Zielgruppe 60 plus: Auch Anleger partizipieren vom Trend

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Mit 66 Jahren, da ist noch lange nicht Schluss", sang Udo Jürgens schon 1977. Wie recht er doch hatte! Heute leben in Deutschland fast 82 Millionen Menschen. Von denen könnten nach Expertenschätzungen acht Millionen 100 Jahre alt werden.

Dass immer mehr Menschen älter werden, ist aber nicht auf Industrieländer begrenzt. Auch in aufstrebenden Schwellenländern wie China, Kolumbien, Brasilien oder Singapur wächst der Anteil betagter Menschen an der Gesamtbevölkerung kräftig.

Die Zahl der Personen ab 60 Jahren legt dort in schnellerem Tempo zu als in den hochentwickelten Ländern. Während sich bei Letzteren der Anteil der Menschen ab 60 an der Gesamtbevölkerung von 23 Prozent 2013 auf 32 Prozent 2050 erhöhen wird, wird er sich in den Emerging Markets von neun Prozent 2013 auf 19 Prozent 2050 mehr als verdoppeln. Verantwortlich sind neben der Ein-Kind-Politik in China vor ­allem das Plus an Sozialleis­tungen und bessere Gesundheitssysteme.

So erfreulich diese Entwicklung für den Einzelnen auch ist, auf die Gesellschaften kommen gewaltige ­Belastungen zu. Mit der zunehmenden Zahl an Senioren steigen die Ausgaben für Gesundheit, Krankenhaus und Pflege. Pflegeversicherungen in der heutigen Form werden sicherlich nicht ausreichen, um die finanziellen Belastungen zu schultern. Milliardenschwere Ausgaben sind erforderlich, um den demografischen Wandel zu meistern. Allein hierzulande wird der Investitionsbedarf für Pflegeheime auf ungefähr 70 Milliarden Euro geschätzt.

Mit Senioren Geld verdienen

Profitieren werden davon Hersteller von Produkten für alte Menschen und Betreiber von Seniorenheimen. Auf deren Aktien setzen Anleger mit dem Zertifikat Solactive Healthcare Facilities von Vontobel. Es konzentriert sich auf 15 globale Betreiber von Kliniken oder Pflege- und Vorsorgeeinrichtungen. Zu 62 Prozent wird in den USA, zu 17 Prozent in Europa und zu 21 Prozent in Australien und Neuseeland investiert. Größte Positionen sind die beiden franzö­sischen Seniorenheimanbieter Korian und Orpea sowie Amsurg (USA), Besitzer ambulanter Operationszentren. Seit Auflage im Juli 2014 ist das Papier trotz jüngster Korrektur von 20 Prozent noch 22 Prozent im Plus.

Noch bis 29. Oktober in der Zeichnungsphase ist das Senior- Care-Papier der BNP Paribas. Es umfasst mit 30 gleichgewichteten Aktien nicht nur mehr Titel, sondern ist auch in den Tätigkeitsfeldern breiter aufgestellt.

Neben Klinik- und Seniorenzentrenbetreibern sind Pharmawerte, Assekuranzen, Medizintechnik- und -servicefirmen sowie Immobilientitel vertreten. Der Schwerpunkt liegt auf US- Firmen mit 80 Prozent Gewicht, der Rest ist aus Europa, Hongkong und Neuseeland. Der Dialyseanbieter FMC ist einziges deutsches Mitglied. Der Großteil der Firmen bietet trotz der breiten Ausrichtung Medizinleistungen an, nur wenige aus den übrigen Sektoren sind dabei.

Wegen dieser Konzentration auf Medizin und die USA ist das nicht so gesundheitslastige und geografisch besser diversifizier- te Papier von Vontobel, das sich in der Praxis bewährt hat, vorzuziehen. Beide Zertifikate setzen aber auf einen Wachstumsmarkt und eignen sich für langfristig orientierte Käufer.

Investor-Info

Weltbevölkerung
Der vergreisende Planet

Die Zahl der Menschen, die 60 Jahre oder älter sind, nimmt immer mehr zu. Noch rascher als in den Industrieländern geschieht das in aufstrebenden Schwellenländern wie China, Brasilien, Chile oder Sri Lanka. Ausnahmen sind Süd- und Westasien. Ab 2020 wird der Anteil der Betagten an der Gesamtbevölkerung dank besserer Gesundheitsversorgung auch in Entwicklungsländern klettern.

Healthcare Facilities Papier
Auf Einrichtungen setzen

Das nicht währungsgesicherte Endloszertifikat von Vontobel bildet die Entwicklung von 15 weltweiten Betreibern von Kliniken und Pflegeeinrichtungen ab. Alle Unternehmen müssen mindestens eine Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro aufweisen. Die Dividenden werden reinvestiert. Einmal jährlich wird die Zusammensetzung überprüft und die Aktien werden gleichgewichtet. Das kostet ein Prozent per annum Managementgebühr. Bisher ging das Konzept auf.

Senior Care Zertifikat
Gesundheitslastig

30 Firmen, von denen die Mehrzahl aus dem Gesundheitsbereich stammt, sind im Senior Care Zertifikat (ISIN: DE 000 PS9 SEN 8) der BNP Paribas enthalten. Auch wenige Finanz- und Immobilientitel sowie Altersheimbetreiber umfasst das Papier. Das Endloszertifikat ist nicht devisengesichert. Einmal jährlich wird die Zusammensetzung geprüft und alle Aktien werden gleichgewichtet. Dafür verlangen die Franzosen ein Prozent Jahresgebühr. Die Dividenden werden reinvestiert. Das Agio bei Zeichnung bis 29. Oktober beträgt ein Prozent. Bekannteste Firmen im Zertifikat sind Novo Nordisk, St. Jude Medical, Orpea, Korian, Lifetech Scientific. Die Kapitalisierung beträgt mindestens 500 Millionen US-Dollar.