EZB-Mitglied Nagel hält weitere deutliche Zinserhöhungen womglich für nötig
EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel hat sich für eine weitere Straffung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesprochen.
"Nun ist eine straffe Geldpolitik erforderlich, um Preisstabilität zeitnah wiederherzustellen", sagte Nagel bei der Vorstellung des Geschäftsberichts der Bundesbank für 2022. Die für März in Aussicht gestellte Zinsanhebung um 50 Basispunkte werde nicht die letzte sein. "Auch danach könnten weitere deutliche Zinsschritte notwendig sein", sagte Nagel. Er sprach sich zudem dafür aus, den Abbau der unter dem APP-Programm erworbenen Anleihebestände ab Juli zu beschleunigen.
Die bereits vorgenommenen Zinserhöhungen um 300 Basispunkte haben dazu beigetragen, dass die Bundesbank 2022 erstmals seit langer Zeit wieder einen Verlust machte. Wie sie bei der Vorlage ihres Geschäftsberichts für 2022 mitteilte, belief sich der Verlust auf 0,972 Milliarden Euro, der durch die Aktivierung von Reserven in entsprechender Höhe ausgeglichen wurde. Die Bundesbank führt damit zum dritten Mal in Folge keinen Gewinn an den Bundeshaushalt ab.
Die Verluste resultierten vor allem aus den Zinsen, die die Bundesbank den Banken auf deren Einlagen zu zahlen hat, sowie aus Bewertungs- und realisierten Verlusten aus Fremdwährungspapieren. Für die kommenden Jahre stellt sich die Bundesbank auf deutlich höhere Verluste ein. "Wenn damit bilanzielle Belastungen verbunden sind, müssen wir das und können wir das verkraften", sagte Nagel. Anschließend werde die Bundesbank wieder Gewinne erzielen.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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