US-Notenbank lässt Leitzins erneut unverändert - Signal für Anpassungen in 2024
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) belässt den Leitzins zum dritten Mal in Folge unverändert auf hohem Niveau und hat Zinssenkungen im kommenden Jahr in Aussicht gestellt.
Der Leitzins bleibt weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat am Mittwoch in Washington mitteilte. Es ist der höchste Wert seit mehr als zwei Jahrzehnten. Die neue Wirtschaftsprognose der Fed deutet aber darauf hin, dass im kommenden Jahr die Zinsen wieder gesenkt werden - und das sogar stärker als bisher prognostiziert.
Die Entscheider der Fed rechnen nun für kommendes Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4,6 Prozent (September: 5,1 Prozent). Das deutet auf etwa drei Zinssenkungen im Jahr 2024 in einem Gesamtvolumen von 0,75 Prozentpunkte hin.
Wie US-Notenbankchef Jerome Powell auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Zinsentscheidung deutlich machte, haben die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses auch über die Möglichkeit von Zinssenkungen gesprochen. Es sei über den Zeitpunkt von Zinssenkungen diskutiert worden, sagte Powell ohne weitere Details zu nennen.
Der Notenbankchef machte aber auch deutlich, dass der Kampf gegen die hohe Teuerungsrate noch nicht gewonnen sei. "Niemand will den Sieg verkünden, das wäre verfrüht", mahnte Powell.
Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben. Die rasante Teuerung war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden. Die Inflation ist zwar weiter höher als von der Fed angepeilt, schwächt sich aber ab.
Das US-Arbeitsministerium teilte am Dienstag mit, dass sich der Preisauftrieb in den USA im November weiter leicht abgeschwächt habe. Die Verbraucherpreise seien gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,1 Prozent gestiegen. Im Oktober hatte die Rate bei 3,2 Prozent gelegen.
Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Die Fed strebt mittelfristig eine Preisstabilität bei einer Inflationsrate von 2 Prozent an. Nun hat die US-Notenbank neue Schätzungen zur Teuerungsrate veröffentlicht. Sie rechnet im kommenden Jahr mit einer geringfügig niedrigeren Inflationsrate als zuvor angenommen. Die Teuerungsrate soll durchschnittlich bei 2,4 Prozent (September: 2,5) liegen. Für das Jahr 2023 geht die Fed von einer Inflationsrate von 2,8 Prozent (September: 3,3) aus.
Die Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr bei 3,2 Prozent liegen und im kommenden Jahr bei 2,4 Prozent. Die Notenbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf diesen Wert. Er gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten herausgerechnet werden.
Die Fed sagt zudem für kommendes Jahr ein geringfügig niedrigeres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2024 um 1,4 Prozent wachsen. Das wären 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im September prognostiziert. Nach den Worten von Fed-Chef Powell gibt es derzeit keinen Grund zur Annahme, dass sich die US-Wirtschaft aktuell in einer Rezession befinde. Allerdings bestehe "immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es im nächsten Jahr zu einer Rezession kommt."
An den Finanzmärkten sorgen die Fed-Entscheidungen für starke Kursbewegungen. Der Dollar geriet unter Druck. Der Kurs des Euro stieg im Gegenzug um mehr als einen Cent auf ein Tageshoch bei 1,0897 US-Dollar. Am US-Anleihemarkt gerieten die Renditen stark unter Druck, während es am New Yorker Aktienmarkt Kursgewinne gab. Der Dow Jones stieg auf ein Rekordhoch über 37 000 Punkte.
WASHINGTON (Dow Jones)
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