Geldpolitik

EZB hält sich Zinsentscheidung offen: "Noch kein fester Zinspfad festgelegt"

24.06.24 06:51 Uhr

Keine Vorfestlegung: EZB bleibt flexibel in der Politik um Leitzinsen | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank hat sich EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel zufolge "noch nicht auf einen festen Zinspfad festgelegt", sondern "bleibe wachsam" und treffe ihre Entscheidungen kurzfristig und faktenbasiert.

Die Wirtschaft erhole sich allmählich, aber "die 'letzte Meile' der Disinflation" erweise sich als extrem "holprig", sagte Schnabel im Rahmen einer Rede am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW).

Sie rechne damit, dass die Inflation im Euroraum "gegen Ende des kommenden Jahres" auf das 2-Prozent-Ziel der EZB zurückkehren werde.

Die Inflation bei den Gütern sinke rasch, während sie bei den Dienstleistungen hartnäckig bleibe. Im Warenkorb Dienstleistungen hätten 90 Prozent derzeit noch eine Inflation oberhalb 2 Prozent, merkte Schnabel an. Vor allem in den Bereichen Tourismus und Gastronomie sei das zu spüren.

Möglichen Befürchtungen einer Lohn-Preis-Spirale, wie es in den 1970er Jahren der Fall war, erteilte Schnabel eine Absage. Nachdem die Nominallöhne zunächst deutlich gestiegen seien, um die Kaufkraftverluste während der hohen Inflationsraten wieder auszugleichen, würden sich nun auch die Lohnwachstumsraten wieder abschwächen. Das sei in den 1970ern nicht der Fall gewesen. Außerdem seien diesmal gleichzeitig auch die Gewinne der Unternehmen gestiegen.

Zudem sei es der EZB und anderen Notenbanken mit ihren geldpolitischen Entscheidungen offensichtlich gelungen, die Inflationserwartungen der Unternehmen und Haushalte fest bei dem Inflationsziel von 2 Prozent "zu verankern".

"Es spricht nichts für eine Lohn-Spreisspirale wie in den 1970ern", sagte Schnabel.

Insgesamt deuteten die jüngeren Entwicklungen "in die richtige Richtung", aber die EZB müsse wachsam bleiben.

Anfang Juni hatte die EZB die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt, erstmals seit 2019. Ab Juli sollen auch die Bestände an Anleihen, die unter dem PEPP-Programm erworben wurden, monatlich sinken.

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