Reverse-Bonuszertifikate: Für Börsenflauten prädestiniert
Schwächeln EuroStoxx 50 oder DAX, erzielen Anleger dank der Konstruktion der Bonus-Papiere trotzdem Erträge.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Die Aktienmärkte zeigen sich schlapp. Zu sehen ist das an den Kurscharts des deutschen und des europäischen Leitindex. Während es bis Mai steil bergauf ging, scheint momentan die Luft raus zu sein.
Anleger, die weder dem Euro Stoxx 50 noch dem DAX für die kommenden Monate ein besonderes Aufwärtspotenzial zutrauen, können sich entsprechende Reverse-Bonuszertifikate einmal genauer ansehen. Mit diesen erzielen sie Gewinne, wenn die Kurse seitwärts und abwärts laufen.
Auf den Kopf gestellt
Wie die englische Bezeichnung "Reverse" (zu Deutsch: Kehrseite, Gegenteil) schon andeutet, stellen diese Papiere das Prinzip von klassischen Bonuszertifikaten auf den Kopf.
Die Barriere, die den Bonus zum Laufzeitende sichert, befindet sich bei den Reversepapieren oberhalb des aktuellen Basiswertkurses - und nicht unterhalb wie bei herkömmlichen Bonuszertifikaten. Wenn der Basiswert, auf den sich das Zertifikat bezieht, diese festgelegte Kursmarke bis zum Laufzeitende nicht berührt, erhalten Anleger eine Bonuszahlung. Investoren sollten daher bei den Reversepapieren fest davon ausgehen, dass der Basiswert während der Laufzeit niemals die Barriere erreicht.
Szenariorechnungen hilfreich
Beispiel Euro Stoxx 50: Der Index, der die 50 größten börsennotierten Unternehmen aus der Eurozone enthält, notiert derzeit bei rund 3.500 Punkten.
Für Anleger, die glauben, dass das Börsenbarometer bis Mitte Dezember 2017 zu keinem Zeitpunkt die Marke von 3.800 Punkten erreicht, könnte das Reverse-Bonuszertifikat von BNP Paribas interessant sein (ISIN: DE 000 PR4 G6H 8).
Erfüllt sich die Erwartung, dann erhalten Anleger pro Zertifikat 32 Euro zurück. Beim aktuellen Kaufpreis von 31,05 Euro ergibt sich daraus eine Rendite von rund drei Prozent; dies entspricht einer jährlichen Rendite von etwa acht Prozent.
Wird die Barriere bei Reversepapieren verletzt, können aber relativ hohe Verluste entstehen. Dann nehmen Anleger negativ an der prozentualen Kursentwicklung des Basiswerts teil, bezogen auf den Startpreis bei Emission des Zertifikats. Für das obige Beispiel heißt das: Je weiter der Euro Stoxx 50 steigt, desto größer ist der Verlust.
Bei diesen Papieren ist es hilfreich, die beispielhaften Szenarioberechnungen in den Produktinformationsblättern der jeweiligen Zertifikateemittenten unter die Lupe zu nehmen. Dort bekommt man eine genauere Vorstellung davon, wie hoch die Gewinne oder Verluste ausfallen können.
Wer davon ausgeht, dass der DAX bis Mitte März 2018 nicht die 13.000-Punkte-Marke erreicht, für den könnte sich ein anderes Reverse-Bonuszertifikat von BNP Paribas eignen (ISIN: DE 000 PR4 GTC 6). Geht die Rechnung auf, dann winkt eine Bonusrendite von rund sieben Prozent beziehungsweise etwa elf Prozent per annum.
Rendite und Risiko
Generell gilt: Je näher die Barriere am aktuellen Kurs des Basiswerts liegt, desto riskanter ist das Investment. Das Risiko erhöht sich zudem mit der Länge der Laufzeit. Hohe Risiken haben aber auch eine positive Kehrseite: Die Renditemöglichkeiten steigen.
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