IKB Kolumne Dr. Klaus Bauknecht

Fed hilft EZB vorerst nicht aus der Patsche

18.12.14 14:36 Uhr

Fed hilft EZB vorerst nicht aus der Patsche | finanzen.net

Erwartungsgemäß hat die Fed auf ihrer jüngsten Sitzung einen weiteren Schritt hin zu einer Zinsanhebung in 2015 unternommen.

Gleichwohl hat die US-Notenbank betont, dass sie sich Zeit lassen wird und die Zinsen noch für lange Zeit relativ niedrig bleiben werden bzw. die Geldpolitik der Fed noch auf Sicht expansiv sein wird. Anders als in der Euro-Zone scheint der fallende Ölpreis für die US-Geldpolitik keine Herausforderung für die Preisstabilität zu sein. Im Gegenteil, die Fed sieht im niedrigen Ölpreis positive Wachstumseffekte für die USA, während sich ihre Geldpolitik eher auf die Kerninflation fokussiert, die den direkten Ölpreiseffekt ignoriert.

Die EZB hingegen kann den aktuellen Ölpreis nicht ignorieren. Zwar sollte auch die europäische Realwirtschaft von sinkenden Rohstoffpreisen profitieren. Doch die kurzfristig fallende Inflationsrate könnte die schon länger sinkenden Inflationserwartungen weiter negativ beeinflussen und die Deflationssorgen in der Euro-Zone erhöhen. Angesichts des aktuellen Ölpreisniveaus ist zu erwarten, dass die jährliche Inflationsrate in der Euro-Zone in den kommenden Monaten negativ werden wird. Die weiterhin sinkenden Langfristzinsen in Deutschland bestätigen zudem die zunehmende Erwartung von selbst langfristig niedrigen Teuerungsraten, die deutlich unter der EZB-Zielvorgabe liegen.

Die Fed hat zwar die Erwartung einer US-Zinswende in 2015 gefestigt, allerdings hängt diese weiterhin von der wirtschaftlichen Lage ab. Somit hat die Fed den akuten Handlungsdruck auf die EZB nicht reduzieren können. Der US-Dollar konnte zum Euro zwar etwas zulegen. Allerdings waren die Ankündigungen nicht ausreichend klar, um eine deutliche Korrektur des EUR/USD-Wechselkurses sicherzustellen und die Aussichten einer nachhaltigen Euro-Abwertung zum US-Dollar zu festigen. In einem 0 %-Zinsumfeld bleibt der Wechselkurs das einzige geldpolitische Instrument der EZB, das noch einen bedeutenden Einfluss auf die Wirtschaft der Euro-Zone ausüben kann. Dies gilt auch deshalb, weil die Euro-Zone eine vergleichsweise offene Volkswirtschaft ist, sodass der Wechselkurs einen relativ großen Teil des BIP beeinflusst.

Die EZB sollte zügig ein überzeugendes Konzept zur Ausweitung ihrer Bilanzsumme ankündigen. Denn die aktuellen Maßnahmen haben keinen nennenswerten Einfluss. Mit der Absicht, die EZB-Bilanzsumme um bis zu 1 Billion Euro auszuweiten, wird die Europäische Zentralbank aufgrund des notwendigen Aufkaufvolumens nicht darum herumkommen, Staatsanleihen aufzukaufen. Doch warum ist diese Bilanzausweitung so wichtig? Die EZB argumentiert, dass wann immer sich die Notenbankbilanz ausgeweitet hat, die Inflationserwartungen angestiegen sind. Steigende Inflationserwartungen und überzeugende Maßnahmen der EZB würden allerdings bedeuten, dass die deutschen Langfristzinsen ansteigen müssten, auch wenn das Aufkaufen von Staatsanleihen kurzfristig die Zinsen weiter sinken lassen könnte. So geht es am Ende nicht wie in den USA darum, durch ein QE-Programm die langfristigen Renditen direkt zu senken, sondern um eine Anhebung der Inflationserwartungen. Das hat zur Folge, dass die erwartete preisbereinigte Rendite weiter sinken sollte.

Ob die Anhebung der Inflationserwartungen alleine die Kreditvergabe steigern kann, bleibt abzuwarten. Die Bilanzausweitung von Fed, japanischer und Schweizerischer Nationalbank haben gezeigt, dass ein Aufkaufprogramm durch die Notenbank einen weiteren entscheidenden Einfluss hat - nämlich die Abwertung der Währung. So ist eine Bilanzausweitung der EZB nicht nur notwendig, um die Inflationserwartungen zu stabilisieren, sondern insbesondere um den Euro zu schwächen. Hierfür benötigt es allerdings auch die Unterstützung anderer Notenbanken, was uns wieder zur Fed bringt. Denn nur mit einer deutlich divergierenden Geldpolitik kann eine überzeugende Wechselkurskorrektur stattfinden. Da die Fed sich nur langsam zu bewegen scheint, ist die EZB umso mehr gefordert, die Initiative zu ergreifen und Anfang nächsten Jahres überzeugende Maßnahmen für eine deutliche Bilanzausweitung anzukündigen. Das würde den Euro nachhaltig schwächen und die Glaubwürdigkeit der EZB festigen, was die Inflationserwartungen ebenfalls stabilisieren sollte.

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