Die Euro-Strategie!
Die Inflation befindet sich weiter im Aufwind, wie die zuletzt aus den USA gemeldeten Daten offenbaren. Mit einem Anstieg auf mittlerweile 9,1 Prozent ist diese so hoch wie seit 1981 nicht mehr. Auch in Europa klettern die Preise weiter nach oben, so dass sich in dieser Woche der Blick auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank richtet, die ihr Ergebnis am Donnerstag bekanntgeben wird.
Größere Überraschungen sind nicht zu erwarten, da eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte bereits im Vorfeld angekündigt wurde. Zur Bekämpfung der Inflation ist dies sicherlich deutlich zu wenig. Allerdings möchte man andererseits ein Wiederaufflammen der Euro-Krise vermeiden. Insofern dürfte es doch spannend werden, wie die europäischen Währungshüter diesen Spagat zu lösen versuchen.
US-Zinsen weiterhin deutlich im Aufwind!
In den USA hat FED-Chef Jerome Powell bereits eine weitere Zinsanhebung um 75 Basispunkte in Aussicht gestellt. Angesichts der weiter steigenden Inflation ist aber sogar ein Schritt um einen vollen Prozentpunkt nicht mehr auszuschließen. Dies führt zu einer sich weiter öffnenden Schere zwischen den US- und den europäischen Zinsen. Dieses Szenario begünstigt einen weiter steigenden US-Dollar bzw. einen im Vergleich schwächeren Euro. Was der europäischen Exportwirtschaft sicherlich hilft, sorgt für eine weitere Talfahrt der europäischen Gemeinschaftswährung. So verteuern sich die Schulden der europäischen Länder mit jedem Zinsschritt nach oben. Die ohnehin hohen Schulden Italiens erweisen sich dabei als Bremsklotz. Der Handlungsspielraum der EZB ist daher stark eingeschränkt, während die US-Notenbank bereits angekündigt hat, man werde die Inflation notfalls auch zu Lasten der Wirtschaftsentwicklung bekämpfen. Entsprechend dürfte die erwähnte Schere zwischen den US- und den europäischen Zinsen in absehbarer Zeit nicht kleiner werden, sich kurzfristig sogar weiter öffnen.
Der spannendste Tag der Woche!
Wenngleich die Sitzung der EZB in dieser Woche beachtenswert ist, richtet sich der Blick doch viel intensiver auf den Wochenausklang. Am Freitag werden die Wartungsarbeiten bei der Erdgas-Pipeline "North Stream 1" offiziell beendet. Sollte die Gasversorgung dann wieder aufgenommen werden, dürfte das Aufatmen quer durch die Industrie und Politik auch an der Börse ankommen. Wird die Gasversorgung hingegen nicht mehr im gewohnten Umfang aufgenommen, dürfte dies vor allem die deutsche Industrie sehr hart treffen. In diesem Fall ist von einer weiteren Talfahrt des DAX auszugehen. Gleichzeitig sollte auch die Talfahrt des Euro in eine neue Runde gehen. Die nach nunmehr rund 20 Jahren erneut erreichte Parität dürfte daher nur kurzfristig eine Unterstützung darstellen. Mittelfristig ist noch kein Ende dieser Abwärtsbewegung in Sicht. Eine kurzfristige Erholung des Währungspaares würde sich daher für den Aufbau einer Short-Position eignen!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.