Ein Ring aus Händlern soll jahrelang Referenzzinsen wie Euribor und Libor manipuliert haben.
Was auf den ersten Blick wie ein Spezialthema für Finanzprofis wirkt, könnte auch Folgen für Spareinlagen oder Dispokredite haben.
Was sind Libor und Euribor ?
Der Libor gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken gegenseitig Geld leihen. Ermittelt wird die "London Interbank Offered Rate" (Libor) aus einem Durchschnitt der gemeldeten Sätze von 18 Banken. Der Libor wird für verschiedene Währungen berechnet. Eine Alternative ist der Euribor für den Euroraum. Auf den Referenzzinsen basieren Finanzprodukte im Wert von mehr als 500 Billionen US-Dollar.Welche Nachteile könnten Sparern entstanden sein ?< Nach ersten Erkenntnissen haben Händler zwischen 2005 und 2011 zu niedrige Zinssätze gemeldet. Tagesgeld, Festgeld, Termingelder aber auch Sparguthaben orientieren sich Verbraucherschützern zufolge an Libor oder Euribor. Rein theoretisch könnte Sparern also ein Schaden entstanden sein. "Die Frage ist allerdings, ob die Bank im Einzelfall höhere Zinsen geboten hätte, wenn der Referenzzins höher gewesen wäre. Letztlich hängt die Höhe des Zinses von der Geschäftspolitik des Instituts ab", sagt Finanzexpertin Pamela Bässler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Was ist mit Anlageprodukten wie Investmentfonds ? Einige klassische Investmentfonds beziehen sich auf die Referenzzinssätze Libor und Euribor. Welche Folgen eine mögliche Manipulation für Anleger hat und ob sie überhaupt geschädigt wurden, lässt sich derzeit allerdings kaum abschätzen. Bei der größten deutschen Fondsgesellschaft, der Deutsche-Bank-Tochter DWS, heißt es: "Aufgrund des derzeit noch unklaren Sachverhalts und der nach wie vor laufenden Untersuchungen sehen wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in der Lage, eine Einschätzung zu möglichen Auswirkungen auf die Produkte der DWS abzugeben".Wie groß könnte der Schaden sein? Im Moment prüft die deutsche Finanzaufsicht Bafin Millionen von Datensätzen, E-Mails und Dokumenten. Schnelle Resultate sind der Behörde zufolge nicht zu erwarten. "Es ist schwierig, den Schaden zu beziffern, weil man nicht weiß, wie hoch Libor oder Euribor ohne mögliche Manipulationen gewesen wären", sagt der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz. "Es gibt keinen Referenzzinssatz, um den Schaden zu berechnen."
Könnten Verbraucher von Tricksereien profitiert haben ? Kredite mit variablen Zinsen sind an Libor oder Euribor gekoppelt. So hängen die Zinsen für einen Dispokredit in der Regel vom Drei-Monats-Euribor ab. "Mögliche Manipulationen nach unten wären für die Verbraucher im Kreditbereich theoretisch nicht von Nachteil gewesen", sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Allerdings kritisieren Verbraucherschützer seit längerem, dass die Banken selbst reguläre Zinssenkungen nicht immer vollständig an die Kunden weitergeben. Auch bei den Zinsen für Raten- und Immobilienkredite können Euribor oder Libor eine Rolle spielen. Größere Bedeutung haben hier allerdings die Bonität des Kunden, die allgemeine Nachfrage und die Höhe der allgemeinen Zinssätze./mar/DP/wiz FRANKFURT (dpa-AFX)