Commerzbank: EZB führt Staffelzins ein
Die Commerzbank erwartet, dass die Europäische Zentralbank "über kurz oder lang" einen gestaffelten Einlagensatz einführen wird.
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Damit wolle sie die zunehmend kritisierten Nebenwirkungen ihres negativen Einlagensatzes abmildern, schreibt Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert in einem aktuellen Kommentar. Am wahrscheinlichsten ist aus seiner Sicht der Dezember, weil die EZB dann ihren Einlagenzins erneut senken dürfte.
Schubert weist darauf hin, dass der Einlagenzins von derzeit minus 0,4 Prozent den Banken angesichts einer Überliquidität von etwa 1 Billion Euro Kosten von 4 Milliarden Euro verursacht. Besonders stark litten unter diesem Einlagenzins Deutschland und die Niederlande, da laut einer Untersuchung der niederländischen Zentralbank institutionelle Investoren, die Anleihen an die EZB verkaufen, Einlagen bei Banken in Ländern mit sehr hoher Kreditwürdigkeit bevorzugen.
Praktisch alle Banken im Euroraum dürften unter einer geringeren Zinsmarge leiden, weil sie die negativen Zinsen kaum an ihre Kunden weiterreichen können. Laut Schubert berichtete im jüngsten EZB-Quartalsbericht zur Kreditvergabe etwa ein Fünftel der Banken von starken Einbußen bei den Nettozinserträgen.
Diesen negativen Effekten in Höhe von rund 0,1 Prozentpunkt Kapitalrendite stehen jedoch nach Rechnung der EZB zumindest kalkulatorisch positive Effekte von 0,15 Punkten aufgrund höherer Anleihenotierungen und einer konjunkturbedingt besseren Kreditqualität gegenüber.
Die Commerzbank hält es allerdings für möglich, dass die EZB ihre bisher noch positive Gesamteinschätzung des negativen Einlagensatzes revidieren muss. Die in jüngster Zeit intensive Beschäftigung der EZB mit den Nebeneffekten des Negativzinses spricht aus ihrer Sicht dafür, dass die Hürde für eine weitere Zinssenkung im EZB-Rat vermutlich höher geworden ist.
"Angesichts der jüngsten Diskussion um schädliche Nebeneffekte von Negativzinsen - hier insbesondere die Rolle der Bankprofitabilität - sind wir mehr denn je der Meinung, dass die EZB eine Zinssenkung mit der Einführung von Freibeträgen kombinieren würde", schreibt Schubert.
Mögliche Termine für eine Zinssenkung und die Einführung von Freibeträgen sind vor allem September oder Dezember, wenn die EZB jeweils ihre aktualisierten Projektionen veröffentlicht. Für September spricht Schubert zufolge, dass EZB-Präsident Draghi nach der jüngsten EZB-Sitzung auf diesen Termin verwiesen hat.
"Aber wir erwarten nicht, dass die EZB ihre Wachstums- oder Inflationsprognosen für 2017 Anfang September sehr deutlich senken wird. Das spricht eher für Dezember, wenn die Enttäuschung über die anhaltend niedrige Kerninflation länger angehalten hat und die von den Negativzinsen verursachten Banken-Probleme noch sichtbarer sind", kalkuliert Schubert.
DJG/hab/smh Dow Jones Newswires
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