Niedrigzinsstrategie

Furcht vor Inflation: Darum glauben BlackRock-Analysten nicht an einen Zinsanstieg

22.05.21 22:17 Uhr

Furcht vor Inflation: Darum glauben BlackRock-Analysten nicht an einen Zinsanstieg | finanzen.net

Am Markt macht sich die Furcht vor einer steigenden Inflation breit. Am Aktienmarkt wird befürchtet, dass die Zentralbanken von ihren Niedrigzinsstrategien abweichen und damit alternative Anlagegüter wie Anleihen und Rohstoffe die besseren Renditen bringen. Experten des Vermögensverwalters BlackRock geben nun aber Entwarnung.

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• Anleger flüchten sich in Anleihen und Rohstoffe
• BlackRock warnt vor Überschätzung der Wachstumsdaten
• US-Wachstum könnte hinter Schwellenländern zurückfallen

Angst vor Kurswechsel bestimmt den Aktienmarkt

Von der US-Zentralbank Fed geht derzeit nicht die Intention aus, den sich im Niedrigbereich befindlichen Leitzins in naher Zukunft wieder anzuheben - erst wenn sich die von der Corona-Krise gebeutelte Wirtschaft wieder ausreichend erholt hat, will man diesen Schritt angehen. Dennoch macht sich unter Anlegern regelmäßig die Sorge vor einem nahenden Zinsanstieg breit. Mit hohen Zinsen könnten Staatsanleihen gegenüber Aktien als attraktiver gelten, so die Befürchtung der Marktteilnehmer, und damit für eine Abwanderung vom Aktienmarkt sorgen. Auch Rohstoffe gelten in Krisenzeiten immer wieder als sicherer Hafen. Erst kürzlich erreichte etwa der Goldpreis ein Dreimonatshoch, während der Kurs für Kupfer sogar auf ein Allzeithoch kletterte. Sind dies also Anzeichen für einen baldigen Strategiewechsel der Notenbank?

BlackRock-Analysten: Wirtschaftsdaten werden überbewertet

Analysten des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock glauben nicht daran, dass die Fed in allzu naher Zukunft ihren Kurs ändert. "Die Märkte preisen eine Abkehr von den Leitzinsen nahe Null schon im nächsten Jahr ein, obwohl sich die Fed mit ihrem neuen Rahmenwerk verpflichtet hat, bei der Inflation hinter der Kurve zu bleiben", so Jean Boivin und sein Team in einer Kundennotiz, die "MarketWatch" vorliegt. "Wir warnen davor, zu viel aus den starken kurzfristigen Aktivitätsdaten inmitten eines starken Neustarts zu extrapolieren. Wir sehen eine hohe Messlatte für die Fed, ihren geldpolitischen Kurs zu ändern und glauben, dass dies von den Märkten unterschätzt werden könnte." Nach der Meinung der Strategen werde es noch bis zu fünf Jahre dauern, bis die Zentralbank den Leitzins wieder auf 1 Prozent hebt. In einer kürzlichen Umfrage, die die New Yorker Federal Reserve im März durchführte, gingen die Befragten noch von einem Anstieg im Jahr 2024 aus, wie das Portal schreibt.

Mark Mobius: Inflation belastet US-Dollar

Portfoliomanager Mark Mobius dämpft die optimistischen Erwartungen der BlackRock-Experten allerdings etwas. So glaubt der Experte, dass der Markt das dauerhafte Inflationsrisiko in weiten Teilen unterschätzt, wie Bloomberg berichtet. Besonders in den USA könne diese Entwicklung aber problematisch werden, da eine steigende Inflationsrate die globale Reservewährung US-Dollar belasten werde. Dies könnte zur Folge haben, dass die USA hinter anderen Ländern zurückfällt, so Mobius weiter. Schwellenländer könnten so ein schnelleres Wachstum als Industrieländer vorweisen, besonders Tech-Aktien aus China und Indien, die zuletzt eher schwächer performten, könnten sich hier lohnen, glaubt der bekannte Investor. Einen kompletten Strategiewechsel hin zu Value-Aktien empfiehlt der als "Altmeister der asiatischen Aktie" bekannte Anleger allerdings nicht. "Bei den anhaltend niedrigen Zinsen sind normale Parameter wie KGVs kein guter Anhaltspunkt dafür, wo man sich aufhalten sollte", erklärt Mobius gegenüber Bloomberg. "Die Zahlen, auf die man schauen sollte, sind Kapitalrendite und Dividendenrendite. Aber ich denke, man muss eine Kombination aus Wert und Wachstum haben."

Rahmen für Strategiewechsel nicht gegeben

Generell sei der Markt beim Thema Inflation in Optimisten und Pessimisten geteilt, wie auch Boivin bemerkt. "Wir sehen zwei Gründe für diese Diskrepanz", so der Experte laut MarketWatch. So erhalten die Wachstumsdaten als pandemiebedingte Einschränkungen einerseits zu viel Gewicht, aber auch, dass Anleger sich zu sehr an den politischen Rahmen der Notenbank klammern, sei ein Grund für ein Abweichen von Boivins Prognose. Demnach kommt der Stratege zu der Einschätzung, dass starke Wachstumsdaten den Kurs der Fed auch in den nächsten Monaten nicht beeinflussen werden. Bevor die Institution ihr 120 Milliarden US-Dollar schweres Anleihenkaufprogramm einschränkt, müsse die Inflation außerdem über einen längeren Zeitraum bei mindestens 2 Prozent liegen, so die BlackRock-Analysten. "Die Fed ist dabei, die Glaubwürdigkeit des Rahmens aufzubauen und hat eine hohe Messlatte gesetzt, um ihren lockeren politischen Kurs zu ändern, selbst angesichts einer höheren realisierten Inflation", fasst Boivin zusammen. "Die Implikation: Bleiben Sie investiert, während sich der Neustart ausweitet."

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Vladimir Jotov / Shutterstock.com, rvlsoft / Shutterstock.com

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