Kampf gegen Immobilienkrise

China senkt wichtigen Schlüssel-Zins stärker als erwartet

20.02.24 11:43 Uhr

Leitzinsen in China: Chinesische Zentralbank überrascht mit starker Zinssenkung | finanzen.net

Chinas Banken haben angesichts der schwachen Konjunktur und anhaltender Probleme am Immobilienmarkt ihre Kreditvergabe gelockert.

Wie die chinesische Notenbank am Dienstag mitteilte, sinkt der fünfjährige Schlüsselzins (Loan Prime Rate, LPR) von 4,2 Prozent auf 3,95 Prozent. Die Senkung fällt mit 25 Basispunkten stärker aus, als viele Analysten erwartet hatten.

Die LPR ist ein Durchschnittszins, der die Kreditzinsen der Banken misst. Die Notenbank hat Einfluss auf das Zinsniveau, etwa durch ihren Leitzins MLF. Dieser wurde zuletzt allerdings nicht gesenkt, insofern kommt die jetzige Zinssenkung der Banken etwas überraschend.

Die Zinssenkung ist vor allem für langfristige Kredite wie Hypotheken wichtig. Die Entscheidung dürfte dazu führen, dass der Kauf von Immobilien erschwinglicher wird, da die Kreditkosten sinken.

China leidet unter einer Immobilienkrise, die sich auf die gesamte Wirtschaft auswirkt. Seit Jahren kämpfen viele Immobiliengesellschaften mit einer hohen Verschuldung. Sie haben sich finanziell übernommen, um schnell wachsen zu können. Nun sind sie teilweise nicht mehr in der Lage, ihre Projekte zu Ende zu bauen. Allein Evergrande, der größte Entwickler des Landes, hat Schulden von über 300 Milliarden Dollar angehäuft.

Unfertige Wohnanlagen sind zu einem sichtbaren Zeichen der Krise geworden und haben Käufer, die ihre Wohnungen im Voraus bezahlt haben, in eine prekäre Lage gebracht. Die Angst vor dem Verlust der Lebensersparnisse haben auch potenzielle Käufer zurückhaltend werden lassen. Die Immobilienpreise sinken in den meisten Städten.

Chinas Regierung in der Zwickmühle

Für Peking ist die Situation ein Dilemma. Einerseits will man den Immobilienunternehmen keinen Freibrief für immer höhere Verschuldung geben. Der Sektor soll für das Wirtschaftswachstum eine weniger prominente Rolle spielen als bisher.

Gleichzeitig ist die Regierung aber auch darauf bedacht, einen allzu abrupten Abschwung im Immobiliensektor abzufedern, um die Auswirkungen auf die ohnehin schwächelnde Konjunktur zu mildern. So wurde Banken kürzlich erlaubt, ausgewählte Immobilienunternehmen weiter zu unterstützen. Zudem lockerten viele Städte bisher geltende Restriktionen beim Immobilienerwerb.

Neue Erkenntnisse über den Kurs der zweitgrößten Volkswirtschaft werden erwartet, wenn am 5. März in Peking der Volkskongress beginnt. Dann wird die Regierung unter anderem das Wachstumsziel und weitere Wirtschaftsziele für das laufende Jahr vorstellen.

PEKING (dpa-AFX)

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