Ein überraschendes Problem?
Die Anleger rechnen mit weiter fallenden Zinsen bzw. in den USA nach dem Abschnitt restriktiver Geldpolitik nun mit der lang ersehnten Zinswende in dieser Woche.
Hierzulande hat die Europäische Zentralbank am vergangenen Donnerstag die Zinszügel weiter gelockert und damit die Erwartungen der Marktteilnehmer erfüllt. Damit richtet sich der Blick in die USA, wo die US-Notenbank am Mittwoch zu ihrer turnusmäßigen Sitzung zusammenkommt. Im Vorfeld dessen könnte der überraschend angesprungene Zins-Optimismus der Anleger zum Problem werden!
Überraschende Wendung bei den Erwartungen!
Bereits vor rund einem Jahr hat die Fantasie einer Zinswende in den USA für deutlichen Auftrieb am Aktienmarkt gesorgt. Interessanterweise hat die bislang ausgebliebene Zinswende die Kauflaune der Anleger nicht trüben können. Nun soll es in dieser Woche endlich soweit sein, wenn die FED am Mittwoch das Ende des Zyklus steigender Zinsen einleitet. Bis am vergangenen Donnerstag ist die klare Mehrheit der Marktteilnehmer davon ausgegangen, dass FED-Chef Jerome Powell zur Wochenmitte eine Zinssenkung um 25 Basispunkte verkünden wird. Zum Wochenschluss kam es dann zu einem überraschenden Anstieg der Zins-Optimisten, die nun mit rund 50 Prozent davon ausgehen, dass die US-Notenbank den Leitzins sogar um einen halben Prozentpunkt senken wird. Diese gestiegene Erwartung könnte sich allerdings als Problem erweisen!
"Crash-Monat" September
Kritiker hatten bereits in den letzten Monaten bemängelt, dass sich die US-Notenbank mit der Zinswende zu lange Zeit lässt. Damit könnte die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen und das "soft landing" misslingen. Insofern wäre ein üppiger Schritt auch ein klares Zeichen, dass man den Fokus wieder etwas stärker auf die US-Konjunktur richtet. Allerdings ist die FED gerade im US-Wahlkampf auch darauf bedacht, die Unabhängigkeit der Notenbank zu unterstreichen. Sollten die Anleger weiterhin vermehrt von einer Zinssenkung um 50 Basispunkte ausgehen und die US-Notenbank bleibt am Mittwoch hinter den Erwartungen zurück, wäre eine enttäuschte Reaktion der Marktteilnehmer zu befürchten. In diesem Fall dürfte die Talfahrt im "Crash-Monat" September weiter anhalten!
Stephan Feuerstein, Hebelzertifikate.de
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.