"Börsenwert vernichtet"

Siemens entzieht OSRAM-Chef das Vertrauen - OSRAM-Aktie schießt hoch

16.02.16 15:39 Uhr

Siemens entzieht OSRAM-Chef das Vertrauen - OSRAM-Aktie schießt hoch | finanzen.net

Der Strategiestreit zwischen Siemens und der Führung der ehemaligen Licht-Tochter OSRAM eskaliert.

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Auf der Hauptversammlung des Lampenherstellers hat der Elektrokonzern - noch immer größter Einzelaktionär bei OSRAM - Konzernchef Olaf Berlien das Vertrauen entzogen. Berlien habe mit seinem Strategiewechsel bei OSRAM Börsenwert vernichtet und das Risikoprofil deutlich erhöht, sagte Siemens-Vertreter Christian Bleiweiß am Dienstag in München. Die frühere Muttergesellschaft kündigte an, gegen Berliens Entlastung zu stimmen. Siemens hält noch 17,5 Prozent an OSRAM.

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Berlien hatte im November überraschend angekündigt, in Malaysia für eine Milliarde Euro eine LED-Fabrik zu bauen, die Leuchtdioden für den Massenmarkt herstellt. Der Aktienkurs war danach um ein Drittel eingebrochen. Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser hatte kritisiert, sein Konzern habe dadurch über Nacht 260 Millionen Euro verloren. Inzwischen hat sich die OSRAM-Aktie aber behauptet.

Bleiweiß sagte, der Bau der LED-Fabrik in Malaysia berge ein beträchtliches Risiko. Die Informationspolitik sei zudem mangelhaft gewesen. Berlien habe den Konzern nicht mit der notwendigen Vorsicht und Umsicht gelenkt. Die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank und Vertreter von Kleinaktionären äußerten auf dem Aktionärstreffen dagegen vorsichtige Rückendeckung für Berlien.

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Die Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt, kritisierte, Berlien habe einen "strategischen Salto mortale" locker nebenbei verkündet und durch dieses "Kommunikationsdesaster" die Aktie im November um ein Drittel abstürzen lassen. Aber: "Wir brauchen LED, wir brauchen diesen Bereich, aus meiner Sicht war das eine richtige Entscheidung."

Deutsche-Bank-Fondsmanager Tim Albrecht lobte: "Heute befindet sich OSRAM in einer blendenden Verfassung." Die Halbleitersparte mache glänzende Profite, der Konzern sei schuldenfrei und der Aktienkurs habe sich besser entwickelt als der MDAX. Ob der überraschende Gang aus der Nische richtig sei, "ob es sich um Mut oder Übermut handelt, wird die Zukunft zeigen". Gut sei, dass OSRAM aus einer Position der Stärke handle.

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Berlien sagte, bei Autolampen sei OSRAM Weltmarktführer - aber sich darauf auszuruhen, hätte die Zukunft des Konzerns gefährdet. Die hochwertigen LEDs für Autos und die Industrie würden von billigen Massen-LEDs verdrängt, deshalb müsse das Unternehmen auch dort mitspielen. OSRAM erschließe durch den Bau der neuen Fabrik für LEDs für den Massenmarkt neue Wachstumspotenziale.

Die Abspaltung des traditionellen Lampen- und Leuchtröhrengeschäfts mit inzwischen nur noch 9500 Mitarbeitern laufe auf Hochtouren. Von Kaufinteressenten seien mehrere Angebote eingegangen.

OSRAM-Aktien schießen hoch

OSRAM-Aktien sind am Dienstag im Zuge der Hauptversammlung bei dem Lichtkonzern nach oben geschossen. Siemens hat Vorstandschef Olaf Berlien das Vertrauen entzogen und will gegen seine Entlastung stimmen. In der Spitze gewann das Papier 8 Prozent, zuletzt blieb noch ein Plus von 5,75 Prozent.

"Die Aktien waren in Reaktion auf die neue Strategie von Berlien um rund 30 Prozent abgerutscht - nun kommt neue Hoffnung auf eine Erholung auf", sagte ein Händler. Ohne Entlastung dürfte der Chef aus Sicht des Händlers schnell zurücktreten.

Scheitere Siemens, werde der OSRAM-Chef indes gestärkt. "Er zieht dann sein Ding durch", beschrieb ein anderer Börsianer das Gegenszenario. Aus seiner Sicht drohte ein Aktienüberhang, da der endgültige Rückzug von Siemens zu erwarten sei. OSRAM-Aktien würden wohl deutlich zurückfallen. Laut "Manager Magazin" ist angesichts einer Präsenz von gut 60 Prozent aber mit einer Zustimmung zu rechnen. So hätten Aktionäre wie die Deutsche Asset Management oder die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) angekündigt, für die Entlastung zu stimmen.

Berlien habe mit seinem Strategiewechsel Börsenwert vernichtet und das Risikoprofil des Licht-Konzerns deutlich erhöht, sagte Siemens-Vertreter Christian Bleiweiß auf der Aktionärsversammlung. Der Bau einer weiteren LED-Fabrik in Malaysia ergebe ein beträchtliches Klumpenrisiko. Die strategische Hinführung der Investoren auf den Strategiewechsel und die Ankündigung seien mangelhaft gewesen. Berlien habe den Konzern nicht mit der notwendigen Vorsicht und Umsicht gelenkt./fat/das

/rol/DP/jha

MÜNCHEN (dpa-AFX)

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