Türkische Zeitung macht Deutsche Bank zu einer Schuldigen am Lira-Verfall
Die Türkische Lira befindet sich im freien Fall und das schon seit Längerem. Nun will die türkische Zeitung "Yeni Safak" den Schuldigen für den Währungsverfall ausgemacht haben: Die Deutsche Bank - sie habe den Fall der Lira beschleunigt.
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Die Sicherheitslage in der Türkei hängt in den Seilen. Nicht erst seit dem blutigen Anschlag in der Silvesternacht in einem türkischen Club, ist klar, dass sich das Land auch weiterhin im Würgegriff des Terrors befindet. Zur desolaten Sicherheitslage gesellen sich politische Umbrüche, die in vielen Teilen der Türkei und im Ausland für Verunsicherung sorgen, und eine wirtschaftliche Schieflage, die, gemeinsam mit dem Verfall der türkischen Lira, ausländische Investoren scharenweise in die Flucht schlägt. Nun titelt die türkische Zeitung "Yeni Safak": "Deutsche Bank-Terror". Das Foto zum Artikel zeigt eine Wechselstube in der Türkei, auf der Kurse für Euro und Dollar ausgewiesen sind. 4,05 Türkische Lira sind auf dem Foto einen Euro wert. Das entspricht einem Abfall von satten 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Anschuldigung, die die Zeitung erhebt: Deutsche Banken, allen voran die Deutsche Bank, haben den Absturz der Lira verursacht.
Der Vorwurf: Deutsche Bank setzt türkische Importeure unter Druck
Der Artikel der als regierungsnah geltenden Zeitung wirft der Deutschen Bank vor, türkische Importeure zum früheren Begleichen von Fremdwährungskrediten zu zwingen. Solle dies tatsächlich der Wahrheit entsprechen, würde das für die jeweiligen Unternehmen bedeuten, dass sie sich schnell mit Dollar oder Euro eindecken müssten, wodurch die Nachfrage nach diesen Währungen steigen würde. Für den Lirakurs hätte dies jedoch tatsächlich negative Folgen. Einen Beweis für diesen Vorwurf liefert die Zeitung jedoch nicht. Ein Kommentar der Deutschen Bank steht zur Stunde noch aus, doch aus Finanzkreisen wurde dieser Vorwurf inzwischen zurückgewiesen. Es war nicht das erste Mal, dass die "Yeni Safak" Vorwürfe gegen die Deutsche Bank erhob. Allen Vorwürfen zum Trotz, fällt die türkische Lira seit dem gescheiterten blutigen Putschversuch im vorigen Sommer stets weiter. Seither hat die Währung 30 Prozent ihres Wertes eingebüßt, Wertverluste von rund zwei Prozent am Tag sind nahezu an der Tagesordnung. Besserung ist nicht in Sicht - die politischen Turbulenzen im Land gepaart mit der Terrorgefahr lassen Anleger massenweise Geld aus der Türkei abziehen.
Deswegen fällt die türkische Lira
Auch dann, wenn sich die Anschuldigungen gegen die Deutsche Bank als unbegründet erweisen sollten, gibt es dennoch viele Gründe, die die türkische Währung ins Bodenlose reißen. Zum einen leidet die Türkei bereits seit Jahren unter einem großen Defizit in der Leistungsbilanz. Die türkische Industrie weist eine geringe Innovationskraft aus und ist mehrheitlich auf Importe angewiesen. Die türkische Lira steht dadurch auf wackeligen Beinen, denn sie ist abhängig von ausländischem Kapital. Bislang konnte dieser Kapital-Zustrom aus dem Ausland diese Probleme noch übertünchen, doch nun brechen diese Gelder weg und setzen eine gefährliche Spirale in Gang. Je schwächer die Lira, desto teurer müssen die Importe bezahlt werden. Außerdem wird die ohnehin schon hohe Inflation weiter angefacht. Unternehmen, die Kredite in Devisen aufgenommen haben, kommen nun ins Schwimmen. Die Schulden müssen nun mit mehr Lira bezahlt werden, Investitionen bleiben auf der Strecke.
