EZB-Ratsmitglied Visco warnt vor zu großen Zinsschritten
Der Gouverneur der italienischen Notenbank, Ignazio Visco, hat vor zu starken Leitzinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) gewarnt.
"Die steigende Inflation geht jetzt mit einer plötzlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Wachstumsaussichten einher", sagte Visco, der auch im Rat der EZB über die Geldpolitik mitbestimmt, am Freitag in Florenz. "Vor diesem Hintergrund erhöhen zu rasche und deutliche Zinserhöhungen das Risiko einer Rezession."
Zuletzt hatten sich eine Vielzahl von EZB-Vertretern für weitere deutliche Zinserhöhungen ausgesprochen. Es wurde oft auch konkret eine erneute Anhebung um 0,75 Prozentpunkte gefordert. Laut Visco darf sich die EZB aber nicht zu sehr an anderen Notenbanken orientieren und sich ihre Handlungsmöglichkeiten einschränken. "Die Annahme, dass die EZB der US-Notenbank Fed in den kommenden Monaten blindlings folgen wird, könnte eine schwerwiegende Fehleinschätzung sein." Visco gilt als geldpolitische Taube. Er ist also im Blick auf eine Straffung der Geldpolitik zurückhaltend.
Die EZB hat im laufenden Jahr den Leitzins um insgesamt 1,25 Prozentpunkte angehoben. Die Fed hat ihre Zinsen hingegen schon um 3,00 Prozentpunkte erhöht. Auf ihren jüngsten Sitzungen erhöhten beide Notenbanken ihre Leitzinsen um jeweils 0,75 Prozentpunkte.
/jsl/he
FLORENZ (dpa-AFX)
Weitere News
Bildquellen: A.Hesse, DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images