Britischer Notenbankchef dämpft Zinserwartungen
Der neue Notenbankchef Großbritanniens, Mark Carney, hat in seiner ersten öffentlichen Rede Erwartungen um ein baldiges Ende der Niedrigzinspolitik gedämpft
Vielmehr stellte er am Mittwoch in London sogar die Möglichkeit einer noch lockereren Geldpolitik in Aussicht, falls dies erforderlich werden sollte.
Die Äußerungen Carneys wurden mit Spannung erwartet, weil insbesondere die kurzfristigen Marktzinsen trotz eines neuen Niedrigzinsversprechens der Bank of England in den letzten Wochen deutlich gestiegen waren. Als Hauptgrund gilt die Aussicht auf eine geldpolitische Wende in den USA, wo die Notenbank Fed ihre Liquiditätsflut bald eindämmen dürfte. Zudem hatte sich unlängst gezeigt, dass der geldpolitische Ausschuss MPC nicht geschlossen hinter dem Kurs Carneys steht.
Die Bank of England hatte ihre Geldpolitik Anfang August ähnlich wie die amerikanische Notenbank Fed an die Entwicklung am Arbeitsmarkt gekoppelt. Sie verspricht so lange niedrige Leitzinsen, wie die Arbeitslosenquote von derzeit 7,8 Prozent nicht unter die Marke von sieben Prozent gefallen ist. Die Notenbank rechnet damit erst im Jahr 2016. Marktteilnehmer erwarten ein früheres Unterschreiten der Marke und damit raschere Zinsanhebungen.
Carney unterstrich, dass ein Unterschreiten des Schwellenwerts keine automatischen Zinsanhebungen nach sich ziehe, sondern vielmehr ein Gradmesser für den Zustand der britischen Wirtschaft sei. "Niemand sollte davon ausgehen, dass sie ein Auslöser für Zinserhöhungen ist." Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Arbeitslosigkeit tatsächlich schneller reduziere als vom MPC gegenwärtig erwartet, liege lediglich bei einem Drittel. Doch selbst wenn die Quote tatsächlich früher unterschritten werde, sei mit Zinserhöhungen nicht zu rechnen./bgf/hbr
LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX)