Unternehmerstimmung stützt Erwartung einer US-Zinswende

Die letzten Wochen waren gezeichnet von erneuter Skepsis über die Bereitschaft der Fed, klar Stellung zur Zinswende und vor allem zu Zinsanhebungen in 2015 zu beziehen.
Denn die Fed-Präsidentin Yellen fokussiert sich aktuell auf den Arbeitsmarkt. Zudem könnten mit dem fallenden Ölpreis die Sorgen über sinkende Inflationsraten bzw. Deflation zunehmen. So wird die Inflationsrate in der Euro-Zone in den kommenden Monaten negativ bleiben, obwohl der Preisanstieg ohne den Einfluss der Energiepreise keine erhöhte Deflationsgefahr in der Euro-Zone und den USA andeutet. Ähnliches gilt für Großbritannien. So ist die jährliche Inflationsrate in Großbritannien im Dezember aufgrund der Ölpreisentwicklung auf den niedrigsten Stand seit 2000 gefallen, die Kerninflationsrate hingegen ist auf 1,3 % zum Vorjahr angestiegen.
Zurück zu den USA. Die Aufwertung des US-Dollar und sinkende Teuerungsraten infolge des fallenden Ölpreises haben die langfristigen Renditen für US-Staatsanleihen trotz der Beendigung des Aufkaufprogramms der Fed weiter sinken lassen. Die 10-jährigen Renditen handeln nun bei unter 2 % und das in einer Wirtschaft, die im dritten Quartal 2014 auf Jahresbasis um 5 % gewachsen ist. Ist die zugrunde liegende Wachstumsdynamik wirklich so fragil, dass niedrige Zinsen selbst langfristig plausibel sind und Aufkaufprogramme der Fed ein permanenter Teil der US-Geldpolitik werden? Die Fed hat nun bereits drei Aufkaufprogramme zur Stützung der Wirtschaft eingeführt. Zwar gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass sich die oft prophezeite Inflation daraus entwickeln könnte. Allerdings sind Argumente für die Niedrigzinspolitik der Fed ebenfalls schwer zu erkennen, da die USA schon lange keine Krisenpolitik mehr benötigen und mit ihrer Politik für hohe Volatilität und damit Risiken auf den weltweiten Finanzmärkten sorgen.
Allerdings gibt es zunehmend Grund zur Hoffnung für Befürworter einer bedeutenden Zinswende in 2015. Jüngst ist der US-Mittelstandsindex (NFIB) deutlich nach oben geschossen und hat sein Vorkrisenniveau von 2006 erreicht. Die Stimmung der mittelgroßen US-Firmen ist also so gut wie zum "Peak" des US-Häuserbooms. Das ist Grundlage dafür, dass der US-Arbeitsmarkt weiterhin so viele Arbeitsstellen schafft. Schließlich sind es die kleineren und nicht die multinationalen Unternehmen, welche die meisten Jobs für US-Arbeitnehmer schaffen. Die Bedeutung der aktuellen und generellen Erholung des NFIB-Index sollte nicht übergangen werden. Denn in den letzten Jahren war sein Niveau eher gedämpft und bewegte sich deutlich unterhalb des ISM-Index, der die Stimmung der großen US-Firmen widerspiegelt. Für eine lange Zeit war am NFIB-Index zu sehen, dass die US-Wirtschaft zwar wächst, die Mehrheit der US-Firmen und Arbeitnehmer jedoch nicht davon profitiert. So hat der Index Jahre gebraucht, um wieder sein Vorkrisenniveau zu erreichen. Die zugrunde liegende Dynamik in den USA hat sich also deutlich verbessert und wird zunehmend auch von einer breiten Unternehmerschaft gestützt. Das wiederum sollte für eine robuste Erholung und damit auch bald für eine erste Zinsanhebung bzw. weitere Zinsanhebungen in 2015/16 sorgen. Ist die Einschätzung zum NFIB-Mittelstandsindex richtig, sind die US-Langfristzinsen zu niedrig und der US-Dollar immer noch zu schwach. Die Unternehmer bekennen sich mehr und mehr zur nachhaltigen Erholung der US-Wirtschaft. Dies sollte auch die Fed tun. EZB und Schweizerische Nationalbank wären ihr dankbar.
Seit 90 Jahren ist die IKB eng mit dem deutschen Mittelstand verbunden. Gegründet 1924, begleitet die Bank mittelständische Unternehmen in Deutschland und Europa mit Krediten, Risikomanagement sowie Kapitalmarkt- und Beratungsdienstleistungen. Das Geschäftsmodell des Unternehmens basiert auf langjährigen und stabilen Kundenbeziehungen sowie einem ausgeprägten Verständnis für Mittelstandsthemen.
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