Rocket Internet: Die Rakete zündet mit Verspätung

von Christian Scheid, ZertifikateJournal

Der deutsche Markt für Börsengänge liegt weiterhin am Boden. Im laufenden Jahr gab es bis dato nur neun echte IPOs, bei denen Aktien im Wert von rund 3,5 Milliarden Euro ausgegeben wurden. Allein 1,4 Milliarden Euro davon entfallen auf Rocket Internet. Emittiert zu 42,50 Euro, sank der Kurs zunächst allerdings auf 31,14 Euro - zur Genugtuung der Kritiker des Firmenkonglomerats der Samwer-Brüder. Dann wurde es ruhig um die vermeintliche Rakete.

So ruhig, dass kaum jemand mitbekam, dass sich die Aktie wieder in Richtung des Emissionspreises aufmachte. Inzwischen steht der Titel schon bei 48,67 Euro - deutlich über dem Ausgabekurs. Ursache für die Klettertour: Die Analysten von Goldman Sachs setzten die Anteile der Beteiligungsgesellschaft für Online-Start-ups auf ihre "Conviction Buy List", sie sehen also eine besonders attraktive Kaufgelegenheit. Das Kursziel von 69 Euro liegt um 62,4 Prozent über dem Emissionspreis.

Interessant ist die Kaufempfehlung vor allem deshalb, weil die US-Investmentbank beim Börsengang nicht im Bankenkonsortium vertreten war. Allerdings lässt ein Blick auf die Führungsebene vermuten, dass hier womöglich "alte Bande" im Spiel gewesen sein könnten. Denn sowohl der Finanzchef als auch der Aufsichtsratsvorsitzende von Rocket Internet arbeiteten früher für Goldman Sachs.

Jedoch kommen die Argumente des Analysten nicht von ungefähr. Mit einem Investment könnten Anleger vom schnellen Wachstum des Onlinehandels in den Schwellenländern sowie dem Netzwerk des Unternehmens über verschiedene Branchen, Geschäftsmodelle und Regionen hinweg profitieren. Langfristige Kurstreiber seien zudem mögliche Beteiligungsverkäufe sowie die clevere Verwendung des Kapitals.

Chancen der Aktie hebeln
Die Rally könnte also durchaus noch weitergehen, weshalb die Aktie seit Kurzem auch im offensiven Musterdepot von €uro am Sonntag zu finden ist. Wer die Chancen der Aktie hebeln oder seinen Kapitaleinsatz im Vergleich zum Direktinvestment reduzieren möchte, kann als Alternative ein Turbo-Long-Zertifikat der UBS (ISIN: DE 000 UZ2 PBN 9) ins Depot nehmen. Da der Hebel von derzeit 5,61 auch umgekehrt wirkt, können hohe Verluste die Folge sein, wenn die Rakete wider Erwarten doch noch zum Rohrkrepierer wird.