EZB-Chefin: Europäische Zentralbank wird weiter mit Zinserhöhungen gegen die Inflation kämpfen
Die Euro-Währungshüter wollen die nach wie vor hohe Teuerung mit weiteren Zinserhöhungen bekämpfen.
Wir müssen die Inflation senken. Und wir werden liefern", sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, am Montagabend beim Neujahrsempfang der Deutschen Börse in Eschborn.
Die EZB hat seit Sommer vier Mal in Folge die Zinsen im Euroraum erhöht, der Leitzins liegt inzwischen bei 2,50 Prozent. Die Notenbank habe "deutlich gemacht, dass die EZB-Zinsen noch deutlich und stetig steigen müssen, um ein ausreichend restriktives Niveau zu erreichen", bekräftigte Lagarde. "Mit anderen Worten: Wir werden den Kurs beibehalten, um die rechtzeitige Rückkehr der Inflation zu unserem Ziel sicherzustellen. Erst dann können wir sagen: Mission erfüllt."
Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Im Dezember lagen die Verbraucherpreise im Euroraum um 9,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. In Europas größter Volkswirtschaft Deutschland verteuerte sich das Leben im vergangenen Jahr so stark wie nie seit Gründung der Bundesrepublik vor mehr als 70 Jahren: Kräftig gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel trieben die Inflation in Deutschland im Durchschnitt des Jahres 2022 auf 7,9 Prozent.
Lagarde betonte, die Inflation in Europa sei nach wie vor "viel zu hoch". Es sei "von entscheidender Bedeutung", dass sich Inflationsraten, die über dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB liegen, nicht in der Wirtschaft verfestigten.
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, diese können sich für einen Euro weniger leisten. Der finanzielle Spielraum der Menschen schrumpft, Einkommenszuwächse werden von der Inflation aufgezehrt. Steigende Zinsen können hohen Teuerungsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Die nächste geldpolitische Sitzung des EZB-Rates ist am 2. Februar.
Kazimir: EZB muss Zinsen noch zwei Mal um 50 Basispunkte erhöhen
Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte das Ausmaß ihrer Zinserhöhungen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Peter Kazimir noch nicht reduzieren. "Wir müssen zwei weitere Zinsschritte von 50 Basispunkten liefern", sagte der Chef der slowakischen Zentralbank laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Rückgang der Inflationsrate in zwei aufeinander folgenden Monaten sei eine gute Nachricht, sei aber nicht genug, um das Tempo der Zinserhöhungen zu verringern.Einige namentlich nicht genannte EZB-Offizielle hatten Bloomberg in der vergangenen Woche gesagt, dass die Neigung im EZB-Rat zu 50-Punkte-Anhebungen über die Februar-Sitzung hinaus wegen des Inflationsrückgangs und sinkender Energiekosten abnehme. Dieser Darstellung hat inzwischen EZB-Präsidentin Christine Lagarde zwei Mal widersprochen.
Zwei als geldpolitische "Tauben bekannte EZB-Ratsmitglieder stützten die "Kreise"-Meldung allerdings. Der Grieche Yannis Stournaras sagte laut Bloomberg in einem Interview mit der Zeitung Kathimerini: "Die Anpassung der Zinsen muss gradueller werden und die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im Euroraum berücksichtigen und die reibungslose Übertragung der Geldpolitik in jedes Land."
Auch das italienische Ratsmitglied Ignacio Visco setzte sich für ein langsameres Zinserhöhungstempo ein. Er sei nicht überzeugt davon, dass die EZB derzeit eher das Risiko einer zu starken als einer zu schwachen Straffung eingehen sollte, sagte er.
Villeroy de Galhau: EZB-Zins erreicht im Sommer Hochpunkt
Die Europäische Zentralbank (EZB) muss ihre Zinsen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau noch einige Mal anheben. "Wir werden den Zinshöhepunkt wahrscheinlich im Sommer erreicht haben, und die Inflation wird bis Ende 2024 oder Anfang 2025 auf die 2-Prozent-Marke sinken", sagte der Gouverneur der Banque de France, dass er gemeinsam mit Bundesbankpräsident Joachim Nagel dem Wochenmagazin L'Express gab.Villeroy de Galhau, der als moderater "Falke" gilt, sagt, dass sich der Charakter der Inflation geändert habe und nicht mehr nur alleine auf den Energiepreisen beruhe. "Sie erfasst alle Bereiche, einschließlich des Dienstleistungssektors."
Nagel verwies auf den Anstieg der Kerninflationsrate auf 5,2 Prozent im Dezember und sagte: "Das ist viel zu hoch. Wir müssen die Geldpolitik weiter straffen, um den Preisdruck zu dämpfen und die Inflationserwartungen bei unserem Inflationsziel zu verankern."
ESCHBORN / FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones)
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