Wegovy-Boom verliert an Kraft: Novo Nordisk-Aktie vor neuer Realität?
• Erfolgsserie scheint vorüber
• BofA erwartet geringeres Wachstum
• US-Arzneimittelbehörde FDA weckt Hoffnungen
Der Höhenflug des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk scheint ins Stocken geraten. Seit dem Launch des Blockbuster-Medikaments Wegovy im Jahr 2021 konnte das Unternehmen seine Umsatzprognosen mehrfach anheben und avancierte zur wertvollsten börsennotierten Firma Europas - mit einem Börsenwert von zeitweise 615 Milliarden US-Dollar. Doch neue Marktdaten aus den USA lassen Zweifel an der Fortsetzung dieser Erfolgsserie aufkommen.
Wie aus einem aktuellen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht, stagnieren die wöchentlichen Wegovy-Verschreibungen seit Mitte Februar - trotz einer Ausweitung der US-Liefermengen, die Novo Nordisk selbst im Februar angekündigt hatte. Analysten verweisen auf Daten des Marktforschungsunternehmens IQVIA, wonach der Konkurrent Zepbound von Eli Lilly Wegovy zuletzt deutlich überholt habe: Allein in der Woche bis zum 11. April sollen wohl 128.000 mehr Zepbound-Rezepte ausgestellt worden sein.
Prognosesenkung möglich - Analysten skeptisch
So habe Novo Nordisk für 2025 noch ein Umsatzwachstum von 16 bis 24 Prozent bei konstanten Wechselkursen in Aussicht gestellt - ein für das Unternehmen bereits verhaltener Ausblick im Vergleich zu den Boomjahren zuvor. Doch nun mehren sich Stimmen, die selbst dieses Ziel als unrealistisch einstufen.
Die Bank of America rechnet laut Reuters mit einer Reduzierung der Prognose auf 14 bis 22 Prozent - das schwächste Wachstum seit Einführung von Wegovy. Auch Lukas Leu, Portfoliomanager bei Bellevue Asset Management, ist skeptisch: "Ich bin bei Novo sehr vorsichtig. Ich sehe durchaus die Möglichkeit einer Senkung der Prognose", zitiert ihn Reuters in diesem Zusammenhang.
Seit Dezember 2023 hat Novo Nordisk rund 230 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren - ein Rückgang von 45 Prozent. Ursachen könnten die Enttäuschung über die jüngsten Studiendaten zum Nachfolgemedikament CagriSema und der zunehmende Konkurrenzdruck durch Eli Lilly sein.
FDA greift durch - Hoffnung auf Rückgewinnung von Marktanteilen
Einen Lichtblick könnte ein Eingreifen der US-Arzneimittelbehörde FDA bieten: Diese habe angeordnet, dass US-Apotheken ab dem 22. Mai keine nachgebauten Versionen von Wegovy mehr herstellen dürfen. Novo gehe wohl davon aus, dass aktuell rund 30 Prozent des Semaglutid-Volumens - dem Wirkstoff in Wegovy und Ozempic - von sogenannten Compounding-Pharmacies stammen.
Doch nicht alle Analysten glauben, dass Novo dieses Volumen vollständig zurückerobern kann. Berenberg-Analystin Kerry Holford zeigt sich laut Reuters zurückhaltend: "Ich denke, ein Teil dieser Nachfrage wird aufgrund der Erschwinglichkeit verloren gehen und einige werden zu Zepbound wechseln".
Wie realistisch die Sorgen sind, dürfte sich in wenigen Wochen zeigen. Am 7. Mai veröffentlicht Novo Nordisk seine Zahlen zum ersten Quartal. Analysten und Investoren dürften dann gespannt auf neue Daten zu Verschreibungen, Lagerbeständen und mögliche Korrekturen der Wachstumsprognosen blicken.
Redaktion finanzen.net
Bildquelle: JHVEPhoto / Shutterstock.com, Novo Nordisk, Novo Nordisk Pharma GmbH