US-Notenbank lässt Leitzins unverändert - Tapering und Ausstieg aus lockerer Geldpolitik beschleunigt
Die US-Notenbank Fed hat ihre Zinsen nicht verändert.
Der Leitzins bleibe in der Spanne von null bis 0,25 Prozent, teilte die Federal Reserve am Mittwoch nach ihrer Zinssitzung in Washington mit. Ökonomen hatten mit der Entscheidung gerechnet. Ziel der Niedrigzinspolitik ist es, die US-Wirtschaft bei der Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu unterstützen.
Tapering beschleunigt
Die Federal Reserve hat angesichts der hohen Inflation einen zügigeren Ausstieg aus ihrem massiven Kaufprogramm beschlossen. Außerdem werden in neuen Projektionen jetzt mindestens drei Zinserhöhungen im nächsten Jahr in Aussicht gestellt. Der Abbau der Anleihenkäufe wird auf 30 Milliarden Dollar pro Monat verdoppelt, teilte die US-Notenbank mit. Damit würden die Käufe bis März 2022 auslaufen. Der Beschluss, den Leitzins bei 0,00 bis 0,25 Prozent zu belassen, fiel einstimmig. Ökonomen und Börsianer hatten diese Entscheidungen erwartet.
Seit November hat die Fed ihr Kaufprogramm um monatlich 15 Milliarden Dollar zurückgefahren. Im Fachjargon wird dieser Prozess der geldpolitischen Normalisierung auch Tapering genannt.
Die Inflation ist in diesem Jahr sprunghaft gestiegen. Im November betrug sie 6,8 Prozent - der höchste Stand seit 1982 - und liegt damit weit über dem Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent. Der Grund für die aus dem Ruder laufende Inflation sind die starke Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sowie Engpässe in den Lieferketten im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise.
US-Notenbank beschleunigt Ausstieg aus lockerer Geldpolitik
Die US-Notenbank Fed reagiert auf die hohe Inflation und will schneller aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik aussteigen. Zum einen sollen die milliardenschweren Käufe von Wertpapieren wie Staatsanleihen schneller zurückgefahren werden. Zum anderen werden angesichts der hohen Inflation raschere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt. An den Finanzmärkten wurden die Entscheidungen positiv aufgenommen.
Wie die Federal Reserve am Mittwoch nach ihrer Zinssitzung in Washington mitteilte, sollen die immensen Wertpapierkäufe im Januar um 30 Milliarden US-Dollar verringert werden. Das ist das doppelte der Summe, um die die Käufe im November und Dezember reduziert wurden. In den Monaten darauf seien Reduzierungen im selben Ausmaß wahrscheinlich, sie sollen sich aber nach der wirtschaftlichen Lage richten.
Ursprünglich hatte die Fed pro Monat für 120 Milliarden Dollar je Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere gekauft. Das sollte die Finanzierungsbedingungen günstig halten und die US-Konjunktur in der Corona-Pandemie stützen. Analysten hatten ein beschleunigtes Abschmelzen der Käufe wegen der hohen Inflation erwartet. Die erheblichen Käufe haben die Bilanz der Fed dramatisch auf zuletzt 8,6 Billionen US-Dollar aufgepumpt.
Angesichts der hohen Inflation signalisierte die Fed raschere Zinsanhebungen. Für kommendes Jahr rechnen die Notenbanker laut neuen Prognosen mit insgesamt drei Zinsschritten um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Bisher wurde allenfalls eine Anhebung angedeutet. Im Jahr 2023 könnten laut den Projektionen drei Zinsanhebungen folgen, zwei weitere Anhebungen sind für 2024 signalisiert. Die Prognosen der Fed sind Ergebnis der Erwartungen der einzelnen Notenbanker im geldpolitischen Ausschuss FOMC.
Fed-Chef Jerome Powell begründete das raschere Straffungstempo vor der Presse mit dem robusten Arbeitsmarkt und der hohen Inflation. Die Wertpapierkäufe dürften im März beendet sein. Auf Rückfrage sagte er, dass eine anschließende Zinsanhebung vermutlich nicht lange auf sich warten lassen werde. Die Geldpolitik werde jedoch nicht ruckartig, sondern graduell gestrafft. Die wirtschaftliche Entwicklung solle durch die Geldpolitik weiter unterstützt werden.
Die erst unlängst entdeckte Corona-Variante Omikron, die als besonders ansteckend gilt, bezeichnete der Fed-Chef als konjunkturelles Risiko. Dennoch gingen er und seine Kollegen im FOMC weiter von einem soliden Wirtschaftswachstum aus.
Mit Blick auf die hohe Inflation räumte Powell ein, dass die coronabedingten Angebotsengpässe größer seien und länger anhielten als gedacht. Zudem erfasse die Inflation mittlerweile eine größere Anzahl an Gütern und Dienstleistungen. Die Lohnentwicklung sei bisher jedoch noch nicht betroffen. Ökonomen sehen große Inflationsgefahren, falls die Arbeitnehmer als Kompensation für die hohe Teuerung steigende Löhne durchsetzen wollen (Lohn-Preis-Spirale).
Die Inflation in den USA war im November auf 6,8 Prozent gestiegen. Das ist die höchsten Rate seit 39 Jahren. Bisher hatte die Fed die Entwicklung als größtenteils übergangsweises, coronabedingtes Phänomen bewertet. Jetzt spricht sie lediglich davon, dass die hohe Inflation Folge eines pandemiebedingten Ungleichgewichts von Angebot und Nachfrage sowie weniger Corona-Beschränkungen sei.
Bankökonomen zeigten sich überrascht über den entschlossenen Kurs der Fed. Die Notenbank habe es sehr eilig, erklärte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Die Währungshüter zeigten, dass sie verpflichtet seien, Inflationsgefahren rechtzeitig entgegenzutreten. Auch die Ökonomen vom Analysehaus Capital Economics zeigten sich beeindruckt von der straffen Haltung der Fed. Man erwarte jetzt drei Zinsanhebungen im kommenden Jahr, gefolgt von vier Anhebungen im Jahr 2023.
An den Finanzmärkten führten die Entscheidungen der Fed nicht zu Panikverkäufen, im Gegenteil: Die US-Aktienmärkte legten zuletzt zu, amerikanische Staatsanleihen gaben deutlich nach. Im Gegenzug stiegen die Kapitalmarktzinsen. Der US-Dollar stieg zunächst an, geriet dann aber unter Druck. Rohstoffe wie Gold und Erdöl profitierten von dem schwächeren Dollar und legten zu.
WASHINGTON (dpa-AFX)/
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