Langjähriger Berkshire-Aktionär gibt Warren Buffett auf
Warren Buffett ist einer der bekanntesten Star-Investoren überhaupt. Mit seinem glücklichen Händchen versucht er stets, seinen Reichtum zu mehren. Doch das gelingt in letzter Zeit nicht so gut: Ein langjähriger Berkshire-Investor gibt nun den Glauben an Buffett auf.
Werte in diesem Artikel
• Kraft-Heinz-Beteiligung ein Reinfall
• Zu viele Cash-Bestände
• Performance liegt unter S&P 500
Warren Buffetts Beteiligungen mit seiner Investment-Gesellschaft Berkshire Hathaway gelten vielen Anlegern als Kompass, in welche Aktien auch sie investieren könnten. Denn Buffett - der nicht ohne Grund das Orakel von Omaha genannt wird - landet mit seinen Investment-Entscheidungen oft Volltreffer und scheint den richtigen Riecher für die richtigen Investitionen zur richtigen Zeit zu haben. Doch auch ein Orakel kann sich manchmal irren, und so lief es auch für Buffett in der Vergangenheit nicht immer ganz so gut. Ein langjähriger Berkshire-Aktionär ist damit überhaupt nicht d’accord und kritisiert den Starinvestor: Er sei ein "Daumenlutscher".
Berkshire-Investor verärgert über Kraft-Heinz-Beteiligungen
David Rolfe, Chief Investment Officer der Wedgewood Investment Group, hat mittlerweile den Glauben an Warren Buffett verloren. Seiner Ansicht nach habe der Börsenguru zu viele Fehlentscheidungen getroffen, Chancen verpasst und zu viel Cash-Bestände angehäuft.
Was ihn am meisten verärgert: Die Anteile, die Berkshire an der Kraft-Heinz-Company hält. Der Lebensmittelriese machte im zweiten Quartal dieses Jahres knapp fünf Prozent von Buffetts Depot aus - zu diesem Zeitpunkt hatten die gehaltenen Aktien noch einen Gegenwert von 10,1 Milliarden US-Dollar. Doch schon länger steckt der Ketchup-Produzent in einer tiefen Krise - nach Kursstürzen liegt der Gegenwert nun nur mehr bei gut acht Milliarden US-Dollar.
Potenzial von Visa und MasterCard verkannt
Daumenlutschen habe Kraft-Heinz während des großen Bullenmarktes seit 2009 nicht vorangebracht, erläutert Rolfe. Buffett und sein Kollege Charlie Munger, der mit 95 Jahren noch einmal sechs Jahre älter als der Investmentguru ist, hätten während des Bullenmarktes viele Chancen gehabt, die sie aber nicht genutzt hätten.
So hätten sie beispielsweise das Potenzial von Visa und MasterCard verkannt - und das obwohl Berkshire mit einer Riesenbeteiligung am Zahlungsdienstleister American Express viel Erfahrung in diesem Bereich mitbrächte. Zwar hält Berkshire auch Anteile an Visa und MasterCard, allerdings nur wenige - zu wenige für Investor Rolfe. Auch Costco und Microsoft listet Rolfe als verpasste Chancen auf. Was ihn außerdem stört: Die großen Cash-Bestände Buffetts. Zum Ende des letzten Jahres lagen diese bei 112 Milliarden US-Dollar. Auch Buffett sieht den Druck, sie zu investieren, doch er hat wohl bisher noch nicht das richtige Investment gefunden, wohl auch, weil die Preise seiner Meinung nach "himmelhoch" seien.
Berkshire performt schlechter als S&P 500
Wie zum Beweis stellt Rolfe die schlechte Performance von Buffetts Depot vor. Verglichen mit dem S&P 500 sind die Gewinne in diesem Jahr tatsächlich ziemlich dürftig. So hat Berkshire gut 1,8 Prozent hinzugewonnen, wohingegen der S&P 500 aufs Jahr gerechnet gut 18 Prozent an Zuschlägen verbuchen konnte. Auch im gesamten Bullenmarkt seit März 2009 hat der S&P 500 immer noch gut zehn Prozent besser abgeschnitten als Buffetts Investmentgesellschaft, die diesen ja eigentlich outperformen will.
Was Rolfe nicht erwähnt: Auch sein Depot konnte nicht besser performen als der Markt. Wie einem Factsheet auf der Wedgewood-Website zu entnehmen ist, konnte sein Fonds in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 13,6 Prozent erzielen. Der S&P 500 konnte in diesem Zeitraum aber 14,7 Prozent an Rendite erwirtschaften. Buffett dürfte Rolfes Kritik, der seine Anteile an Berkshire im dritten Quartal dieses Jahres komplett verkauft hat, wenig stören. Die Anteile von Wedgewood an Berkshire betrugen nur 48.000 Wertpapiere zu zehn Millionen US-Dollar - Peanuts für den Großinvestor. Es bleibt jedoch zu bedenken, dass Rolfe über 20 Jahre auf Buffett vertraute. Der nun erfolgte Vertrauensverlust ist ein herbes Zeichen der Enttäuschung.
Theresa Rauffmann / Redaktion finanzen.net
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