US-Notenbank Fed erhöht Leitzinsen
Nach Jahren der quasi Nullzinspolitik hat die US-Notenbank Fed am Mittwoch die Leitzinsen nach oben angepasst.
Der Leitzins steigt zunächst von nahe Null (0-0,25%) um 25 Basispunkte auf 0,25-0,5 Prozent. Die US-Interest-Rate wurde zuletzt während der Finanzkrise 2008 angepasst. Die Entscheidung fiel einstimmig. Wie die Notenbank erklärte, erwarte man eine schrittweise Anhebung der Leitzinsen. Die Risiken für Wirtschaft und Arbeitsmarkt seien ausgeglichen. Der Arbeitsmarkt habe beträchtliche Fortschritte gemacht, so die Währungshüter. Die Zinsen auf Überschussreserven werden auf 0,5 Prozent erhöht.
Dabei rückt auch vor allem die "Overnight Reverse Repo Facility" in den Fokus, mit welcher die Notenbank versuchen wird, Liquidität zu entziehen. Dabei tätigt sie Pensionsgeschäfte, um sie am nächsten Tag wieder zurückzukaufen. Die Offering Rate wird auf 0,25 Prozent festgesetzt, die Fazilität unterliegt keinem Limit - Pensionsgeschäfte können pro Gegenpartei allerdings nur bis 30 Milliarden Dollar getätigt werden.
Aufgrund der Arbeitslosenquote, die in den USA zuletzt auf 5 Prozent fiel, haben die Fed-Chefin Janet Yellen und andere Notenbanker diese Erwartung selbst genährt. Die Zinssteigerung hat der Markt bereits weitgehend eingepreist. Die Märkte zeigen sich wenig beeindruckt. Der Dow Jones rutschte kurzzeitig ins Minus, drehte aber wieder ins Plus. Auch der Euro knickte zum US-Dollar kurzfristig ein, fing sich aber wieder. Der DAX präsentierte sich nachbörslich stabil.
Im Dezember 2016 wird weiterhin ein Leitzins von 1,375 Prozent von Seiten der Fed erwartet. Dies wurde am Abend bestätigt. Für Ende 2017 rechnet sie laut jüngstem Protokoll mit einem Zins von 2,625 Prozent. Die Zinsen sollten schrittweise steigen, sagte Fed-Präsidentin Janet Yellen am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Washington. Ein einfaches Kriterium, an dem weitere Schritte festgemacht werden könnten, gebe es aber nicht. Ohne eine Verminderung der geldpolitischen Stütze gäbe es die Gefahr, dass die Wirtschaft überschieße.
Der erste, nun gemachte Schritt sollte nicht überbewertet werden, sagte Yellen. Es handele sich um eine kleine Zinserhöhung. Die Fed werde die Märkte genau beobachten und auch künftig vorsichtig vorgehen.
Unter Analysten und Bankenvertretern wurde der Schritt der Fed mit Wohlwollen aufgenommen. "Die Zinserhöhung ist eine gute Nachricht", sagte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Bankenverbandes. "Sie zeigt, dass die Fed dem konjunkturellen Aufschwung in den USA vertraut und die Folgen der Finanzkrise zum größten Teil als überwunden ansieht."
Frank Hübner, Ökonom beim Bankhaus Sal. Oppenheim, sieht in der eingeleiteten Zinswende einen "Adelsschlag" für die erholte US-Wirtschaft. Für 2016 rechnet Hübner mit weiteren Zinsanhebungen von insgesamt rund einem Prozentpunkt.
Mit der Zinswende sei eine neue Phase von stärkeren Marktschwankungen eingeleitet worden, meint Christopher Probyn, Chefökonom beim Vermögensverwlater State Street Gobal Advisors. "Die Zinserhöhung wird eine volatile Phase einleiten", so Probyn. "Der Markt wird von nun an vor jedem Treffen der Federal Reserve darüber spekulieren, ob die Notenbank eine Anhebung der Zinsen verkündet oder doch lieber abwartet."
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, rechnet damit, dass Fed-Präsidentin Janet Yellen im kommenden Jahr sehr behutsam mit weiteren Zinserhöhungen umgehen werde. "In Anbetracht der fragilen Lage im Verarbeitenden US-Gewerbe bleiben weitere Zinsschritte eine Gratwanderung."
Redaktion finanzen.net/dpa-AFX
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