Britische Notenbank hält vorerst an Corona-Kurs fest
Die britische Notenbank hält vorerst an ihrem extrem lockeren geldpolitischen Kurs in der Corona-Krise fest.
Die Leitzinsen und das Wertpapierkaufprogramm bleiben unverändert, wie die Bank of England am Donnerstag in London nach ihrer Zinssitzung mitteilte. Der Leitzins liegt damit weiter an der Nulllinie und beträgt 0,1 Prozent. Die Anleihekäufe zur Eindämmung der wirtschaftlichen Pandemie-Folgen werden ebenfalls fortgeführt. Analysten hatten mit den Entscheidungen weitgehend gerechnet.
Zugleich leitete die Notenbank wichtige Arbeiten zu ihrer künftigen Ausrichtung ein, ohne dass sie dies als geldpolitisches Signal verstanden haben wollte. Zum einen sei den Geschäftsbanken mitgeteilt worden, dass sich diese auf die Möglichkeit negativer Leitzinsen vorbereiten sollten. Mit diesem Thema beschäftigt sich die Zentralbank schon länger, ohne bisher zu einer klaren Linie gekommen zu sein. Ein Grund dürften die umstrittenen Wirkungen negativer Leitzinsen für das Wirtschaftswachstum und das Geschäftsmodell der Banken sein.
Zum anderen beauftragte die Zentralbank ihre Mitarbeiter, mit den Arbeiten an einer Exitstrategie aus der extrem lockeren Geldpolitik zu beginnen. Auch hierin sei kein geldpolitisches Signal zu sehen, unterstrich Notenbankchef Andrew Bailey. Die offizielle Linie sieht nach wie vor eine Reduzierung des Wertpapierbestandes erst dann vor, wenn der Leitzins spürbar gestiegen ist. Notenbankchef Andrew Bailey hat aber bereits vor längerem durchblicken lassen, dass er sich eine Reduzierung des Wertpapierbestandes auch vor ersten Zinsanhebungen vorstellen könnte.
Das britische Pfund legte nach den Entscheidungen der Notenbank deutlich zu, britische Staatsanleihen gerieten unter Druck. Am Markt wurde die Reaktion damit begründet, dass eine rasche Einführung von Negativzinsen unwahrscheinlich sei. Dazu passen Erkenntnisse des regulativen Arms der Notenbank (PRA), wonach eine Einführung etwa ein halbes Jahr benötigt. Auch arbeitet die Bank of England eigenen Angaben zufolge an einem Staffelzins (Tiering) für den Fall der Einführung von Negativzinsen. Ein solcher Staffelzins schwächt die Wirkung von Negativzinsen normalerweise ab.
In ihrer Erklärung zum Zinsentscheid verweist die Zentralbank auf die ungewöhnlich hohe Unsicherheit für den konjunkturellen Ausblick. Dieser hänge entscheidend vom Fortgang der Pandemie und den ergriffenen Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit ab. Außerdem komme es darauf an, wie Haushalte, Unternehmen und Finanzmärkte auf die weitere Entwicklung reagierten. Die gestarteten Impfkampagnen in und außerhalb Großbritanniens hätten den Konjunkturausblick etwas aufgehellt.
Die Notenbank bekräftigte ihre Bereitschaft, die Geldpolitik weiter zu lockern, falls dies erforderlich werden sollte. Eine straffere Geldpolitik stehe nicht an, so lange es keine klaren Hinweise auf eine Verringerung der brach liegenden wirtschaftlichen Kapazitäten und bei der Erreichung des zweiprozentigen Inflationsziels gebe.
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LONDON (dpa-AFX)
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