abbau von 2300 Vollzeitstellen geeinigt. In einigen Bereichen, etwa in der IT, könnte die Bank gleichzeitig Personal aufbauen, so dass der gesamte Abbau unter dem Strich geringer ausfallen könnte. Dazu machte der Vorstand aber bisher keine Angaben.

"Solch ein massiver Stellenabbau ist in dieser Kürze nicht akzeptabel und eine Gefahr für die Stabilität der Bank", sagte Wittmann. "Wir halten die in der neuen Strategie vorgesehene Zeitschiene für den Personalabbau bis Ende 2023 für viel zu kurz."

Das Filialnetz in Deutschland mit derzeit 790 Standorten will der Vorstand auf 450 fast halbieren. Gemeinsam mit der Online-Tochter Comdirect, die gerade in den Konzern integriert wird, will die Commerzbank verstärkt auf digitale Angebote setzen.

Mit dem harten Sparkurs, der sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hatte, will das teilverstaatlichte Institut die Kosten deutlich drücken. Bis 2024 sollen sie im Vergleich zum Jahr 2020 um 1,4 Milliarden Euro sinken. Kosten wird der Konzernumbau 1,8 Milliarden Euro. Die Hälfte dieser Restrukturierungskosten sind bereits verbucht.

Der Aufsichtsrat befasst sich in einer Sondersitzung am kommenden Mittwoch (3.2.) mit den Plänen, danach will der Vorstand den künftigen Kurs festzurren. "Inhaltlich können wir diese Strategie weitgehend mittragen, weil sie vom Zielbild richtig ist", sagte Verdi-Vertreter Wittmann. Mit 450 Filialen bleibe die Commerzbank wie gefordert in der Fläche präsent. Auch im Firmenkundengeschäft deute sich nun die richtige Akzentsetzung an, sagte Wittmann: Statt die Bank international zu einem großen Spieler in diesem Segment zu machen, wolle sich das Management jetzt im Auslandsgeschäft darauf konzentrieren, deutsche Firmenkunden dort zu unterstützen.

Der Staat ist nach der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 größter Aktionär der Commerzbank. Aus Sicht von Linke-Parteichef Bernd Riexinger muss das Vorgehen der Commerzbank der Bundesregierung eine Lehre sein. "Die Weigerung der Regierung, für mit Steuergeld gerettete Unternehmen und ihre Beschäftigten auch Verantwortung zu übernehmen, rächt sich einmal wieder." Die Bundesregierung müsse aus solchen Erfahrungen Konsequenzen ziehen und Geld nur noch mit klaren Bedingungen zur Unternehmenspolitik oder in Form von stimmberechtigten Anteilen an gefährdete Unternehmen geben.

Bund überlässt Commerzbank Entscheidung über Stellenabbau

Die Bundesregierung will die Entscheidung über den massiven Stellenabbau bei der Commerzbank dem Unternehmen überlassen, erklärte das Bundesfinanzministerium. Die Bundesregierung hält an der Bank einen Anteil von 15,6 Prozent.

"Bislang hat das Unternehmen unseres Wissens noch keine Entscheidung getroffen", erklärte Sprecherin Alma Laiadhi. "Ich kann allgemein sagen, es ist die Aufgabe des Vorstands, die strategische Ausrichtung der Bank zu entwickeln und den Aufsichtsrat zu unterrichten. Der Bund achtet die Zuständigkeiten der Organe."

Der neue Chef der Commerzbank hat am Donnerstag angekündigt, jeden dritten Arbeitsplatz in Deutschland abzubauen, um die Profitabilität in den nächsten Jahren zu steigern. Bis 2024 will die Commerzbank brutto insgesamt 10.000 Vollzeitstellen abbauen und die Zahl der Filialen auf 790 von 450 Stellen reduzieren.

Akuell verliert die Commerzbank-Aktie auf XETRA 3,51 Prozent auf 5,55 Euro.

Frankfurt (Reuters) / dpa / Dow Jones Newswires

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