Zertifikat auf Kroatien: Tourismus treibt Börse
09.02.17 09:30 Uhr
Nachdem die Wirtschaft des Balkanstaats lange schwächelte, erholt sie sich jetzt nachhaltig. Das lässt die Aktienkurse klettern.
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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Fast unbemerkt von der Anlegergemeinde hat sich seit Mitte 2016 in Südosteuropa ein neuer Börsenstar herausgebildet. Kroatiens Leitindex Crobex ist seither um 30 Prozent gestiegen.
Lange Zeit bewegte sich die Börse in Zagreb nur seitwärts. Die Wirtschaft wuchs nach der Finanzkrise nur mäßig. Trotzdem wurden anders als in anderen Ländern Osteuropas keine Konjunkturprogramme aufgelegt. Daher dauerte es länger, bis die Wirtschaft wieder richtig Tritt fasste.
Nun aber geht es wieder aufwärts. 2016 legte das BIP um 2,7 Prozent zu, 2017 werden es wohl 2,9 Prozent sein. Auch das Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit ist mit jeweils 2,3 Prozent nur mäßig. "Die Erholung der Wirtschaft ist jetzt stabil und nachhaltig", lobt Henning Eßkuchen, Osteuropa-Analyst bei der Erste Group. Jedoch hatten die Kroaten auch Glück. Profitieren sie doch sehr von der Furcht der Touristen vor Reisen in die Türkei oder nach Nordafrika wegen Terrorismus. Das beschert dem Adriastaat einen Tourismusboom. Die Branche macht fast 20 Prozent vom BIP des Landes aus.
Zudem rufen die Kroaten verglichen mit anderen Ostländern relativ viel Geld aus EU-Kohäsionsfonds für Investitionen und Infrastrukturmaßnahmen ab. Nachdem sie 2015 fast alle Mittel ausgegeben haben, trug das zwar 2016 nur wenig zum BIP bei, 2017 steht aber wieder viel Geld zur Verfügung.
Die Löhne sind niedrig
Ein weiterer Vorteil, den die Firmen des Landes noch nutzen können, sind die im regionalen Vergleich geringen Löhne. Ursache dafür ist die hohe Arbeitslosigkeit von zwölf Prozent, die Arbeitnehmern nicht viel Verhandlungsspielraum lässt. Umgekehrt ist der Nachteil, dass der Konsum zwar stabil ist, aber nicht gerade brummt.Seit Oktober hat Kroatien nach vorgezogenen Neuwahlen auch wieder eine stabile Regierung, nachdem es vorher lange Zeit politische Querelen und Stillstand gegeben hatte. Die nationalkonservative Regierung hat sich den Bürokratieabbau auf die Fahnen geschrieben. Dieser soll aber nur der Beginn von Reformen zur Verbesserung des Geschäftsklimas sein.
Vieles spricht also für die Fortsetzung des Börsenaufschwungs. Zwar ist Kroatiens Wirtschaft stark vom Tourismus abhängig, derzeit deutet aber kaum etwas darauf hin, dass der Zustrom der Reisenden künftig ausbleibt.
Anleger können mit einem Endloszertifikat der Erste Group auf den Solactive-Kroatien-Index von der Rally profitieren (ISIN: AT 000 0A0 4P9 1). Das Barometer umfasst zehn der wichtigsten Unternehmen des Landes, die nach Kapitalisierung gewichtet werden. Kein Titel darf mehr als 20 Prozent Anteil haben. Halbjährlich wird das und die Zusammensetzung geprüft.
Industrie-, Telekom-, Tourismus- und Nahrungsmitteltitel dominieren im Papier. Es gibt keine Jahresgebühr, dafür entgehen Anlegern die Dividenden. Der Spread beträgt 2,4 Prozent. Es besteht ein Devisenrisiko.
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