US-Arbeitsmarkt gibt der Fed noch kein Zinssignal
Die Erholung am US-Arbeitsmarkt nimmt Fahrt auf. Für die Fed ist die Erholung am Arbeitsmarkt eine willkommene Entwicklung.
Wie das Arbeitsministerium am Donnerstag berichtete, hat die Wirtschaft im Juni 288.000 neue Jobs geschaffen. Zusammen mit den nach oben korrigierten Zahlen für April und Mai sind das 1,4 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze im ersten Halbjahr, der höchste Anstieg über sechs Monate seit 2006. Die Arbeitslosenquote fiel von 6,3 auf 6,1 Prozent.
Wenn in diesem Tempo weiter neue Jobs hinzukommen und die Erwerbsbevölkerung konstant bleibt, würde die Arbeitslosenquote im vierten Quartal bei 5,7 Prozent liegen. Das ist deutlich unter den 6,0 bis 6,1 Prozent, mit denen die Federal Reserve gerechnet hat. In einem Jahr wären dann 5,1 Prozent erreicht.
Die Annahme, dass die Erwerbsbevölkerung, also die Zahl der Arbeitenden und Arbeitssuchenden, konstant bleibt, ist jedoch heikel. In den vergangenen drei Monaten lag die Beteiligungsquote mit 62,8 Prozent so niedrig wie seit 36 Jahren nicht mehr. Fraglich ist, ob dies daran liegt, dass viele Menschen einfach abwarten, bis sich die Lage am US-Arbeitsmarkt bessert oder ob sie - etwa durch Pensionierung oder Arbeitsunfähigkeit - tatsächlich dauerhaft ausgeschieden sind.
Die Tatsache, dass trotz der neuen Jobs die Beteiligungsquote nicht steigt, ist ein Indiz dafür, dass viele Menschen tatsächlich nicht an den Arbeitsmarkt zurückkehren werden. Wenn das zutrifft, dann wird die Arbeitslosenquote weiter schnell fallen, und die Fed muss viel eher über eine Anhebung ihrer Zinsziele nachdenken als sie selbst oder die Investoren gedacht hätten. Leitzins-Futures, die sich nach den erwarteten Zinssätzen richten, deuten derzeit an, dass es Mitte kommenden Jahres zu einer ersten Anhebung kommen dürfte.
Andererseits zeigt ein Blick in die Lohnstatistik, dass die Arbeitgeber keine Probleme haben, neue Angestellte zu finden. Der durchschnittliche Stundelohn ist im Vergleich zum Vorjahr nur um etwa 2 Prozent gestiegen, genauso schnell wie in den vergangenen vier Jahren. Diese Stagnation auf der einen Seite und die Beteiligungsquote auf der anderen machen es schwer abschätzbar, wie viel Luft der Arbeitsmarkt noch hat.
Einen Hinweis liefert die Zahl der Arbeitslosen, die vorher noch keine feste Stelle hatten. Im Juni gab es 1,064 Millionen dieser sogenannten Neueinsteiger. Das sind deutlich weniger als die 1,201 Millionen im Dezember. Vor der Rezession betrug ihre Zahl aber nur 679.000. Dass diese meist jungen Arbeitssuchenden nun scheinbar leichter einen Job finden, zeigt, dass das Angebot am Arbeitsmarkt knapper wird. Aber dass so viele von ihnen immer noch keine Stelle haben, beweist, dass das Angebot noch lange nicht versiegt.
Für die Fed ist die Erholung am Arbeitsmarkt eine willkommene Entwicklung. Aber solange nicht deutlich mehr Menschen in Arbeit kommen, käme eine Zinspanik verfrüht.
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