Notenbanken großer Schwellenländer stemmen sich gegen Währungsverfall
Die Notenbanken großer Schwellenländer gehen zunehmend gegen die ausgeprägte Schwäche ihrer Währungen vor.
Die Zentralbank der größten lateinamerikanischen Volkswirtschaft Brasilien erhöhte ihren Leitzins am Donnerstag um 0,5 Punkte auf 9,0 Prozent. Es ist bereits die vierte Zinserhöhung in diesem Jahr. Die Zentralbank der drittgrößten asiatischen Volkswirtschaft Indien kündigte am späten Mittwochabend an, den staatlichen Ölimporteuren Devisentauschgeschäfte (Swaps) in US-Dollar anzubieten, um deren Dollar-Nachfrage zu befriedigen. Die indonesische Notenbank erhöhte am Donnerstag ihren Leitzins in einer außerplanmäßigen Sitzung von 6,5 auf 7,0 Prozent.
Viele Notenbanken aufstrebender Länder befinden sich derzeit in der Zwickmühle: Zur Stützung ihrer Landeswährungen, die seit Wochen unter Druck stehen, müssten sie eigentlich Zinserhöhungen vornehmen, um damit ausländische Anleger anzulocken. Zudem leiden viele Schwellenländer unter einer hohen Inflation, was ebenfalls für eine straffere Geldpolitik spricht. Höhere Leitzinsen verteuern jedoch Unternehmens- und Verbraucherkredite und stellen so eine Belastung für die ohnehin schwache Konjunktur dar.
Trotz wirtschaftlicher Abkühlung stellte die brasilianische Notenbank am Donnerstag sogar zusätzliche Zinserhöhungen in Aussicht. Sie begründete den Kurs mit der hohen Inflation im Land. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Zentralbank zusätzliche Devisentauschgeschäfte und Kreditlinien in Dollar aufgelegt, um dem Verfall des Real Einhalt zu gebieten. Die Währung Brasiliens zählt zu den schwächsten Währungen im laufenden Jahr.
Noch schlechter steht es um die indische Rupie, die seit Jahresbeginn zum Dollar um mehr als zwanzig Prozent abgewertet hat. Größter Belastungsfaktor ist die für dieses Jahr erwartete geldpolitische Wende in den USA, die nicht nur in Indien zu einem massiven Kapitalabfluss geführt hat. Jüngst wurde die Lage durch die sich zuspitzende Syrien-Krise verschärft. Für Länder wie Indien, die stark auf Güterimporte wie insbesondere Energie angewiesen sind, stellt eine schwache Währung eine starke Belastung dar. Deswegen greift die indische Notenbank nun den staatlichen Ölunternehmen mit Dollar-Tauschgeschäften unter die Arme.
Die größte Überraschung hielt am Donnerstag die Notenbank Indonesiens parat. Nach einer Notsitzung erhöhte sie ihren Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr. Auch Indonesien leidet unter einer hohen Inflation sowie konjunktureller Abkühlung und einer schwachen Landeswährung. Gegenwärtig liegt die indonesische Rupiah zum Dollar auf dem tiefsten Stand seit vier Jahren. Eine schwache Währung heizt die Inflation über teurere Importe zusätzlich an./bgf/jsl
FRANKFURT (dpa-AFX)