Kapitalschutz-Zertifikate: Der Preis der Sicherheit
Wegen des niedrigen Zinsniveaus müssen Anleger bei diesen Papieren kleinere Brötchen backen - oder sie gehen mehr Risiko ein.
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von Giam Hessami, Euro am Sonntag
Geld anlegen, vom europäischen Aktienmarkt profitieren und dabei keine Verluste machen - das ist mit Kapitalschutzpapieren auf den Euro Stoxx 50 möglich. Der Traum hat aber einen Haken: Im Zuge des schwachen Zinsniveaus erwirtschaften die Papiere derzeit nur überschaubare Renditen. Zudem fließen in die Indexberechnung keine Dividenden ein.
Während Anleger mit Garantiezertifikaten früher zu 100 Prozent an Kurssteigerungen des Basiswerts teilnahmen, ist heute weniger als die Hälfte drin. Ein Fachmagazin hat ermittelt, dass Kapitalschutzpapiere auf den Euro Stoxx 50 mit achtjähriger Laufzeit im Schnitt nur noch zu rund 44 Prozent an Kurssteigerungen partizipieren.
Hintergrund: Die Produkte bestehen aus einer Nullkuponanleihe, in die der größte Teil des Anlagebetrags fließt. Bei einer Nullkuponanleihe wird am Ende der Laufzeit der Nennwert der Anleihe ausgezahlt, der Ausgabekurs der Anleihe liegt unter dem Nennwert. Der restliche Betrag wird in eine Kaufoption (Call) auf den Basiswert investiert. Er soll für die Rendite sorgen. Je niedriger der Marktzins, desto teurer wird die Nullkuponanleihe und desto weniger verbleibt für den Kauf des Calls.
Schutz runter, Rendite rauf
Emittenten sind dazu übergegangen, Papiere ohne vollständigen Schutz anzubieten. So hat etwa die Bayern LB die Index-Protect90-Cap-Anleihe auf den Euro Stoxx 50 emittiert (ISIN: DE 000 BLB 3U2 6), die bis Dezember 2019 läuft. Anleger erhalten mindestens 90 Prozent des Nennbetrags zurück, egal wie sich der Index entwickelt. Sollte der Euro Stoxx 50 am Ende über seinem Startwert von 3.261 Punkten liegen, nehmen Anleger voll am Gewinn teil - aber nur bis zum Indexlevel von 3.913 Punkten. Diese Gewinnbegrenzung, auch Cap genannt, müssen sie in Kauf nehmen. Die Maximalrendite beträgt 6,5 Prozent per annum. Die Indexanleihe kostet 103,89 Prozent.
Anleger sollten beachten, dass sich die Kapitalgarantie nur auf den Nominalwert bezieht. Anstatt auf Papiere mit Teilschutz können Anleger auf ältere Garantiepapiere mit vollständigem Kapitalschutz zurückgreifen, die bereits deutlich über dem Nominalbetrag notieren.
Etwa auf das Kapitalschutz-Zertifikat von UBS auf den Euro Stoxx 50 (ISIN: DE 000 US5 3P4 5), das 111,47 Euro kostet und bis März 2019 läuft. Am Ende werden mindestens 100 Euro zurückgezahlt. Sollte sich der Index positiv entwickeln, partizipieren Anleger voll. Das Aufgeld des Papiers beträgt 4,24 Prozent. Wer kauft, sollte wissen, dass der Break-even erst bei 3.678 Punkten liegt. Erst ab diesem Indexlevel sind Anleger in der Gewinnzone.
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