Technische Erholung oder Trendwende nach oben?
Die Aktienmärkte zeigten nach der erneuten Zinspause der US-Notenbank in der abgelaufenen Woche nach oben. So bekamen die Optimisten Oberwasser, die eine rasche Zinswende erwarten.
Diese könnte im kommenden Jahr erfolgen, dürfte aber erst ab der zweiten Jahreshälfte aktuell werden. Schließlich liegt die Inflation in den USA wie auch hierzulande nach wie vor noch klar über dem von den Notenbanken gewünschten Level. Die nach wie vor sehr robuste Konjunktur in den USA macht es der US-Notenbank dabei etwas leichter, doch noch einmal die Zinszügel zu straffen.
Einfluss auf den Aktienmarkt
Wenngleich die Notenbanken in Europa und in den USA die Zinsen nicht weiter angehoben haben, sind diese immer noch auf einem erhöhten Niveau, welches sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken sollte. Die Maßnahmen der Notenbanken greifen in der Regel mit einer Verzögerung von mehreren Monaten, so dass die Entscheidung einer Zinspause durchaus sinnvoll ist. Sollte sich die Inflation weiter abschwächen, würde das aktuelle Zinsniveau ausreichen. Es zeigt sich aber unter anderem am Immobilienmarkt, dass die hohen Zinsen die Nachfrage deutlich reduziert haben. Wenngleich die Inflation in den kommenden Monaten bei einer weiter anhaltenden Zinspause durchaus weiter sinken dürfte, ist andererseits davon auszugehen, dass auch der negative Einfluss auf den Aktienmarkt entsprechend zunimmt.
Ausweitung der Krise oder Entspannung?
Neben den hohen Zinsen zeigen sich derzeit aber noch weitere negative Einflussfaktoren. So ist beispielsweise China sehr bemüht, ein Übergreifen der Probleme im Immobiliensektor nicht auf die Gesamtwirtschaft übergreifen zu lassen. Diese wirken sich nach wie vor belastend aus. Daneben drücken auch die geopolitischen Spannungen auf die Stimmung der Anleger. Aktuell wandert der Blick von der Ukraine auf Israel. Sollte sich der Konflikt weiter ausdehnen, dürfte dies den Ölpreis deutlich nach oben klettern lassen. In der Folge wäre dann auch von einer deutlichen Belastung des Wirtschaftswachstums auszugehen. Damit bleibt die Frage, ob es sich bei der aktuellen Erholung nur um eine technische Reaktion oder bereits um einen Trendwechsel nach oben handelt. Sollten sich die aktuellen Belastungsfaktoren weiter eintrüben, dürfte an den Aktienmärkten das Ende der Talfahrt noch nicht erreicht sein. Entspannt die Lage sich aber nachhaltig, dürfte dies auch am Aktienmarkt zu einem weiteren Aufwärtsimpuls führen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.