Ex-Wells Fargo-CEO: Wenn die Fed die Zinsen im Dezember nicht erhöht, kommt es zum Crash
Die US-Notenbank Fed steckt in einem Dilemma: Die US-Wirtschaft macht einen stabilen Eindruck, weitere Zinsschritte sind vor diesem Hintergrund wahrscheinlich. Doch die Währungshüter haben mit Präsident Donald Trump einen prominenten Gegner. Nun warnt ein Experte die Fed eindringlich davor, dem Druck aus dem Weißen Haus nachzugeben.
Vier Zinsschritte hat die US-Notenbank Fed für das Jahr 2018 signalisiert. Drei Mal haben die Währungshüter den Leitzins in diesem Jahr bereits angehoben, zuletzt im September um 25 Basispunkte. Der nächste Zinsschritt dürfte daher am 19. Dezember anstehen, Marktteilnehmer rechnen mit einer Anhebung um weitere 25 Basispunkte.
Beugen sich die Währungshüter Donald Trump?
Geht es nach US-Präsident Donald Trump, tritt dieser Fall im Dezember nicht ein. Diverse Male hatte der erste Mann im Weißen Haus die US-Währungshüter in den vergangenen Monaten für ihre Zinspolitik heftig kritisiert. Diese sei "ein Fehler", so Trump zuletzt. "Ich denke, die Fed ist verrückt geworden", schob der US-Präsident gegenüber Journalisten kürzlich nach. In seiner Meinung bestätigt sah sich Trump, als die US-Börsen infolge der jüngsten Zinserhöhung deutlich nachgegeben hatten.
Ex-Wells Fargo-Chef Dick Kovacevich warnt nun aber davor, dem Druck durch den US-Präsidenten nachzugeben. Sollten die Währungshüter von ihren Plänen, die Leitzinsen weiter zu erhöhen, abrücken und die Zinsen im Dezember nicht erhöhen, könne dies "zu einem Chaos am Aktienmarkt führen", erklärte er gegenüber CNBC. Wenn die Zinsen nicht steigen, werden die Märkte einbrechen, weil es dann so aussehen würde, als würde die Notenbank "dem Präsidenten nachgeben", warnte Kovacevich.
Unabhängigkeit der Fed muss unantastbar bleiben
Dabei verwies der Experte auf die Rolle der Währungshüter innerhalb eines funktionierenden Wirtschaftsgefüges: "Die Unabhängigkeit der Federal Reserve ist für jede Marktwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Sollte diese jemals in Frage gestellt werden, wird der Markt sehr negativ reagieren", so Kovacevich mit Blick auf mögliche Turbulenzen am Aktienmarkt.
In diesem Zusammenhang nahm der Ex-Chef von Wells Fargo auch den US-Präsidenten selbst ins Visier und warf ihm vor, Marktzusammenhänge nicht zu verstehen. "Was er nicht versteht, ist: Je mehr er versucht, die Fed durch öffentliche Äußerungen zu beeinflussen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er die Fed tatsächlich beeinflussen kann, weil die Fed unabhängig bleiben und als unabhängig wahrgenommen werden muss".
Den Währungshütern selbst attestiert Kovacevich unterdessen, einen guten Job zu machen. "Weil wir eine sehr starke Wirtschaft haben und eine niedrige Arbeitslosigkeit und eine relativ niedrige Inflation", bestehe keine Notwendigkeit für die Fed, weiter lockere Geldpolitik zu betreiben. Stattdessen müsse die Zentralbank eine neutrale Rate erreichen, die seiner Ansicht nach zwischen 3 und 3,5 Prozent liege, so der ehemalige Bankchef weiter.
Wirtschaftsexperten widersprechen Trump
Auch von anderen Seiten kommt Kritik an Trumps Forderungen, die Währungshüter sollten die Leitzinsen in den USA nicht weiter erhöhen. So meldete sich jüngst die Chefin des Internationalen Währungsfonds IVW, Christine Lagarde, diesbezüglich zu Wort und kritisierte Trump offen für seine Attacke auf die Federal Reserve. Zentralbanken müssten ihre Zinsentscheidungen entsprechend ökonomischen Indikatoren treffen, so die Wirtschaftsexpertin zur Eröffnung der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank. In Zeiten, in denen das Wachstum stark und die Arbeitslosigkeit extrem niedrig sei, müssten die Zentralbanken "die Entscheidungen treffen, die sie treffen", so die Französin.
Und auch Fed-Chef Jerome Powell betonte nach dem jüngsten Zinsschritt, "politische Faktoren oder ähnliches" spielten keine Rolle bei geldpolitischen Entscheidungen. Stattdessen kritisierte Powell Trump seinerseits für den Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China und warnte vor Folgen für die US-Wirtschaft, wenn eine Eskalation des Streites eine deutlich protektionistischere Welt nach sich ziehen sollte.
Redaktion finanzen.net
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