Stagflation voraus: Roubini warnt vor Trump-Sieg
• Roubini sieht Trumps avisierte Wirtschaftsmaßnahmen kritisch
• Stagflation könnte die Folge sein
• Tipps für Anleger im Falle eines Trump-Siegs
Wenn das US-amerikanische Volk am 5. November wählt, wer der Präsident oder die Präsidentin der Vereinigten Staaten wird, geht es nicht nur um die Frage der Person, sondern auch darum, welche Zukunftsvision für Amerika in den folgenden vier Jahren umgesetzt wird. Dies könnte auch große wirtschaftliche Auswirkungen mit sich bringen, wie der renommierte Ökonom Nouriel Roubini jüngst in einem Interview mit Bloomberg zu verstehen gab.
Nouriel Roubini sieht Stagflationsgefahr bei Trump-Sieg
So würden mit einem Sieg des US-Republikaners und Ex-Präsidenten Donald Trump Gefahren einer Stagflation in den USA einhergehen. Diese Einschätzung begründet der aufgrund seines Pessimismus auch "Dr. Doom" genannte Wirtschaftsexperte mit den von Trump avisierten Wirtschaftsmaßnahmen: "Wenn man ernst nimmt, was Donald Trump sagt, nämlich, dass er plane, Strafzölle von 10 bis 20 Prozent auf alle Importe in die USA zu erheben. Er will Zölle von bis zu 60 Prozent auf China erheben. Er will den Wert des Dollars schwächen, da er ihn für überbewertet hält und annimmt, dies würde zu einer Deindustrialisierung führen. Er will eine lockere Geldpolitik […]". Gleichzeitig hätte der Ausschuss für einen verantwortungsvollen Bundeshaushalt erst vor Kurzem verlautet, dass diese Maßnahmen, gemeinsam mit den geplanten Steuersenkungen Trumps, den US-amerikanischen Staat in den nächsten zehn Jahren weitere 7,5 Billionen US-Dollar kosten würden.
Auch unter einer Präsidentin Harris gäbe es ein großes Staatsdefizit von 3,5 Billionen US-Dollar, welches im Vergleich zu Trump dennoch geringer ausfallen würde.
Gleichzeitig plane Trump, die Einwanderung weiter einzuschränken. Wie Roubini jedoch erklärt, wisse man mittlerweile, dass Migration die Lebenskosten gering und das Angebot an Arbeitskräften überdurchschnittlich hoch halte.
"Schlechteste aller Welten"
"Die Kombination von Trumps Handels-, Währungs-, Geld-, Steuer-, Einwanderungs- und Außenpolitik birgt ein viel höheres Risiko einer Stagflation als die Wahl von Kamala Harris", fasst der Ökonom deshalb zusammen. So würde die Wirtschaft durch Trumps Maßnahmen verlangsamt, während gleichzeitig die Inflation in die Höhe katapultiert würde. Von einer Stagflation spricht man bei hoher Arbeitslosigkeit, gepaart mit hohen Preisen und einem langsamen Wirtschaftswachstum, ein Szenario, welches Roubini laut Fortune als "schlechteste aller Welten" beschreibt. "Stagflation ist das Schlimmste, weil Arbeitsplätze verloren gehen, Arbeitslosigkeit herrscht, der Arbeitsmarkt schwach ist und die Löhne weniger steigen als die Inflation, weil man Stagflation hat", gibt Fortune Roubinis Worte während eines Interviews mit ABC News Australia wider.
Auf das Gegenargument, dass höhere Zölle dazu führen würden, dass mehr in den USA gefertigt würde, gibt Roubini im Gespräch mit Bloomberg zu bedenken, dass sich die Fertigung nicht von beispielsweise China in die USA verlagern würde, sondern vielmehr eine Verlagerung in andere Länder mit niedrigen Arbeits- und Produktionskosten wie Vietnam, Bangladesch, die Türkei oder Mexiko stattfinden würde.
Wirtschaftswachstum wird netto nicht gesteigert
Auf der anderen Seite verteidigt Trump seine Pläne für dauerhafte Steuererleichterungen damit, dass diese dazu führen würden, dass Verbraucher mehr Geld zur Verfügung hätten, um es in der heimischen Wirtschaft auszugeben. Gleichzeitig plant er, die Wirtschaft zu deregulieren und eine Klimawende zu stoppen und auf der anderen Seite fossile Brennstoffe wieder verstärkt zu fördern. Hier hält Roubini entgegen, dass die Auswirkungen von einer Deregulierung auf das Wirtschaftswachstum nur sehr gering seien, nämlich "fünf bis zehn Basispunkte". Auf der anderen Seite hätten Zölle erwiesenermaßen negative Auswirkungen, insbesondere, wenn es zu einem Handelskrieg kommt, wie es während der letzten Amtszeit von Trump bereits mit der Volksrepublik China der Fall war.
Präsidentschaftskandidatin Harris plane hingegen, die Körperschaftssteuer von 21 auf 28 Prozent zu erhöhen. Sollte Trump die Steuer jedoch bei 21 Prozent belassen und ein zusätzliches Staatsdefizit von 7,4 Billionen US-Dollar anstreben, würde sich dies wiederum auf die Bondrenditen auswirken, die anziehen würden. Dies würde jedes Wirtschaftswachstum wieder eingrenzen, das durch eine solche Maßnahme erreicht werden könnte, erklärt der Ökonom. Letztlich müsse man laut dem Wirtschaftsexperten Wege finden, die Ausgaben zu verringern oder die Steuern zu erhöhen, wie es beispielsweise Harris plane.
Gleichzeitig, so warnt Roubini, könne auch der eskalierende Nahostkonflikt als potenzieller Katalysator einer zunehmenden Inflation fungieren, da es zu Spitzen beim Ölpreis kommen könnte.
Nouriel Roubini gibt Tipps für Anleger
Für Anleger hatte der Ökonom zugleich Tipps parat, wie das Portfolio am besten gestaltet werden sollte, um die Auswirkungen eines Trump-Sieges abzufedern. So empfiehlt Roubini das Halten von Gold-Investments, kurzfristige Staatsanleihen und inflationsgeschützte Schatzpapiere.
Roubini kann aber auch verstehen, warum es einige Trader gibt, die etwaige Risiken, die mit einer weiteren Amtszeit Trumps einhergehen, eher vernachlässigen. So wäre das Rennen mit Harris sehr knapp, gleichzeitig würden Anleger darauf hoffen, dass die Trump-Regierung die Vorschläge des Staatsoberhaupts etwas abmildern würde und letztlich sei es auch möglich, dass die Entwicklungen am Markt Trump letztlich davon abhalten, seine geplanten politischen Maßnahmen auch durchzuführen.
Redaktion finanzen.net
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