Bond King Bill Gross: Fed sollte sich mit weiteren Zinserhöhungen zurückhalten
Die Fed hat signalisiert, dass sie an ihrer falkenhaften Geldpolitik festhalten will. Doch der Anleihe-Experte Bill Gross glaubt, dass das Zinsniveau bereits das optimale Level erreicht hat.
• US-Inflation auf hohem Niveau rückläufig
• Bill Gross rät Fed zunächst von weiteren Zinsschritten ab
• Der Bond King warnt vor enorm großem Schattenbanken-Markt
Die US-Notenbank kämpft mit einer beispiellosen Serie großer Zinsschritte gegen den derzeit enormen Inflationsdruck. So wurde der Leitzins in 2022 insgesamt sieben Mal angehoben, davon vier Mal um ganze 75 Basispunkte. Zuletzt wurde das Zinsniveau Mitte Dezember um 50 Basispunkte auf nun 4,25 bis 4,50 Prozent erhöht. Bei dieser Gelegenheit signalisierten die US-Währungshüter, dass der Zinshöhepunkt 2023 mit etwa 5,1 Prozent höher liegen dürfte als dies im September noch mit etwa 4,60 Prozent projiziert wurde, außerdem haben sie die Vorstellung, dass sie die Zinsen im nächsten Jahr bereits wieder senken könnten, entschieden zurückgewiesen.
Jedoch ist diese falkenhafte Geldpolitik für die Notenbank auch ein Balanceakt, denn höhere Zinsen helfen zwar dabei, die Inflation zu dämpfen, können aber zugleich das Wirtschaftswachstum bremsen. Deshalb nehmen nun bei vielen Marktteilnehmern die Rezessionsängste wieder zu.
Bill Gross warnt vor weiteren Zinserhöhungen
Seit die US-Inflation im Juni 2022 mit 9,1 Prozent auf den höchsten Stand seit über 40 Jahren geklettert war, ging es schrittweise wieder abwärts. Zuletzt sank die Teuerungsrate im November auf 7,1 Prozent. Das ist zwar immer noch ein hohes Niveau, trotzdem glauben zahlreiche Ökonomen nach fünf Rückgängen in Folge, dass die Inflation ihren Höhepunkt überwunden hat und sie sich nun auf einem Weg hin zu einer Normalisierung befindet.
Auch der PIMCO-Mitgründer und Investor Bill Gross hat in einem Beitrag für die "Financial Times" die Befürchtung geäußert, dass die US-Notenbank über das Ziel hinaus schießen könnte. Seiner Meinung nach sollte sich die Fed nach den enormen Zinserhöhungen in 2022 nun erstmal die Zeit nehmen, um die Auswirkungen ihrer Maßnahmen gründlich zu evaluieren, bevor sie weitere Zinserhöhungen beschließt.
"Die Fed sollte nun ihre Leitzinserhöhungen stoppen und abwarten, ob die Bowleschüssel ausreichend geleert wurde", schrieb Gross. Er begründete dies mit "der Gefahr über das Ziel hinauszuschießen und der Notwendigkeit einer vorausschauenden Geldpolitik".
Großer Schattenmarkt
Während der altgediente Anleihekönig der Fed rät, in Betracht zu ziehen, dass das Zinsniveau bereits ein "optimales" Level erreicht hat, verweist er auf die Gefahr durch eine "zu große versteckte Hebelwirkung, zu viele Schatten-Schulden hinter verschlossenen Türen".
Die verborgene Hebelwirkung durch bilanzexterne Finanzierung und größtenteils unregulierte Schulden hätte nämlich ein "gefährliches" Niveau erreicht. So bestünden derzeit Schulden in Höhe von 65 Billionen Dollar bei Schattenbanken die außerhalb des regulären Bankensystems tätig sind. Laut Gross hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bereits davor gewarnt, dass hierdurch große Risiken für die US-Wirtschaft erwachsen.
Bill Gross empfiehlt der Fed, diesen Schattenbanken mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Und solange sie die Wirtschaftslage ergründet, sollte sie laut Gross an ihrem derzeitigen Zinsniveau festhalten und keine weiteren Schritte beschließen.
Redaktion finanzen.net
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