US-Zinsanhebungen

Deutsche Bank-Chefvolkswirt: Die Fed wird die Zinsen aggressiver anheben als gedacht

23.05.18 17:11 Uhr

Deutsche Bank-Chefvolkswirt: Die Fed wird die Zinsen aggressiver anheben als gedacht | finanzen.net

Peter Hooper ist Chefvolkswirt bei Deutsche Bank Securities und befürchtet eine deutlich aggressivere Zinsanhebung in den USA als es die Federal Reserve bislang kommuniziert. Mit dieser Auffassung steht er nicht allein.

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Auch wenn die Fed ein gemäßigtes Tempo der Zinsanhebungen versprochen hat - Peter Hooper von der Deutschen Bank ist nicht überzeugt, dass sie dieses Versprechen auch wird einhalten können. "Die Fed muss sich Sorgen machen über A: Dass die Inflation außer Kontrolle geraten könnte; B: Dass sie die Zinsen zu stark anzieht und die Wirtschaft damit in die Rezession treibt. Es geht um einen sehr heiklen Kompromiss", stellte Hooper vor wenigen Tagen gegenüber "CNBC" klar. Wie dieser Kompromiss am Ende wahrscheinlich aussehen wird, darauf hat Hooper jedoch ebenfalls eine Antwort.

Hooper: Die Fed muss ihre Zinsstraffung beschleunigen

Der Deutsche Bank-Chefvolkswirt ist überzeugt, dass die US-Notenbank sich letztendlich für eine stärkere Straffung der Zinsen entscheiden wird. Den Grund dafür sieht Hooper im guten Wirtschaftswachstum, wie er "CNBC" auf der Konferenz der Deutschen Bank Access Asia in Singapur verriet. Er vermutet, dass die Fed nächsten Monat bei der Sitzung des Federal Open Market Committee eine Änderung des Zinsanhebungsprogramms andeuten wird. Demnach soll es vier statt der erwarteten drei Zinsstraffungen in diesem Jahr geben, davon geht zumindest Hooper fest aus.

Marktstimmung tendiert ebenfalls zu einer stärkeren Straffung

Glaubt man dem "CME FedWatch-Tracking-Tool" für den Fed-Funds-Futures-Markt, so stimmt die Einschätzung Hoopers auch mit der aktuellen Stimmung am Markt überein. Momentan implizieren die Futures-Kontrakte eine Funds-Rate von 2,21 Prozent - von der aktuellen Bandbreite von 1,5 Prozent bis 1,75 Prozent. Die CME folgert daraus eine Wahrscheinlichkeit von 51 Prozent für eine vierte Zinserhöhung im Dezember. Derweil gilt eine Zinsstraffung im Juni nahezu als ausgemachte Sache. Hierfür indiziert der Futures-Handel eine 95-prozentige Chance. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 81,4 Prozent wird es einen weiteren Zinsschritt im Dezember geben. Die erste Zinsstraffung hat die Fed im März bereits hinter sich gebracht und den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht. Der neue Fed-Chef Jerome Powell hatte im März verkündet, dass die Fed die Zinssätze nach und nach auf historische Durchschnittswerte anheben werde, während sich die Wirtschaft weiter ausdehne. Daneben mahnte er jedoch auch zur Vorsicht bei der Abwägung der Prognosen einzelner Fed-Offizieller. "Ich denke, dass sich diese Prognosen wie jede andere Prognose mit der Zeit ändern und sich je nach der Entwicklung der Wirtschaft verhalten werden", so Powell.

Zeichen für schnellere Zinsstraffung mehren sich

Der Markt hat die Zinsanhebungen eingepreist, zumindest die, die die Fed bislang selbst kommuniziert. Die Anzahl der Stimmen, die jedoch von einer schnelleren Zinsstraffung ausgehen, mehren sich. Anfang Mai machte der leitende Investor bei der Bleakley Advisory Group, Peter Boockvar, gegenüber "CNBC" eine düstere Prognose. Er geht davon aus, dass der Markt "einen Schock" erleiden werde. "Unabhängig davon, wie sie es sagen oder wie sie es tun, es gibt dennoch einen Anstieg der Kapitalkosten und einen Liquiditätsverlust", so Boockvar. Er geht davon aus, dass die straffere Geldpolitik der Fed letztendlich wesentlich größere Auswirkungen haben werde, als der Markt aktuell annimmt.

Weniger apokalyptisch sieht hingegen Thomas Barkin, der Chef des US-Notenbank-Ablegers in Richmond, die Lage. So habe sich die US-Konjunktur außergewöhnlich stark entwickelt, während der robuste Arbeitsmarkt jedoch wiederum nicht zu einem übergroßen Lohndruck geführt habe. Damit gebe es Raum für weitere Zinserhöhungen. Letztendlich bleibt das tatsächliche Vorgehen der Fed weiterhin abzuwarten. Der Markt wird in jedem Fall gut daran tun, sich bereit zu halten - auch für eventuelle Überraschungen.

Redaktion finanzen.net

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