Themenzertifikate: Hier zählt die Frauenpower!

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Das Schlaraffenland für weibliche Führungskräfte ist Norwegen. Dort waren Ende 2015 fast 47 Prozent der Positionen in Aufsichtsräten und Vorständen mit Frauen besetzt. An zweiter Stelle bei den Industrieländern liegt Frankreich mit 34 Prozent. Deutschland befindet sich mit 21  Prozent Anteil weit dahinter, aber noch vor den USA mit 16,6  Prozent. Auf den hinteren Rängen liegen Japan, Südkorea und lateinamerikanische Staaten. Im Schnitt sind 14,7 Prozent der Top-Positionen mit Frauen besetzt.

Vor allem im Konsum-, Gesundheits- und Finanzsektor sind Karrierefrauen stark vertreten, während sie im Rohstoff- und Industriebereich unter­repräsentiert sind. Das ergab eine Untersuchung von Credit Suisse bei 3.000 Unternehmen weltweit. Der Frauenanteil in Top-Positionen hat von 2005 bis 2014 stark zugenommen, doch seit zwei Jahren stagniert er. Dabei sind laut der Studie mehr Frauen im oberen Management ein Vorteil für die Aktionäre, da diese Firmen für Anleger mehr Rendite erzielen gegenüber konventionellen Konzernen. Auch die Dividenden dieser Firmen sind tendenziell höher. So stiegen die Kurse von Aktiengesellschaften mit mindestens 15 Prozent Spitzenmanagerinnen von 2009 bis 2016 etwas mehr als die von traditionellen Firmen; bei 25 Prozent Frauenanteil in Topjobs waren es 20 Prozentpunkte mehr, bei 33 Prozent sogar etwa 70 Prozentpunkte.

Den Effekt machen sich zwei Endloszertifikate von Vontobel und UBS zunutze. Vontobels ­Papier Top Executive Women (ISIN: DE 000 VT1 333 7) wurde schon Mitte 2011 emittiert und hat sich gut entwickelt. Es stieg um 43 Prozent und umfasst zwölf globale Konzerne, die jährlich gleich gewichtet werden, etwa Vestas Wind und Westpac Banking. 42  Prozent Gewicht hat Europa vor den USA und Australien mit je 25 Prozent. Seit Emission hinkt das Zertifikat dem DAX leicht hinterher, ist aber weniger volatil.

Frauen plus Dividenden

Auswahlkriterien sind neben Mindestliquidität, dass eine Frau als CEO oder Aufsichtsratschefin seit mindestens zwei Jahren amtiert, die Firmen in den vergangenen drei Jahren stets mit wachsender Tendenz ausschütteten und hohe Dividenden zu erwarten sind. 1,6 Prozent beträgt die Jahresgebühr, es gibt keine Devisensicherung, dafür die Dividenden.

Neu emittiert wurde das Global-Gender-Diversity-Zertifikat (ISIN: DE 000 UBS 1GD 0) von der UBS. Aus 3.100 globalen Firmen mit guter Handelbarkeit werden die 50 Konzerne ausgewählt, bei denen Frauen in der Geschäftsführung sitzen und die bezüglich Geschlechter­verteilung, Mitarbeiterförderung sowie sozialer und nachhaltiger Kriterien vorbildhaft sind. ­Rassismus und Mobbing sind Ausschlusskriterien. Alle drei Monate wird der Inhalt überprüft und die Titel gleich­gewichtet. Das kostet ein Prozent Gebühr per annum. Außerdem werden die Aktien herausgefiltert, die in den vergangenen zwölf Monaten am wenigsten volatil waren. Die Dividenden werden reinvestiert, es gibt keine Währungssicherung.

Aktuell ist Nordamerika mit fast 60 Prozent vertreten, Europa mit gut 30 Prozent und der Rest mit Australien. Das Papier verspricht unterdurchschnittliche Schwankungen, der Mix aus Frauen- und Nachhaltigkeitskriterien ist aber fragwürdig.