EZB-Chefvolkswirt Lane: Weitere Zinserhöhungen nach März dürften angemessen sein
Die EZB wird aus Sicht ihres Chefvolkswirts Philip Lane wegen der anhaltend hohen Inflation auch nach dem März von ihrem Zinserhöhungskurs wohl nicht abrücken.
"Die aktuellen Informationen über den zugrundeliegenden Inflationsdruck deuten darauf hin, dass es angemessen sein wird, die Zinsen nach unserer März-Sitzung weiter anzuheben", sagte Lane am Montag in einem Vortrag am Trinity College in Dublin laut Redetext. Insgesamt zeige das Wärmebild (Heatmap) für die Teuerung an, dass der Inflationsdruck weiterhin stark sei. "Doch es gibt Anzeichen für eine Abschwächung", fügte er hinzu.
Jüngste Beobachtungen legten nahe, dass von der Energieseite ausgehend der Preisdruck nachlasse. Gleiches gilt Lane zufolge auch für andere Rohstoffe. Auch von der globalen und heimischen Wirtschaftstätigkeit sowie von angebotsseitigen Engpässen gehe weniger Preisdruck aus. Dagegen weisen Lane zufolge Indikatoren für die Kosten im Zusammenhang mit Lebensmitteln sowie die Arbeitsmarktentwicklung auf einen stärkeren Druck hin. Dabei nannte der Chefvolkswirt insbesondere das Wachstum der Löhne. Um die zugrundeliegende Teuerung abschätzen zu können, müssten die jüngsten Lohnentwicklungen genau beobachtet werden, merke er an.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen seit Juli 2022 bereits fünf mal in Folge angehoben - um insgesamt 3,00 Prozentpunkte. Die nächste Zinssitzung der Euro-Notenbank ist am 16. März. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat eine weitere Erhöhung der Sätze um 0,50 Prozentpunkte auf dann 3,5 Prozent in Aussicht gestellt. Wie es mit dem Zinserhöhungskurs danach weitergehen soll, ist allerdings noch unklar.
Portugals Notenbankchef erklärt: EZB sollte nach März-Zinserhöhung den Daten folgen
Portugals Notenbankchef Mario Centeno plädiert nach dem von der EZB in Aussicht gestellten erneuten großen Zinsschritt im März dafür, dann vor allem datengestützt voranzuschreiten. Die neuen Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte, die zur März-Sitzung veröffentlicht werden sollen, spielten dabei für den weiteren Zinspfad eine zentrale Rolle, sagte Centeno der italienischen Tageszeitung "La Stampa" (Montagausgabe). "Das sind die wichtigsten Daten für die Ausrichtung unserer künftigen Entscheidungen", sagte das Mitglied des 26-köpfigen Rats der Europäischen Zentralbank (EZB), der über die Zinsen entscheidet.EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Sonntag angesichts des anhaltenden Preisschubs im Euro-Raum die Intention der Notenbank bekräftigt, die Schlüsselsätze auf der Sitzung am 16. März erneut um 0,50 Prozentpunkte anzuheben. Die EZB hat seit Juli 2022 die Zinsen in rascher Abfolge bereits um insgesamt drei Prozentpunkte erhöht. Die Teuerungsrate war im Februar nur minimal auf 8,5 Prozent von 8,6 Prozent im Januar gesunken. Das ist immer noch mehr als viermal so hoch wie das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank. Sorgen bereitet den Euro-Wächtern, dass die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, den dritten Monat in Folge gestiegen ist. Im Februar lag dieses Inflationsmaß bei 5,6 Prozent.
"Wenn sie mich danach fragen, was nach dem März passieren wird, dann denke ich, dass es wichtig ist, die Schätzungen ernst zu nehmen, die wir in ein paar Tagen haben", sagte Centeno. Aus seiner Sicht verlief der bisherige Prozess der Leitzinsanhebungen zu schnell. "Das hat es noch nie gegeben, das verlief noch nie so schnell. Wir müssen etwas geduldig sein, damit sich die Anhebungen um 300 Basispunkte auf die Inflation auswirken können, denn das ist unser Hauptziel", merkte er an.
Holzmann: EZB sollte Zinsen bis Juli um je 50 Basispunkte anheben
Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte ihre Zinsen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann weiter stark anheben. Er sei zum aktuellen Zeitpunkt dafür, die Zinsen auf den Ratssitzungen im März, Mai, Juni und Juli um jeweils einen halben Prozentpunkt anzuheben, sagte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) dem Handelsblatt. Holzmann geht demnach davon aus, dass die Inflation im Euroraum noch lange sehr hoch sein wird.
Die Historie weltweit habe gezeigt, dass "bei einer Inflation von 8 Prozent und mehr ein sehr langsamer Rückgang folgt". Sorgen bereitet Holzmann vor allem die hohe Kerninflationsrate, bei der Energie und Lebensmittel ausgeklammert werden. Er gehe davon aus, dass sich diese im ersten Halbjahr nicht wesentlich abschwächen werde.
Holzmann nimmt an, dass sich der Einlagenzins der EZB erst bei 4 Prozent im restriktiven Bereich befindet. Derzeit liegt er bei 2,50 Prozent. "Wenn wir die Inflation auf absehbare Zeit wieder auf 2 Prozent bringen wollen, müssen wir restriktiv vorgehen", sagte er. Seine Hoffnung sei, dass die EZB innerhalb der nächsten zwölf Monate den Zinshöhepunkt erreichen werde.
Mailand/Frankfurt (Reuters) / FRANKFURT (Dow Jones)
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