Merck-Aktie gewinnt: Schlussquartal stark - Dividende bleibt stabil

06.03.2025 13:44:00

Der Pharma- und Technologiekonzern Merck hat seine Ziele für 2024 nach einem starken Schlussquartal erfüllt.

Nach einem schwachen Vorjahr ist es beim Pharma- und Technologiekonzern Merck 2024 wieder aufwärts gegangen. Konzernchefin Belen Garijo will an diesen Aufschwung anknüpfen. Der Konzern sei bestens aufgestellt, um von globalen Trends wie Personalisierte Medizin und Halbleiter für das KI-Zeitalter zu profitieren, sagte die Managerin am Donnerstag vor Journalisten. "2025 werden wir erneut über das gesamte Unternehmen hinweg profitabel wachsen." Zu den laufenden Übernahmegesprächen mit dem US-Unternehmen Springworks Therapeutics hielt sich die Konzern-Chefin derweil bedeckt.

Die Aktien von Merck haben am Donnerstag positiv auf das vorgelegte Zahlenwerk und den Ausblick des Pharma- und Technologiekonzerns reagiert. Die Kursgewinne hielten sich dennoch in Grenzen. Für die Merck-Aktie geht es im XETRA-Handel zuletzt 1,17 Prozent auf 138,70 Euro nach oben.

Am Vormittag noch ging es bis knapp unter 142 Euro hoch. Damit setzten sie sich zwar weiter nach oben hin von der 21-Tage-Linie ab, die den kurzfristigen Trend signalisiert, konnten sich aber nicht über der mittelfristigen 50-Tage-Trendlinie halten. Diese verläuft derzeit bei 140,37 Euro. Die nächste Hürde lauert außerdem bereits an der 90-Tage-Linie bei 142,54 Euro. Gleichwohl läuft der Bodenbildungsversuch der Aktien weiter.

Im laufenden Jahr steuert der Dax-Konzern einen Umsatz von 21,5 bis 22,9 Milliarden Euro an; das entspricht einem Plus aus eigener Kraft von drei bis sechs Prozent, dabei sind Wechselkurs- und Übernahmeeffekte ausgeklammert. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll organisch um drei bis acht Prozent anziehen und nominal auf 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro erreichen. Damit bliebe das operative Ergebnis nominal im Vergleich zu 2024 im schlechtesten Fall stabil, was Finanzchefin Helene von Roeder auch mit starken negativen Währungseffekten begründete.

In den Konzernzielen ist noch das vor dem Verkauf nach China stehende Pigmentgeschäft berücksichtigt, wie die Merck-Chefin erläuterte. Eine Anpassung der Ziele dürfte folgen, sobald das Geschäft abgeschlossen sei - womit "eher früher als später" in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen sei.

Unterdessen macht sich Mercks Engagements im Geschäft mit Halbleitermaterialien bezahlt, das der Konzern in den vergangenen Jahren durch mehrere Übernahmen ausgebaut hatte. 2024 verzeichneten die Darmstädter einen starken Umsatzanstieg bei Materialien, die etwa in Hochleistungschips für Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt und stark nachgefragt werden. Zudem wuchs das Geschäft mit Arzneien, insbesondere gegen Krebs.

Nach einer langen Nachfrageflaute sei im Verlauf des aktuellen Jahres endlich auch im breiteren Halbleitermarkt mit einer Trendwende zu rechnen, sagte Garijo unter Verweis auf Gespräche mit großen Abnehmern. Schon seit dem zweiten Halbjahr 2024 stehen die Zeichen in Mercks Laborsparte wieder auf Aufschwung, nachdem der Bereich nach dem Corona-Boom lange unter einer mangelnden Investitionsfreudigkeit der Kundschaft gelitten hatte. Im letzten Jahresviertel sorgten im Laborgeschäft vor allem gute Geschäfte mit Lösungen rund um die Arzneimittelherstellung für Schwung.

Damit geht es bei Merck nach einem schwierigen Vorjahr wieder aufwärts, wobei das Schlussquartal überdurchschnittlich stark verlief. Auch hielt Merck 2024 seine Kosten im Griff. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg um 3,3 Prozent auf fast 6,1 Milliarden Euro. Jedoch musste die Laborsparte noch einen Gewinnrückgang verkraften, während Merck in der Elektroniksparte und seinem Arzneimittelgeschäft mehr verdiente.

