Fluch oder Segen?
Die US-Wirtschaft zeigt sich sehr robust.
So offenbaren die zum Ende der vergangenen Woche vorgestellten US-Arbeitslosenzahlen ein Niveau, welches nun den Stand vor der Corona-Pandemie erreicht hat. Experten hatten aufgrund der schrumpfenden Wirtschaftsleistung im ersten halben Jahr mit rund 250.000 neuen Jobs gerechnet. Tatsächlich stieg die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft allerdings auf beachtliche 528.000. Dies ist vor allem hinsichtlich der weiteren Vorgehensweise der US-Notenbank von besonderer Bedeutung!
Ohne Einschränkung!
Diese hat die Zinsen in den vergangenen Monaten sehr deutlich angehoben, womit die Marktteilnehmer auch bei den neu geschaffenen Stellen einen Dämpfer erwartet hatten. Die guten US-Arbeitsmarktdaten bieten der FED nun eine freie Bahn für weiter steigende Zinsen. Während die Marktteilnehmer nach der jüngsten Entscheidung, den Leitzins um weitere 75 Basispunkte anzuheben davon ausgegangen sind, dass es im weiteren Jahresverlauf nur noch zu kleineren Zinsschritten kommen dürfte, ändert sich das Bild nun. Bereits vor Veröffentlichung der US-Arbeitslosenzahlen hatten einzelne FED-Mitglieder zumindest einen weiteren, größeren Zinsschritt ins Gespräch gebracht. Zur Bekämpfung der weiterhin losgelösten Inflation hat die US-Notenbank nun weiteren Freiraum, die steigenden Preise energisch zu bekämpfen.Konjunktur gibt nach und Aktienkurse steigen?
Viele Unternehmen haben die Zeit des billigen Geldes für Rückkäufe der eigenen Aktien genutzt. Dies unterstützt den Aktienkurs und sorgt bei den Aktionären für Kursgewinne. Obwohl oder vielleicht auch gerade wegen der eingeleiteten Zinswende ist das Niveau der Aktienrückkäufe in den USA nun auf ein Rekordhoch gestiegen. Was bei Aktionären zunächst für Freude sorgt, zeigt sich bei einer differenzierteren Betrachtung allerdings nicht unbedingt als klarer Gewinn. So nutzen die Unternehmen die Gelder nicht, um sich mit innovativen Lösungen fit für die Zukunft zu machen - zumindest nicht in dem Maße, wie es für langfristig orientierte Anleger wünschenswert wäre. Die durch Aktienrückkäufe kurzfristig erzielten Kursgewinne werden daher teilweise auch zu Lasten langfristiger Erfolge erkauft. Mit der Zinswende kommt allerdings allmählich die Stunde der Wahrheit, da damit auch Aktienrückkäufe erschwert werden. Es stellt sich damit die Frage, ob Aktienrückkäufe langfristig eher ein Fluch oder ein Segen sind!Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.