Man kann nicht beides haben

Experte: Niedrige Zinsen können die US-Wirtschaft nicht stark machen

25.03.19 21:11 Uhr

Experte: Niedrige Zinsen können die US-Wirtschaft nicht stark machen | finanzen.net

Eine starke Wirtschaft in Korrelation mit niedrigen Zinsen - das wünscht sich die US-Regierung unter Präsident Donald Trump. Doch dieser Plan kann laut einem Experten nicht aufgehen.

Das meint zumindest Robert Heller. Zwischen 1986 und 1989 gehörte er dem Vorstand der US-Notenbank Fed an: Mit Zinsen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft kennt er sich folglich aus. Für ihn ist die Prognose der US-Regierung, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 3,2 Prozent wachsen soll, nicht vereinbar mit der Projektion der Fed, in diesem Jahr keine Zinserhöhungen durchzuführen.

Trump verurteilte Zinserhöhungen

Im vergangenen Jahr erhöhte die US-Notenbank die Zinsen nach einem restriktiven Ansatz viermal, um so die Inflation einzudämmen. Dafür verurteilte US-Präsident Trump die Fed scharf, seiner Ansicht nach sei die Fed das einzige Problem, "das unsere Wirtschaft hat". Einbrüche am Aktienmarkt schrieb er damit lediglich den Zinserhöhungen zu, ohne weltpolitische Themen, wie den Handelskrieg zwischen den USA und China, in Betracht zu ziehen.

Dass die Fed am vergangenen Mittwoch verkündete, in diesem Jahr den Leitzins zunächst einmal nicht verändern zu wollen, dürfte Trump also positiv gestimmt haben, wie Ex-Fed-Vorstandsmitglied Heller gegenüber CNBC erklärte: "Präsident Trump hat jüngst nicht viel über die Fed gesagt und er sollte wirklich glücklich mit der aktuellen Haltung sein - aber es ist auch ein Dilemma, ein Rätsel, wenn man es so sagen will."

Heller hofft auf Zinserhöhungen zur Mitte des Jahres

Die Regierung forciere ein Wirtschaftswachstum, wolle aber gleichzeitig niedrige Zinsen, "man kann wirklich nicht beides haben", äußert der Ökonom. Für eine starke Wirtschaft hofft Heller darauf, dass die Fed ihre Zinsprojektionen noch einmal überdenkt, und zur Mitte des Jahres die Zinsen anzieht.

Wenn die Zinsen niedrig sind und es für Unternehmen und Privatpersonen günstig ist, Kredite aufzunehmen, wird zwar die Kaufkraft gestärkt und die Wirtschaft angekurbelt, gleichzeitig steigt aber auch das Risiko für eine Inflation. Um dem gegenzulenken, wäre es in einer starken Wirtschaft eigentlich von Vorteil, die Zinsen zu erhöhen.

Rezession voraus?

Heller hat damit auch eine möglicherweise nahende Rezession im Blick: Wenn die Fed höhere Zinsen erheben würde, hätte sie bei einem Wirtschaftseinbruch etwas Spielraum, um die Zinsen wieder zu senken und die Wirtschaft anzutreiben.

Und eine Rezession wird immer wahrscheinlicher. So glauben nur noch 11 Prozent der Wirtschaftsexperten, dass die USA einer Rezession entgehen kann. Die Vanguard Group sieht eine Rezession 2020 als wahrscheinlich an und auch Wirtschaftsnobelpreisträger Krugman glaubt, dass die USA 2020 in eine Rezession rutschen könnte. Robert Shiller, ebenfalls Wirtschaftsnobelpreisträger, sieht Anzeichen, "dass etwas nicht in Ordnung sein könnte".

Wirtschaftswachstum bei anhaltendem Niedrigzins?

Im Gegensatz zur US-Regierung, die trotz ihrer Vorliebe zu niedrigen Zinsen davon ausgeht, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr um 3,2 Prozent wachsen wird, hat die Fed ihre Projektion bereits gesenkt: Nur 2,1 Prozent werde die Wirtschaft 2019 wachsen. Ob die Wirtschaft dieses Jahr trotz der geplanten Zinspause expandieren wird, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

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