Der türkischen Notenbank sind die Hände gebunden
Ein höheres Zinsniveau in der Türkei könnte ein Investment in den Bosporus für Anleger attraktiver machen, doch ausgerechnet der türkische Präsident Erdogan wirft dem Zentralbankchef Murat Cetinkaya hier Knüppel zwischen die Beine. Erdogan ist um die Konjunktur im Land besorgt, die er mit niedrigen Zinsen ankurbeln möchte. Die Wirtschaft trudelt bereits empfindlich. Wenn sie fällt, so befürchtet der Präsident, könnte dies auch ihm den Boden unter den Füßen wegreißen. Sogar Zinssenkungen hat der Staatschef mehrmals gefordert. Zwar bleibt die Notenbank offiziell weiter unabhängig, doch Erdogan räumt sich selbst ein Kritikrecht ein: "Ich bin es, der von seinem Volk die Ohrfeige abbekommt, nicht der Notenbank-Bürokrat", zitiert "NTV" den türkischen Präsidenten. Und die Kritik wirkt. "Bloomberg" analysierte vor Kurzem: "Die türkische Zentralbank gibt Statements ab, die Investoren zu verstehen geben, dass die Zinsen weiterhin niedrig bleiben." Erdogans Medizin für die Lira, wenn es schon nicht höhere Zinsen richten können: Ausländer für ihre Großinvestitionen mit der türkischen Staatsbürgerschaft ködern. Wer als Ausländer etwa eine Immobilie im Wert von mindestens einer Million Dollar ins Grundbuch eintragen lässt und diese für mindestens drei Jahre nicht veräußert, soll türkischer Staatsbürger werden können. Der Erfolg dieser Maßnahme hält sich bislang sehr in Grenzen. Doch auch ein Anheben des Zinsniveaus könnte unter Umständen längst nicht ausreichen, um die Lira wieder auf Kurs zu bringen. Im November hatte die Notenbank die Zinsen bereits auf das jetzige Niveau von acht Prozent angehoben - allerdings nur mit einem kurzen Effekt für die Lira, der bald genug wieder verpuffte.
Der Unsicherheitsfaktor schlechthin: Politische Turbulenzen
Den Todesstoß versetzt der Lira jedoch vor allem die undurchsichtige politische Lage in Kombination mit einem erhöhten Sicherheitsproblem in der Türkei. Der blutige Putschversuch im Sommer 2016 lastet noch schwer auf den Schultern der Türkei, das türkische Militär reibt sich an zwei Fronten zwischen den Dschihadisten und den kurdischen Extremisten auf. Das Inland wird immer wieder von Terroranschlägen erschüttert. Vor allem aber auch das Verhalten des türkischen Präsidenten macht nicht nur die Opposition nervös. Mit der Einführung eines Präsidialsystems will der Staatschef mehr Macht in den eigenen Händen zusammenlaufen lassen. Die Oppositon befürchtet offen die Errichtung einer Diktatur in der Türkei. Bis jetzt kommt Erdogan dabei gut voran - die ersten von insgesamt 18 Artikeln haben die Abgeordneten in der Nacht zum Mittwoch bereits bis auf weiteres abgesegnet. Die Opposition ist in höchster Alarmbereitschaft. Die Unsicherheit, die mit einem unberechenbaren Staatsoberhaupt einhergeht, verschreckt die Anleger in Scharen - auch die aus dem eigenen Land. Anfang Dezember rief Präsident Erdogan die Türken dazu auf, ihre Ersparnisse in fremden Währungen unter dem Kopfkissen hervorzuholen und diese in Lira einzutauschen. Auf diesem Wege solle die Nachfrage nach der Landeswährung Lira angekurbelt werden, so der Plan. Sehr zum Leidwesen derjenigen, die Erdogans Aufruf nachkamen: 6,6 Prozent Verlust mussten diejenigen bislang hinnehmen.
Massive Verschuldung in ausländischen Währungen
Fakt ist: Hätte die Deutsche Bank tatsächlich vor der Zeit die Tilgung der Fremdwährungskredite von den türkischen Unternehmen verlangt, hätte dies der Lira tatsächlich empfindlich schaden können. Türkische Firmen sind massiv in ausländischen Währungen verschuldet. Das Türkische Statistikamt vermeldete im September, dass die Schulden türkischer Unternehmen ihre Anlagen um 213 Milliarden US-Dollar überstiegen. Ein trauriger Rekord. Zwar bleibt die "Yeni Safak" den Beweis schuldig, doch der Präsident der türkischen Industriekammer, Nurettin Özdebir, der im Artikel zitiert wird, ist sich sicher, dass der Währungsverfall das Werk von Spekulanten sein muss. Anhand der stabilen Preise für Kreditausfallversicherungen sei zu erkennen, dass die Türkei weiterhin ihre Kredite zurückzahle, so Özdebir laut "Yeni Safak". Während es am Aktienmarkt keine abnormalen Bewegungen gebe, würden die Währungen stark schwanken. "Die Sonne scheint, der Himmel ist wolkenlos, es weht kein Wind und trotzdem regnet es", so Özdemir. Dieser "Regen" sei von Spekulationen verursacht, ist er sich sicher. Fraglich bleibt jedoch auch weiterhin, auf welchem Wege die Lira wieder festen Boden unter die Füße bekommen soll. Ein gutes Fundament für das politische Kalkül von Präsident Erdogan, ist die unsichere Wirtschaftslage und der tiefe Fall der Lira jedoch keinesfalls. Hinweise auf baldige Besserung gibt es jedoch nicht.
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Redaktion finanzen.net
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