EZB belässt Leitzins unverändert - Inflationsprognose für 2024 nach unten korrigiert
Die Europäische Zentralbank (EZB) stand am Donnerstag vor einer wegweisenden Entscheidung.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag den Leitzins im Euroraum unverändert gelassen. Der Leitzins, zu dem sich Banken im Euroraum frisches Geld bei der EZB besorgen können, liegt damit weiterhin bei 4,5 Prozent. Der Einlagezins bleibt bei 4,0 Prozent.
Inflation zwang EZB zum Handeln
Um die zeitweise auf Rekordhöhe geschnellte Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt. Weil Kredite damit teurer werden, kann das die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind aber zugleich eine Last für Unternehmen und private Investoren. Angesichts schwächelnder Konjunktur und zurückgehender Teuerung mehrten sich im Vorfeld Forderungen, die Zinsen wieder zu senken.
Zur Inflationsentwicklung heißt es in dem aktuellen EZB Statement: "Obwohl die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation weiter zurückgegangen sind, bleibt der inländische Preisdruck hoch, was zum Teil auf den starken Anstieg der Löhne zurückzuführen ist."
Zum weiteren geldpolitischen Kurs heißt es: "Auf der Grundlage seiner derzeitigen Einschätzung ist der EZB-Rat der Ansicht, dass die Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das, wenn es für einen ausreichend langen Zeitraum beibehalten wird, einen wesentlichen Beitrag zur rechtzeitigen Rückkehr der Inflation zum Zielwert leisten wird."
Die künftigen Beschlüsse des EZB-Rats würden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie nötig auf einem hinreichend restriktiven Niveau gehalten würden. "Der EZB-Rat wird weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen, um die angemessene Höhe und Dauer der Restriktionen zu bestimmen." Insbesondere würden die Zinsentscheidungen auf der Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der eingehenden Wirtschafts- und Finanzdaten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission beruhen.
Die Guidance zum Kaufprogrammen APP wurde bestätigt, die Bestände sollen moderat und berechenbar sinken. Die Tilgungsbeträge fällig gewordener Anleihen aus dem PEPP-Programm sollen während des ersten Halbjahrs voll wiederangelegt werden. Ab dem zweiten Halbjahr sollen die Bestände im Durchschnitt um monatlich 7,5 Milliarden Euro verringert werden. Ab Ende 2024 gibt es keine Wiederanlage mehr.
Lagarde: Wachstumsrisiken bleiben abwärts gerichtet
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht nach den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde weiterhin ein überwiegendes Risiko, dass sich die Wirtschaftsaktivität im Euroraum schlechter als erwartet entwickelt. "Die Risiken für das Wirtschaftswachstum bleiben abwärts gerichtet", sagte Lagarde in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung.
Zuvor hatte der Rat wie erwartet beschlossen, Leitzinsen und Wertpapierankaufprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance unverändert zu lassen.
Lagarde: EZB hat im Juni deutlich mehr Informationen
Im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) herrscht nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde breite Zustimmung zu der Einschätzung, dass das Gremium den Inflationsausblick bei seiner übernächsten Sitzung voraussichtlich deutlich besser beurteilen kann als bei der nächsten Sitzung. Lagarde sagte in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung, die Zuversicht der EZB, ihr Inflationsziel von 2 Prozent rechtzeitig erreichen zu können, habe zugenommen.
"Wir sind zuversichtlicher, aber nicht ausreichend zuversichtlich, wir brauchen mehr Beweise und mehr Daten", sagte sie und fügte hinzu: "Wir werden im April ein wenig mehr wissen und im Juni deutlich mehr." Darüber habe im Rat weitgehend Einigkeit geherrscht. Ebenso breit sei aber die Einigkeit darüber gewesen, dass der Rat seine Ansichten nicht auf Basis einer einzigen Zahl ändern werde.
Lagarde: Erste Diskussion über Verringerung der Restriktion
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat nach den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde noch nicht über Zinssenkungen diskutiert, aber über eine weniger bremsende Geldpolitik. "Wir haben beim aktuellen Meeting nicht über eine Zinssenkung diskutiert", sagte Lagarde in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung. Sie fügte hinzu: "Wir haben gerade erst damit begonnen, darüber zu diskutieren, unsere geldpolitische Restriktion zurückzufahren." Weitere Erklärungen dazu gab Lagarde nicht ab. Die EZB betrachtet die Leitzinsen als ihr hauptsächliches geldpolitisches Instrument.
Zuvor hatte Lagarde angedeutet, dass die EZB im Juni möglicherweise genug Informationen haben werde, um über eine Zinssenkung zu entscheiden.
EZB-Stab senkt Inflations- und BIP-Prognose für 2024
Der volkswirtschaftliche Stab der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Prognosen für Inflation und Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr gesenkt. Wie die EZB mitteilte, wird für 2024 nun mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 (Dezember-Prognose: 2,7) Prozent gerechnet. Die aktuellen Prognosen für 2025 und 2026 lauten auf 2,0 (2,1) und 1,9 (1,9) Prozent. Für die Kerninflation werden 2,6 (2,7), 2,1 (2,3) und 2,0 (2,1) Prozent prognostiziert.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums wird den Prognosen zufolge um 0,6 (0,8), 1,5 (1,5) und 1,6 (1,5) Prozent steigen.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Dow Jones
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