US-Zinsentscheidung - Was macht die Fed nächste Woche?
Kommt sie nun, die Zinswende in den USA? Oder kommt sie nicht? Und wenn sie nicht kommt, wann kommt sie dann?
Dies sind die Fragen, die Börsianer in der neuen Handelswoche wohl am meisten beschäftigen werden.
Zwar stehen auch noch geldpolitischen Entscheidungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Bank of Japan (BoJ) sowie die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland auf dem Kalender, doch verblassen diese Termine allesamt vor der am Donnerstag um 20.00 Uhr anstehenden Fed-Zinsentscheidung. Da sich Fed-Offizielle in letzter Zeit nur sehr sparsam zum geldpolitischen Kurs geäußert haben, und die Nervosität sehr hoch ist, könnten US-Konjunkturdaten die Märkte zumindest kurzfristig bewegen. Denn der Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Donnerstagabend ist das zentrale Ereignis der neuen Woche. Die Experten der französischen Bank Exane BNP Paribas gehen davon aus, dass die Fed erstmals seit der Finanzkrise den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte erhöhen wird. Dann wäre die Unsicherheit um den Zeitpunkt der Anhebung endlich vom Tisch, so Exane-Analyst Simon Wan. Auch wenn die Märkte wohl kurzfristig negativ darauf reagieren dürften, würde ein solcher Schritt doch das Vertrauen der Fed in die Wirtschaft des Landes unterstreichen.
ZINSANHEBUNG ALLES ANDERE ALS SICHER
Ausgemacht ist eine US-Leitzinserhöhung aber längst nicht. So gehen zahlreiche Marktbeobachter davon aus, dass die Fed erst im Dezember diesen Schritt vollziehen wird. Eine erneute Verschiebung der Zinswende sei jedenfalls nicht auszuschließen, meint Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Die US-Notenbank hätte sich allerdings aus fundamentaler Sicht - also basierend auf den harten wirtschaftlichen Fakten - schon längst trauen müssen, so die Expertin.
Steigende Leitzinsen gelten als Belastung für die Aktienmärkte, weil dadurch vermeintlich sichere Anlagen wie etwa Anleihen attraktiver werden und Geld aus den Aktienmärkten abfließt.
Doch bevor die Fed ihre Entscheidung mitteilt, blicken die Anleger am Sonntag zunächst gen Fernost: In China stehen mit den Einzelhandelsumsätzen und der Industrieproduktion für August wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda. Signale einer sich abkühlenden Wirtschaft im Reich der Mitte hatten in den vergangenen Wochen die weltweiten Börsen belastet. Fallen die anstehenden Daten schwächer aus als erwartet, könnten sie die Aktienindizes weiter unter Druck setzen.
'DOCH KEIN BÄRENMARKT'
Für die Experten der DZ Bank ist die aktuelle Korrektur an den Aktienmärkten gleichwohl keine Trendwende hin zum Bärenmarkt, sondern vielmehr eine Korrektur, die stark von der Marktstimmung und Absicherungsmechanismen getrieben worden sei. Kurzfristig könne es aber erneut zu einem Kursrutsch kommen, insbesondere bei schlechten Nachrichten aus China. Auch seien viele Anleger von der Korrektur überrascht worden und könnten selbst jetzt noch die Reißleine ziehen.
Laut Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp stehen die Chancen jedoch gut, dass sich der DAX trotz anhaltenden Gegenwinds aus den Schwellenländern auf dem nun erreichten Bewertungsniveau stabilisiert. Dieses hält er nämlich inzwischen wieder für attraktiv.
ZEW-INDEX WOHL SCHWÄCHER
Neben den China-Daten stehen die Industrieproduktion der Eurozone für Juli (Montag) sowie der USA für August (Dienstag) im Fokus. Aus den Vereinigten Staaten wird zudem am Dienstag der Empire-State-Index für September veröffentlicht, der die Geschäftstätigkeit der Industrie im Bundesstaat New York misst, sowie Einzelhandelsumsätze für August. Der am Donnerstag anstehenden Philly-Fed-Index für September wird Aufschluss geben über die Wirtschaft in der Region Philadelphia.
Hierzulande richten sich die Blicke auf die ZEW-Konjunkturerwartungen (Dienstag). "Die Turbulenzen an den Finanzmärkten in den zurückliegenden Wochen werden sich spürbar bei den Umfragewerten für den Monat September bemerkbar machen", heißt es im Kapitalmarktausblick der Großbank HSBC. Deren Analysten glauben, dass die befragten Finanzexperten deutlich weniger optimistische Einschätzungen zur aktuellen Lage und auch pessimistischere Werte für die Erwartungen abgegeben haben dürften.
UNTERNEHMENSMELDUNGEN WOHL EHER MANGELWARE
Auf Unternehmensseite dürfte es in der neuen Woche eher ruhig zugehen. Aus dem SDAX berichtet am Montag die Deutsche Beteiligungs AG über ihr drittes Geschäftsquartal. Analyst Harald Hof von Warburg Research rechnet mit einer soliden Entwicklung. Die Kennziffern der Frankfurter Gesellschaft dürften im Einklang stehen mit den Jahreszielen.
Ansonsten werden die Anleger mit der am Donnerstag beginnenden Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt besonders auf Nachrichten von den Autoherstellern achten. Aktien aus dem Autosektor waren im August im Zuge der China-Schwäche arg unter die Räder gekommen. Zuletzt haben sie sich aber wieder etwas erholt. Viele Analysten halten die negativen Nachrichten mittlerweile für eingepreist.
AM FREITAG TANZEN DIE HEXEN
Zum Ausklang der Handelswoche am Freitag dürfte dann der "Große Hexensabbat" nochmal für Unruhe auf dem Parkett sorgen. An diesem Tag, an dem für gewöhnlich hohe Kursschwankungen das Bild prägen, verfallen an den Derivatebörsen Futures und Optionen auf Aktien und Indizes. Dahinter stehen Spekulanten, deren Wetten ablaufen. Große Marktteilnehmer wie etwa Fonds versuchen vorher bereits, die aktuellen Kurse auf jene Preise zu treiben, bei denen sie an der Terminbörse engagiert sind./ajx/la/jha/
--- FRANKFURT (Dow Jones) und (dpa)
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