Hohe Inflation

Stärkere Zinsanhebung? - EZB könnte wohl Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte prüfen

19.07.22 11:24 Uhr

Stärkere Zinsanhebung? - EZB könnte wohl Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte prüfen | finanzen.net

In der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es laut informierten Kreisen Überlegungen zu einer stärkeren Zinsanhebung.

Anstatt wie bisher signalisiert, die Leitzinsen am Donnerstag erstmals seit elf Jahren um 0,25 Prozentpunkte anzuheben, könnte man sich auch zu einer stärkeren Anhebung um 0,5 Punkte entschließen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag mit Bezug auf informierte Personen. Hintergrund sei die hohe Inflation im Währungsraum, die sich gegenwärtig auf Rekordniveau von deutlich mehr als acht Prozent bewegt.

Ganz überraschend kommt die Debatte über eine deutlichere Zinsanhebung nicht. So haben sich in den vergangenen Wochen bereits einige hochrangige EZB-Notenbanker dafür ausgesprochen, einen stärkeren Zinsschritt nicht gänzlich auszuschließen. Dazu zählen etwa die Zentralbankchefs aus den Niederlanden und Österreich, Klaas Knot und Robert Holzmann. Im geldpolitischen Rat dürften sie aber in der Minderheit sein. Ein großer Zinsschritt am Donnerstag erscheint aus dieser Perspektive eher unwahrscheinlich.

Ganz auszuschließen ist eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt aber nicht. Selbst EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat vor wenigen Wochen die Möglichkeit eines deutlicheren Zinsschritts angesprochen. Dies könnte beispielsweise dann erforderlich sein, falls sich die Inflationserwartungen aus ihrer Verankerung lösten. Die Steuerung der erwarteten Inflation spielt in der modernen Geldpolitik eine entscheidende, wenn nicht sogar die wichtigste Rolle.

Die Europäische Zentralbank befindet sich vor ihrer Zinssitzung am Donnerstag in einer schwierigen Situation. Auf der einen Seite muss sie gegen die hohe Teuerung vorgehen, die zuletzt auf einen Rekordwert von 8,6 Prozent gestiegen ist. Auf der anderen Seite bestehen hohe Konjunkturrisiken, insbesondere die Gefahr einer Erdgaskrise im Fall dauerhaft ausbleibender Lieferungen aus Russland. Zu rasche und starke Zinsanhebungen würden die Wirtschaft in einem solchen Fall zusätzlich belasten.

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FRANKFURT (dpa-AFX)

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