Korrektur nach Zinsrally?
Die Aktienmärkte sind in den letzten Wochen von der Hoffnung auf eine baldige Zinswende nach unten befeuert worden. Dem DAX gelang dabei zuletzt nicht nur fast täglich ein neues Allzeithoch.
Sogar die runde Zahl von 17.000 Punkten konnte der Index am vergangenen Freitag kurzfristig überwinden. Im Anschluss hat ihn dann aber die Kraft verlassen und es kam zu einem klaren Rücksetzer. Dieser ist auch auf die Aussagen der Europäischen Zentralbank zurückzuführen.
US-Notenbank macht Hoffnung
US-Notenbankchef Powell hat damit begonnen, die Märkte auf eine Zinswende im kommenden Jahr vorzubereiten. Damit hat er die Erwartungen der Marktteilnehmer erfüllt, die im späten Handel am vergangenen Mittwoch die Kurse noch einmal nach oben getrieben haben. Die Europäische Zentralbank hat die Anleger am Donnerstag dann aber etwas enttäuscht. Im Gegenteil zur FED sende die EZB aktuell noch keine Signale einer bevorstehenden Zinswende. Entsprechend war auch die Reaktion an den Aktienmärkten. Das neue Allzeithoch beim DAX könnte sich daher als technisches Fehlsignal offenbaren. Schließlich zeigen sich mit der Bewegung der letzten Woche nun doch allmählich erste Signale, welche auf eine Abschwächung am Aktienmarkt hindeuten. Nach der sehr deutlichen Rally, die sich seit Ende Oktober zeigt, ist eine korrigierende Bewegung nach unten zu erwarten. Insgesamt könnte sich aber eine Konsolidierung ergeben, bei welcher die Kurse auf hohem Niveau eine Pause einschlagen.
Zurückhaltender Ausblick
Während die Aktienkurse neue Höchststände feiern, stehen die hiesigen Unternehmen der künftigen Wirtschaftsentwicklung etwas skeptischer entgegen. Bei dem zum Wochenauftakt veröffentlichten ifo-Geschäftsklimaindex wurde nach der positiven Entwicklung im Oktober und November ein erneuter Anstieg erwartet. Tatsächlich hat sich der Indikator aber abgeschwächt. Besonders bei energieintensiven Branchen ist der Ausblick zurückhaltend. Daran dürfte auch die Politik einen Anteil haben. Die Lenkungswirkung politischer Maßnahmen unterstützt oder bremst Trends. Beides zusammen, wie im Fall der eilig gestoppten Umweltprämie für den Kauf eines E-Autos, sorgt für einen weiteren Vertrauensverlust in die politischen Entscheidungsträger. Auch dieser trübt das Bild über das künftige Wirtschaftswachstum, so dass die Sorgen der Unternehmenslenker nicht überraschend sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik etwas aus dem aktuellen Debakel lernt und im kommenden Jahr souveräner agiert. Das würde dann auch einem weiteren Anstieg zugutekommen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.