Null Zinsen - und kein Ende in Sicht!
Veränderungen im Leben können quasi über Nacht kommen, wie der Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung. Sie können aber auch schleichend und über einen längeren Zeitraum unser Leben beeinflussen. Die Entwicklung der Zinsen ist ein gutes Beispiel dafür. Über viele Jahrzehnte konnten Anleger mit festverzinsten Wertpapieren oder Termin- und Tagesgeldern attraktive Renditen erwirtschaften. Doch diese Zeiten sind vorbei!
Zinsanlagen galten gerade in Deutschland immer als Symbol der Sicherheit, als solide und risikoarm. Es war genau das, was viele konservative Sparer so geliebt haben. Nur sind die Zinsen in den vergangenen Jahren in der Eurozone immer weiter gefallen. Man mag die Situation beklagen, nur ändern lässt sie sich nicht. Die Gründe dafür liegen in der Euro-Schuldenkrise, die zu einem drastischen Zinsverfall führte und 2019 sogar für die Banken mit 0,5 Prozent Strafzinsen mündete.
Umdenken bei der Geldanlage
In Deutschland haben Anleger wie in kaum einem anderen Land auf zinstragende Wertpapiere sowie auf Sparanlagen und Terminanlagen gesetzt! Aktien waren nahezu tabu. Negative Erfahrungen mit der Telekom-Aktie und der Internet-Blase am Neuen Markt zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben die Menschen nachhaltig abgeschreckt. Der Grundsatz der Risikostreuung hat kaum Beachtung gefunden. Zinsanlagen galten als sicher und haben stetige und kalkulierbare Erträge gebracht.
Zahlungsausfälle hat es auch nur wenig gegeben. Da brauchte niemand eine Diversifikation bei seinen Kapitalanlagen. Inzwischen ist der Zins geschmolzen wie Schnee in der Sonne. Berücksichtigen wir Steuern und die Inflation, erwirtschaften Anleger bereits seit ein paar Jahren keinen positiven Ertrag mehr. Aber die Entwicklung hat sich weiter dramatisch verschärft.
Bei den Unternehmensanleihen weisen viele Titel inzwischen negative Renditen auf. Dazu gehören bekannte Firmen wie die Brauerei Anheuser-Busch Inbev, die Rabobank, das Telekommunikationsunternehmen Orange, der Mineralölkonzern Total, die Versicherung Axa, der Autobauer VW sowie die Geschäftsbanken BNP Paribas, Credit Suisse und Credit Agricole. Aber auch bei den meisten europäischen Staatsanleihen sieht es nicht besser aus - im Gegenteil! Sogar bei kurzlaufenden griechischen Staatspapieren zahlen Anleger drauf.
Und dennoch halten viele Anleger an den Zinspapieren fest. Sie werden vermutlich erst dann reagieren, wenn Banken Minus- oder Strafzinsen einführen, da sie selbst für ihre überschüssige Liquidität an die EZB zahlen müssen.
Die Zukunft ist ungewiss! Dennoch sollten Anleger nicht erwarten, dass die Zinsen in nächster Zeit wieder steigen werden. Das dürfte sich als Irrtum erweisen. Vielmehr sollten sie ihre Strategie überdenken. Sinnvoll ist eine Aufteilung des Vermögens nach dem Grundsatz der Risikostreuung auf verschiedene Anlageklassen, die sich gegenseitig ergänzen. Das bedarf einer intelligenten Vorgehensweise, die im Ergebnis negative Kurseffekte zumindest teilweise neutralisiert.
BeiGesprächen mit Anlegern wird deutlich, wie schwierig es ist, seine über viele Jahre gewonnenen Überzeugungen zu ändern und aufzugeben. Der fehlende Zins hat die gesamte Anlagewelt fundamental und nachhaltig verändert. Trotzdem halten sich bestimmte Überzeugungen weiterhin hartnäckig. Die Angst vor Verlusten ist enorm stark ausgeprägt. Anleger, die durch Inflation und Steuern regelmäßig und systematisch Geld verlieren, tun sich trotzdem schwer, ihr Vermögen breiter zu streuen. Was ist zu tun?
"Nicht die Ereignisse in unserem Leben prägen unsere Persönlichkeit, sondern unsere Überzeugungen und Interpretationen dieser Ereignisse." (Tony Robbins) - Wenn die Erkenntnis gereift ist, dass eine Veränderung notwendig ist, ist der Durchbruch bereits nahe. Im zweiten Schritt geht es um die Umsetzung. Dazu braucht es einen konkreten Plan und die Konsequenz in der Umsetzung.
Eine wichtige und unerlässliche Eigenschaft ist wie im Sport das Durchhalten. Kleine Anfänge verbunden mit positiven Erfahrungen helfen bei der Veränderung. Anleger können eine ganze Reihe von Schritten gehen, um noch erfolgreicher im Bereich der Geldanlage zu agieren. Menschen an unserer Seite, die uns unterstützen, wenn es mal schwierig wird, sind Gold wert.
von Wolfgang Juds, Geschäftsführer der Credo Vermögensmanagement GmbH in Nürnberg
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.v-bank.com.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.