Unter dem Strich sank aber auch konzernweit das Ergebnis um rund zwei Prozent auf knapp 2,79 Milliarden Euro, Grund waren höhere Steuern. Für die Aktionäre soll es eine stabile Dividende von 2,20 Euro geben.

Nach mehreren kleineren Übernahmen im vergangenen Jahr feilt der Konzern auch weiter an seinem Portfolio. So bahnt sich womöglich erstmals seit mehreren Jahren wieder eine milliardenschwere Übernahme an: Bereits Mitte Februar hatte Merck Übernahmegespräche mit dem US-amerikanischen Krebsspezialisten Springworks Therapeutics bestätigt, einer früheren Abspaltung vom Pharmamulti Pfizer.

Garijo wollte am Donnerstag den aktuellen Stand der Gespräche nicht kommentieren und verwies auf das bisherige Konzernstatement. Merck hatte in seiner Mitteilung seinerzeit erklärt, dass ein Kauf an die Erfüllung kritischer Bedingungen geknüpft und nicht garantiert sei. Unterdessen bekräftigte die Merck-Chefin frühere Aussagen, wonach das Management in der Pharmasparte seinen Fokus auf die Einlizensierung von Arzneien anderer Unternehmen legen werde.

Mercks Pharmasparte könnte generell eine Stärkung gebrauchen. Die Forschungspipeline ist stark ausgedünnt, nachdem mit Evobrutinib (Multiple Sklerose) und Xevinapant (Krebs) zwei große Hoffnungsträger überraschend in den klinischen Studien scheiterten.

Als mögliches neues Medikament befindet sich einzig das Krebsmittel Pimicotinib in einem fortgeschrittenen Teststadium - neben einer Phase-3-Studie für die bereits zugelassene Multiple-Sklerose-Arznei Mavenclad in einer neuen Indikation. Der Übernahmekandidat Springworks wiederum schreibt derzeit zwar noch rote Zahlen, hat aber bereits ein Krebsmedikament am Markt und kürzlich die Zulassung für ein weiteres Mittel erhalten.

Sorgen bereiten der Konzernchefin derweil drohende neue US-Zölle. Die Vereinigten Staaten seien mit mehr als 14.000 Beschäftigten vor Ort und rund 70 Standorten sehr wichtig für Merck. Der Konzern spiele alle Szenarien durch und versuche, die Lieferkette möglichst regional aufzustellen. Die neuen US-Zölle für Einfuhren aus Mexiko und Kanada haben Garijo zufolge keine Auswirkungen auf Merck, mit den neuen Zöllen gegen China könne Merck "umgehen".

Diese in Zahlen ausgedrückte Prognose anstelle einer nur qualitativen zeigt laut Stifel-Analyst Dylan Van Haaften eine bessere Einschätzbarkeit vor allem wohl des Life-Science-Bereichs durch das Management. Er hält sie allerdings "noch immer für relativ wenig ehrgeizig, sprich konservativ".

Analyst James Quigley von Goldman Sachs bemängelte die Marge für 2025 im Geschäft rund um Laborbedarf sowie Arzneimittelforschung und -herstellung (Life Science) etwas. Angesichts der unterdurchschnittlichen Kursentwicklung der Aktie seit Jahresbeginn dürfte dies aber vom Markt bereits eingepreist sein, schrieb er.

Im bisherigen Jahresverlauf hinkt das Papier dem deutschen Leitindex erheblich hinterher: Einem Verlust von 0,8 Prozent steht ein Plus im Dax von 16,3 Prozent gegenüber.

/tav/als/mis/stk

dpa-AFX

Bildquelle: Merck KGaA, Merck 2016

In eigener Sache

Trading ohne Ordergebühren

Du zahlst noch Gebühren? Dann handle Deine Aktien jetzt ganz einfach und transparent ohne Order­gebühren bei finanzen.net zero (zzgl. markt­üblicher Spreads)!

Jetzt informieren!

Weitere News zum Thema