Chinas Zentralbank passt Referenzzins nicht an und pumpt Rekordsumme ins Bankensystem

Chinas Zentralbank hat einen wichtigen Referenzzins unverändert gelassen und gleichzeitig eine Rekordmenge an Liquidität in Form von einjährigen Krediten in den Markt gepumpt, um die von einer anhaltenden Immobilienkrise und einer schwachen Nachfrage geplagte Wirtschaft anzukurbeln.
Die People's Bank of China (PBoC) stellte dem Bankensystem über ihre einjährige mittelfristige Kreditfazilität (MLF) 1,45 Billionen Yuan (ca. 186 Milliarden Euro) zur Verfügung und beließ den Zinssatz bei 2,5 Prozent - dem gleichen wie bei der vorherigen Maßnahme. Nach Angaben des lokalen Datenanbieters Wind waren am Freitag mittelfristige Kredite in Höhe von 650 Milliarden Yuan fällig. Die Maßnahme der Zentralbank führte zu einer Rekordsumme von netto 800 Milliarden Yuan für das chinesische Finanzsystem.
Außerdem stellte die PBoC 50 Milliarden Yuan an Liquidität über siebentägige Reverse-Repo-Geschäfte zu einem Zinssatz von 1,8 Prozent zur Verfügung. Laut Wind wurden am Freitag Reverse Repos im Wert von 197 Milliarden Yuan fällig. Analysten hatten erwartet, dass die Zentralbank mehr Liquidität in den Markt pumpen würde, indem sie den Mindestreservesatz für Banken senkt.
Nachdem Peking zusätzliche Staatsanleihen im Wert von 1 Billion Yuan ausgegeben hat und den Lokalregierungen die vorzeitige Rückzahlung eines Teils ihrer 2024 fälligen Anleihekontingente sowie die Ausgabe von Sonderanleihen zum Umtausch früherer Schulden gestattet hat, dürfte das erhöhte Volumen der über das Instrument der MLF begebenen Anleihen einen Teil der Nachfrage nach Finanzmitteln dämpfen.
Haushaltslücke in China beträgt in 2024 offenbar drei Prozent des BIP
In China hat sich die politische Führung in dieser Woche auf einem jährlichen Wirtschaftstreffen offenbar auf das Erwirtschaften eines Haushaltsdefizits von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in 2024 geeinigt.
Dies erklärten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Freitag und fügten hinzu, dass weitere fiskalische Unterstützung möglicherweise von außerbudgetären Schulden abgedeckt werden wird. Während das Haushaltsdefizit unter dem diesjährigen revidierten Ziel von 3,8 Prozent liegt, gewährt die Option, außerbudgetären Staatsanleihen auszugeben, dem Land die Flexibilität, weitere Konjunkturimpulse zu setzen und somit das Wirtschaftswachstum insgesamt stabil zu halten. Einem Insider zufolge könnten sich die zusätzlichen Ausgaben auf bis zu einer Billion Yuan (140,16 Milliarden US-Dollar) belaufen.
China nimmt in seinen jährlichen Haushaltsplänen keine Sonderanleihen auf. Das Informationsbüro des chinesischen Staatsrates, das Medienanfragen im Auftrag der Regierung, des Finanzministeriums und des obersten Staatsplaners, der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, bearbeitet, reagierte nicht sofort auf eine Anfrage von Reuters nach einem Kommentar. Die jährliche Wirtschaftsarbeitskonferenz, bei der Präsident Xi Jinping und andere Spitzenpolitiker den Kurs für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im kommenden Jahr festlegen, fand am Montag und Dienstag hinter verschlossenen Türen statt.
PEKING (Dow Jones) / Shanghai (Reuters)
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