Siemens - Mit neuem Chef zu alter Stärke?
Siemens-Aktionäre brauchten in den vergangenen Wochen gute Nerven.
Nicht nur, dass der DAX-Konzern innerhalb weniger Monate eine zweite Gewinnwarnung ausgegeben hatte und zudem die Renditeziele für das kommende Jahr kassieren musste. Auch der turbulente Chefwechsel beim größten deutschen Elektronikkonzern dürfte dem einen oder anderen Anleger auf den Magen geschlagen sein; am 1. August löste der ehemalige Finanzvorstand Joe Kaeser Peter Löscher als Vorstandschef der Siemens AG ab. Der Aktienkurs hat sich trotz der Turbulenzen rund um den Chefsesselwechsel, bei denen sich vor allem der Aufsichtsrat nicht gerade mit Ruhm bekleckerte, recht wacker geschlagen. Zwar notiert die Aktie seit Jahresbeginn leicht im Minus, auf Monatssicht konnte das Dividendenpapier aber gut 6 Prozent zulegen. Unterstützt haben dürften den Kurs wohl auch die jüngst präsentierten Quartalszahlen. Zwar gab der Umsatz um rund 1 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro nach, während das operative Ergebnis um 13 Prozent auf 1 Milliarde Euro schrumpfte. Die Erwartungen der Analysten wurden jedoch übertroffen.
Anlagerisiken reduzieren
Hoffnung macht vor allem, dass Siemens in den vergangenen Monaten einige Großaufträge an Land ziehen konnte. Folge: Der Auftragseingang kletterte zum Ende des abgelaufenen Quartals um 19 Prozent auf gut 21 Milliarden Euro, während der Auftragsbestand mit 102 Milliarden Euro sogar einen neuen Höchststand erreichte. Für den weiteren Geschäftsverlauf ist vor allem wichtig, dass nun wieder Ruhe einkehrt beim Münchner Großkonzern. Ob dies gelingen wird, bleibt aber abzuwarten. Für Anleger könnte es sich daher lohnen, die kommenden Monate aus etwas Entfernung zu beobachten und Anlageprodukte zu wählen, die – zumindest bis zu einem gewissen Grad – einen Puffer auf den aktuellen Kurs bieten.
Kemal Bagci ist Derivate-Spezialist bei der RBS. In dieser Position entwickelt er strukturierte Produktlösungen, unter anderem auf Aktien- und Rohstoffmärkte. Nach seinem Studium in International Finance in Deutschland und den USA stieg er im Jahr 2005 bei der Deutschen Asset Management in London ein. Seit März 2010 ist er bei der RBS in Frankfurt tätig.
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