Rally oder Crash?
Während die US-Wirtschaft mittlerweile wieder das Niveau von Anfang 2020 erreicht hat, läuft die konjunkturelle Entwicklung hierzulande noch etwas hinterher.
Allerdings holen die Europäer auf, wie die jüngsten Daten des Bruttoinlandprodukts (BIP) offenbaren. Von dieser Seite sieht es eigentlich ganz gut aus. Schließlich sollte sich die Erholung im weiteren Jahresverlauf fortsetzen, wenn auch unter geringeren Wachstumsraten.
Wann beginnt das "Tapering"?
In der letzten Sitzung der US-Notenbank ging FED-Chef Jerome Powell noch nicht auf das Tapering ein. Es ist allerdings zu erwarten, dass die US-amerikanischen Geldhüter noch in diesem Jahr mit der Zurückführung bzw. Reduzierung der Käufe von Wertpapieren beginnen, welche die Bilanz der FED ausweiten. Damit wird dem Aktienmarkt allmählich wieder Liquidität entzogen. Da sich die Akteure aber an das billige Geld gewöhnt haben, könnte es kurzfristig durchaus zu einer negativen Reaktion kommen. Insofern bleibt es spannend, wann der Notenbank-Chef den Tritt auf die Bremse verkünden wird.
Sind wir in einer Blase?
Damit stellt sich auch die Frage, ob der Markt nach der Rally der letzten Monate nicht zu hoch bewertet ist. Aus charttechnischer Sicht ergibt sich im langfristigen Bild durchaus Konsolidierungsbedarf. Belastend könnten sich neben dem Tapering auch die Lieferengpässe zeigen, die sich aus der Pandemie ergeben haben. Spannend wird auch das Thema Inflation bleiben. Sollte sich bei den Verbrauchern die Erkenntnis durchsetzen, dass das Geld im Laufe der Zeit mehr an Wert verliert, als dies bislang der Fall gewesen ist, könnten rasche Käufe von Gütern die Teuerungsrate noch weiter nach oben treiben. Das Thema Inflation sollte uns daher noch eine Weile begleiten. Hieraus könnte sich für die Notenbanken weiterer Druck ergeben, von der expansiven Geldpolitik abzuweichen. Dies würde dann auch entsprechend negative Spuren am Aktienmarkt hinterlassen. Mit den aktuell negativen Vorgaben der Saisonalität sollte man hinsichtlich eines möglichen Rücksetzers daher vorerst weiter vorsichtig sein.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.